«Wir treten in ein neues Zeitalter ein»: Peter Pauli, CEO Meyer Burger Technology AG. (Bild: Meyer Burger)
Zürich – Die Chefs des Solarzulieferers Meyer Burger sind überzeugt, dass die Solarbranche bald aus der tiefen Krise findet und vor einem Aufschwung steht. Im Jahresabschluss 2014 dürfte sich dieser jedoch noch kaum niederschlagen. Der Generalversammlung soll die Schaffung von neuem genehmigtem Kapital vorgeschlagen werden.
«Es war grottenschlecht», kommentierte Meyer-Burger-Verwaltungsratspräsident Peter M. Wagner den Geschäftsabschluss 2013 am Montag an der Bilanzmedienkonferenz. Meyer Burger hatte – wie am vergangenen Mittwoch berichtet – im Geschäftsjahr 2013 einen über zwei Drittel tieferen Umsatz von 202,7 Mio CHF erzielt.
Auf Stufe EBIT wurde ein gegenüber dem Vorjahr gut 50% höherer Verlust von 196,8 Mio CHF verbucht. Dieser erreichte somit fast die Höhe des Umsatzes. Auch unter dem Strich schrieb der Konzern erneut tiefrote Zahlen: Es resultierte ein fast 50% höherer Reinverlust von 162,8 Mio CHF – trotz eines Steuerertrags von 48,5 Mio CHF.
«Wir stehen im Sonnenaufgang»
«Meyer Burger kämpft aber nicht ums Überleben», sagte CEO Peter Pauli. Ganz im Gegenteil sei mehr als ein Silberstreifen am Horizont zu sehen: «Wir stehen im Sonnenaufgang.» Es entstünden Massenmärkte, die grosse Volumen ermöglichten. Die Fotovoltaiktechnologie sei nun wettbewerbsfähig, weshalb sie auch in neuen Märkten im Sonnengürtel der Welt eingesetzt werde. «Wir treten in ein neues Zeitalter ein», sagte Pauli.
Der CEO skizzierte eine mögliche zusätzliche weltweite Solarenergie-Produktionsbasis mit einer Leistung von 186 Gigawatt. Jedes neu installierte Gigawatt ermögliche Meyer Burger laut Pauli einen Umsatz von 550 Mio bis 650 Mio CHF.
Doch er bat um Geduld: «Der Faktor Zeit macht uns zu schaffen.» Als Gründe wurden politische Entwicklungen und Probleme bei der Finanzierung genannt, die viele Kunden hätten. Meyer Burger erwartet für das laufende Jahr laut CFO Michel Hirschi nur «eine Verbesserung des Geschäfts». Er wollte dies nicht weiter quantifizieren.
Bessere Ausgangslage
Zuversicht schöpfen die Meyer-Burger-Chefs aus der Entwicklung des Auftragseingangs. Gegen Ende des Jahres 2013 zeigte sich eine deutliche Steigerung: So war der Dezember mit Bestellungen in der Höhe von 87 Mio CHF mit Abstand der erfolgreichste, der November mit 36 Mio der zweitbeste. «Wir starteten deshalb bereinigt mit einer wesentlich besseren Ausgangslage ins neue Jahr», sagte Hirschi.
In den ersten beiden Monaten erhielt Meyer Burger zudem Bestellungen in der Höhe von je gut 20 Mio CHF. Dieser Wert war gegenüber jenen vom Jahresende zwar tiefer, weil keine Grossaufträge verbucht werden konnten. Im Vorjahresvergleich seien diese Zahlen allerdings «gut», so Hirschi. Damals seien nur halb so hohe Werte verbucht worden.
Positiver EBITDA frühestens 2015
Ein positiver EBITDA sei für das laufende Jahr unrealistisch, weil im letzten Jahr Aufträge mit unterdurchschnittlichen Margen angenommen worden seien. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, sei deshalb ein Jahresumsatz von rund 500 Mio CHF nötig statt der 400 Mio bis 450 Mio, für die die Kostenbasis errichtet worden sei. Frühestens 2015 rechnet Meyer Burger mit einem positiven Ergebnis auf Stufe EBITDA.
Die Kosten wurden jedoch bereits 2013 stark heruntergefahren. «Die Zitrone wurde nicht ausgepresst, sondern es wurden Teile abgeschnitten», sagte CFO Hirschi. Er bezifferte die Reduktion auf knapp 100 Mio CHF, wobei allein der Personalaufwand um über ein Fünftel abnahm. Seit Beginn der Solarkrise im Jahr 2011 sank die Zahl der Angestellten um über 1000 auf 1781.
Neues genehmigtes Kapital
Der finanzielle Zustand der Firma bezeichnete die Firmenleitung als solid. Die Kapitalerhöhung von vergangener Woche begründete Verwaltungsratspräsident Wagner mit der angestrebten Flexibilität: «Sollten grosse Projekte kommen, die Vorfinanzierungen erfordern, brauchen wir das Geld.» Die Kapitalerhöhung wurde aus dem genehmigten Kapital durchgeführt. Wagner will der GV wieder die Schaffung von genehmigtem Kapital vorschlagen. Weitere Details gab er nicht bekannt.
An der Schweizer Börse wurden die Nachrichten negativ aufgenommen. Die Meyer-Burger-Papiere büssten bis 13.30 Uhr 5,4% auf 13,20 CHF ein, während der SPI nur um 0,61% nachgab. Das Unternehmen ist aber immer noch über 1 Mrd CHF wert. (awp/mc/ps)