Zug – Die Industriegruppe Metall Zug plant einen tiefgreifenden Umbau und eine Verselbstständigung von Geschäftsbereichen. So könnte die Sparte Haushaltsapparate V-Zug an die Börse gebracht werden. Ein solcher Schritt ist aber frühestens im zweiten Quartal 2020 zu erwarten.
Metall Zug will sich in den nächsten Jahren «bei gewissen Beteiligungen» auf die Rolle des Ankeraktionärs zurückziehen, erklärte Verwaltungsratspräsident Heinz Buhofer am Donnerstag vor den Medien. Die Transformation soll über mehrere Jahre vollzogen werden.
Als erstes ins Auge gefasst wird ein Börsengang der traditionsreichen Haushaltapparatesparte «V-Zug». An dieser will Metall Zug zwar auch nach einer Kotierung eine substanzielle Beteiligung halten, die Mehrheit soll aber den Aktionären zugeteilt werden. Denkbar sei, dass Metall Zug zusammen mit den Mitgliedern der Familie Buhofer weniger als 50 Prozent halten könnten, sagte der VR-Präsident weiter. Details sollen in den nächsten Monaten erarbeitet werden.
Industriekonglomerat
Das Industriekonglomerat Metall Zug befindet sich schon seit längerem in einem Transformationsprozess. Zum Portfolio gehören neben Waschmaschinen und Kochherde auch Systemlösungen für Spitäler und die Pharmaindustrie (Belimed) oder Maschinen für die Herstellung von Kabelbäumen zur Verwendung in Autos oder Telekomanlagen (Schleuniger).
Die letzte Reorganisation ging gerade erst über die Bühne: Auf Anfang 2019 hat Metall Zug das Belimed-Geschäft mit der Pharmaindustrie, zuletzt das eigentliche Sorgenkind, in einen eigenen Geschäftsbereich abgespaltet. Der bei Belimed verbliebene Teil bietet Produkte für Spitäler an.
Weitere Bereiche von Metall Zug sind Medical Devices (Medizintechnik) sowie Technologiecluster & Infra, in dem der Immobilienbesitz zusammengefasst werden.
Umsatz erstmals über 1 Milliarde
Daneben veröffentlichte die Gesellschaft auch ihre Resultate zum Geschäftsjahr 2018, das im Urteil von Buhofer nur auf den ersten Blick «ordentlich» aussieht. So stieg der Umsatz dank der Akquisition der Haag-Streit Gruppe um gut 25 Prozent auf 1,20 Milliarden Franken.
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT stieg nicht zuletzt dank des Wegfalls von Restrukturierungskosten aus dem Jahr 2017 gar um 69 Prozent auf 89,3 Millionen Franken. Unter dem Strich resultierte aber ein um 6,1 Prozent tieferer Reingewinn von 63,6 Millionen Franken. Es war das Finanzergebnis von minus 30,4 Millionen Franken, das den Gewinn verhagelte.
Buhofer war nota bene gerade mit der Entwicklung bei V-Zug nicht glücklich. Dort sei die Einführung einer Software von SAP alles andere als reibungslos abgelaufen. Kunden konnten deshalb nicht zufriedenstellend bedient werden. Entsprechend resultierte nur ein kleines Umsatzwachstum von 1,0 Prozent auf 594 Millionen. Die EBIT-Marge verringerte sich sogar um 210 Basispunkte auf 8,3 Prozent.
Starkes Wachstum bei Wire Processing
Wirklich zu glänzen vermochte lediglich Wire Processing. Schleuniger steigerte die Bruttoerlöse um 23 Prozent auf 222,3 Millionen und die EBIT-Marge stieg um 80 Basispunkte auf 12,5 Prozent.
Für das Jahr 2019 rechnet das Management von Metall Zug mit einem schwierigen und unsicheren Umfeld. Die Visibilität sei sehr gering, sagte Finanzchef Daniel Keist. Aufgrund der Transformation wird auf eine Aussage zum Betriebsergebnis 2019 verzichtet.
Die Aktien reagierten mit Kursavancen von 2,9 Prozent auf die Ankündigung einer Kotierung von V-Zug; der Gesamtmarkt (SPI) notiert am Mittag 0,15 Prozent tiefer. Sie würden diesen Schritt begrüssen, da zwischen den vier Segmente keine Synergien vorhanden seien und die Investitionen nach der Übernahme von Haag-Streit komplexer würden, schreiben die Analysten von der Bank Vontobel. Die Zahlen selbst, insbesondere der Margenrückgang bei V-Zug, erfüllten deren Erwartungen indes nicht. (awp/mc/pg)