(Foto: Swissmem)
Zürich – Die Umsätze in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) sanken im ersten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8,1 Prozent. Besonders stark brachen die Auftragseingänge ein, die sich um 17,1 Prozent reduzierten. Noch viel belastender für die Unternehmen ist der massive Druck auf die Margen. Fast zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit Margeneinbrüchen von mindestens vier Prozentpunkten. Das führt dazu, dass 31 Prozent der MEM-Firmen für 2015 mit einem operativen Verlust rechnen. Damit bestätigen sich die Befürchtungen, dass die erneute Frankenstärke in der MEM-Branche sichtbare Spuren hinterlassen wird. Leider gibt es bisher kaum Anzeichen aus der Politik, dass sie den Werkplatz Schweiz mit besseren Rahmenbedingungen unterstützen will. Swissmem fordert die Politik auf, die Anliegen der Industrieunternehmen und ihrer Verbände endlich ernst zu nehmen.
Die Auftragseingänge in der MEM-Industrie reduzierten sich im ersten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um hohe 17,1 Prozent. Sicherlich verbirgt sich ein gewisser Basiseffekt hinter diesem Rückgang, da das Vergleichsquartal sehr gut war. Allerdings sank der Index bei den Bestellungseingängen auf den tiefsten Stand seit 2011 ab. Auch die Umsätze entwickelten sich im ersten Quartal 2015 negativ. Sie reduzierten sich im Vergleich zum ersten Quartal 2014 um 8,1 Prozent. Von sinkenden Aufträgen und Umsätzen sind Grossfirmen und KMU gleichermassen betroffen. Die Kapazitätsauslastung ist aufgrund der guten Bestellungseingänge des vergangenen Jahres noch relativ hoch und lag im April 2015 bei 87,6 Prozent, was nur leicht unter dem Jahresdurchschnitt von 2014 liegt (88,2%).
Unterschiedliche Entwicklung der Exportmärkte
Die Exporte der MEM-Industrie reduzierten sich gemäss den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung im ersten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1,4 Prozent und erreichten einen Warenwert von 15,9 Milliarden Franken. Die wichtigsten Absatzregionen entwickelten sich sehr unterschiedlich. Die Ausfuhren nach Asien (+9,7%) und in die USA (+9,5%) zogen kräftig an. Diese erfreuliche Entwicklung konnte aber den deutlichen Exportrückgang in die EU (-4,9%) nicht ganz kompensieren. Betrachtet man die einzelnen Produktbereiche, so sanken die Ausfuhren des Maschinenbaus substanziell (-8,5%). Auch die Exporte von Metallen (-3,3%) und Produkten aus dem Bereich Elektrotechnik/Elektronik (-2,4%) gingen zurück. Einzig die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten stiegen leicht an (+2,6%).
Trübe Aussichten
Die nun vorliegenden Geschäftszahlen des ersten Quartals 2015 bestätigen die von Swissmem nach Aufhebung des Mindestkurses geäusserten Befürchtungen. Swissmem rechnet damit, dass im zweiten Halbjahr die Kurzarbeit in der MEM-Branche deutlich zunehmen wird. Was aus den Zahlen nicht ersichtlich wird, ist der massive Druck auf die Margen. In einer im März 2015 durchgeführten Umfrage unter den Swissmem-Mitgliedfirmen gaben fast zwei Drittel (63%) der Unternehmen an, dass sie aufgrund der Frankenstärke mit Margenverlusten von mindestens vier Prozentpunkten rechnen. Das führt dazu, dass fast ein Drittel (31%) der befragten Firmen für 2015 von einem operativen Verlust ausgeht.
Die meisten Unternehmen haben in den vergangenen drei Jahren bereits grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Die nun sichtbaren Konsequenzen der erneuten Frankenstärke nähren die Befürchtung, dass die künftigen Massnahmen der Firmen tiefgreifende, strukturelle Konsequenzen für die Schweizer MEM-Industrie haben könnten. Gemäss der im März 2015 durchgeführten Umfrage beabsichtigen 16 Prozent der MEM-Betriebe zumindest Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland zu verlagern, falls der Wechselkurs auf dem Niveau von 1.05 CHF/Euro verharren sollte. Bei einer Wechselkursparität würden 28 Prozent der Firmen einen solchen Schritt einleiten.
Wann erwacht die Politik?
Die Unternehmen sind jetzt dabei, die nächsten Schritte zu planen und werden die notwendigen Entscheide schon bald fällen. Leider gibt es bisher kaum Anzeichen, dass die Politik den Werkplatz Schweiz mit besseren Rahmenbedingungen unterstützen will. Jüngste Beispiele sind die von der nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben beschlossenen Kürzungen der Mittel für die Exportförderung sowie Kürzungen im e-Government, wovon sich insbesondere KMU administrative Entlastungen erhofft hatten. Die Swissmem-Forderung nach einem Ausbau der Innovationsförderung durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) ist im Bundeshaus weitgehend ungehört verhallt. Hinzu kommt eine weitere Verwässerung des «Cassis-de-Dijon-Prinzips» durch den Nationalrat. Dieses hat zwar wenig mit der MEM-Industrie zu tun, beweist aber den Unwillen der grossen Kammer, den Wettbewerb sowie die internationale Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen zu fördern. Die Grundhaltung, Unternehmen primär zu be- statt zu entlasten, zeichnet diverse politische Gruppierungen aus, was sich in mehreren offenen Dossiers niederschlägt. Es beginnt bei der Energiepolitik und setzt sich über das Arbeitsrecht, die Erbschaftssteuer-Initiative bis hin zur kritischen Haltung gegenüber neuen Freihandelsabkommen munter fort.
Swissmem fordert die Politik auf, endlich die Augen zu öffnen, die hohen Belastungen auf wichtigen Teilen der Wirtschaft zu erkennen und die Anliegen des Werkplatzes ernst zu nehmen. Erste, positive Signale dahingehend wären eine Reduktion der Karenztage bei der Kurzarbeit, die Verlängerung der maximalen Bezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung auf 18 Monate sowie eine Aufstockung der Mittel für die KTI.
Falls kein verbindlicher Kurswechsel in der Politik stattfindet, dürften viele anstehende Entscheide der Unternehmen zu Ungunsten des Standortes Schweiz ausfallen – mit gravierenden langfristigen Folgen für die Industrie sowie für die Schweizer Volkswirtschaft. Und nicht zuletzt fordert Swissmem die SNB auf, alles in ihrer Macht stehende tun, um die massive Überbewertung des Franken rasch zu reduzieren. (Swissmem/mc/ps)