Bern – Die Lage der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) hat sich aufgrund der Frankenstärke weiter zugespitzt. Der Druck auf die Exportpreise und damit auf die Margen nimmt weiter zu, teilte der Verband Swissmem am Mittwoch mit. Im zweiten Quartal 2011 ist der Auftragseingang in der MEM-Industrie erstmals seit fünf Quartalen zurückgegangen.
Gegenüber der Vorjahresperiode sanken die Auftragseingänge im zweiten Quartal um 2,6%, nachdem sie im ersten Quartal noch um 27% zunahmen. Insgesamt resultiert nach Swissmem-Angaben im ersten Halbjahr 2011 ein Anstieg der Bestellungseingänge um 12%.
Exportpreise seit 10 Quartalen rückläufig
Die Umsätze seien in der ersten Jahreshälfte moderat um 3,7% gewachsen. Der Grund liege in dem seit Monaten wachsenden Druck auf den Exportpreisen. Alleine im zweiten Quartal sanken sie um durchschnittlich 4,9%. Mittlerweile seien die Exportpreise seit zehn Quartalen rückläufig.
Stimmung verschlechtert sich
In einer Umfrage zu den Aussichten in der MEM-Industrie gaben knapp 28% der befragten Unternehmen eine pessimistische Einschätzung in den Geschäftserwartungen ab. Im ersten Quartal äusserten sich 14% negativ zum Ausblick.
Frankenstärke bedroht viele Unternehmen in ihrer Existenz
Die deutlich eingetrübte Stimmungslage in der MEM-Branche und die weltweite Abkühlung der Konjunktur würden darauf hinweisen, dass der Industrie schwierige Monate bevorstehen, so die Mitteilung weiter. Zudem bedrohe die Frankenstärke die Existenz vieler Unternehmen und damit viele Arbeitsplätze.
SNB-Vorgehen begrüsst
Der Industrie helfe kurzfristig einzig eine deutliche Abschwächung des Schweizer Frankens. Der Branchenverband begrüsse daher ausdrücklich das Vorgehen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zur Schwächung des Schweizer Frankes. Von der SNB erwarte Swissmem, dass sie den eingeschlagenen Weg konsequent weiter verfolgt. Falls nötig, müsse sie ihr Vorgehen verschärfen.
Auch das Vorgehen des Bundesrates findet Zustimmung. Swissmem erwarte nun von der Arbeitsgruppe des Bundesrates, dass ein Teil des unlängst angekündigten Hilfspaketes auf kurzfristig wirkende Massnahmen ausgerichtet wird, um Unternehmen zu entlasten, die aufgrund der Frankenstärke akut in ihrer Existenz bedroht sind.
Personenfreizügigkeit für MEM-Industrie überlebenswichtig
Ausserdem legte Swissmem die Resultate einer Umfrage zur Personenfreizügigkeit mit der EU vor. Diese ist demnach für Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie überlebenswichtig. In 86% der MEM-Unternehmen mit über 250 Angestellten kommen über 10% der Belegschaft aus der EU. Von den kleineren Firmen weisen 65% EU-Personal über der 10-Prozent-Marke aus. Im überwiegenden Mass sind diese Leute hochqualifiziert, mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss oder guter Fachausbildung.
Unerlässliche Mitarbeiter
Zu Zeiten, wo 79% der grossen Firmen und 65% der KMU über Fachkräftemangel klagen, sind diese Mitarbeitenden unerlässlich. 67% der grösseren Firmen gaben an, der Fachkräftemangel beeinträchtige die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens. Bei den kleineren Betrieben machten 65% diese Aussage.
Sollte das Personenfreizügigkeitsabkommen abgeschwächt werden, wie dies die SVP anpeilt, sieht der Grossteil der befragten MEM-Firmen gravierende Nachteile auf sich zu kommen. 45% der Grossfirmen fürchtet eine Schwächung der Innovationskraft, 42% einen erhöhten Verlagerungsdruck und 25% höhere Lohn- und Administrationskosten. Bei den kleineren Unternehmen gehen 38% von geschwächter Innovationskraft aus, 35% von erhöhtem Verlagerungsdruck und 31% von höheren Lohn- und Verwaltungskosten. (awp/mc/pg)