Meyer Burger schliesst Produktion in Thun – bis zu 180 Jobs weg

Meyer Burger schliesst Produktion in Thun – bis zu 180 Jobs weg
Meyer Burger: Solar-Technologiezentrum Thun. (Bild: Meyer Burger)

Thun – Mit einem neuen Kosteneffizienzprogramm senkt der Solarindustriezulieferer Meyer Burger sein Risiko, bei schlechter Auslastung die hohen Fixkosten von Fabriken tragen zu müssen. Hauptbestandteil des Sparprogramms ist die Auslagerung der Drahtsägenproduktion nach China. Die Produktionsaktivitäten in Thun werden vollumfänglich eingestellt.

Mit der Verlagerung der Produktion folgt Meyer Burger dem Markt: So werden gemäss Meyer Burger 85% der Photovoltaik-Wafer in Asien hergestellt, hauptsächlich in China. Meyer Burger schliesst daher die keineswegs ausgelastete Produktionskapazitäten für Diamantdrahtsägen in Thun und siedelt diese nach China über. Angedacht sei derzeit ein Outsourcing der Produktion an einen Partner, hiess es bei Meyer Burger auf Anfrage. Dadurch könnten flexiblere Kostenstrukturen sowie eine Reduktion der Lieferzeiten und -kosten erreicht werden.

Zu Veränderungen kommt es mit dem jüngsten Kosteneffizienzprogramm aber nicht nur im Geschäftsbereich Wafering: Im Bereich Module wird das Unternehmen alle Ressourcen auf die Weiterentwicklung der SmartWire Connection Technologie (SWCT) zu einem Industriestandard konzentrieren. Produkte mit schlechten Margen werden im Gegenzug aus dem Portfolio gestrichen, wie es bei Meyer Burger auf Anfrage hiess.

Im Bereich Solarsysteme schliesslich, der ausschliesslich auf den Schweizer Markt ausgerichtet ist und gebäudeintegrierte Photovoltaik-Applikationen anbietet, wird die Produktion von Solarpanels in Thun eingestellt. Zudem werden strategische Alternativen für den umsatzmässig kleinen Geschäftsbereich geprüft.

Gewerkschaften fordern Erhalt der Stellen in Thun
Die Produktionsschliessung in Thun soll voraussichtlich bis Ende 2018 erfolgen. Vom geplanten Abbau sind gemäss Meyer Burger maximal 180 Stellen betroffen – hauptsächlich solche in der Produktion, der Logistik, im Einkauf und in der Produktionsplanung.

Im Communiqué schreibt das Unternehmen, erste Gespräche mit Arbeitnehmervertretern hätten bereits stattgefunden hätten und man sei darum bemüht, die Personalmassnahmen möglichst sozialverträglich umzusetzen. In Thun fokussiert Meyer Burger fortan auf den globalen Verkauf, auf die Forschung und Entwicklung sowie Headquarter-Funktionen.

Die Gewerkschaft Unia forderte am Donnerstag die sofortige Bildung einer Task Force sowie die Verlängerung der Konsultationsfrist. Dies mit dem Ziel, möglichst viele Stellen in Thun erhalten zu können.

Flexibilisierung der Kosten
Bei Meyer Burger verursacht das Kosteneffizienzprogramm einmalige Kosten von insgesamt zirka 50 Mio CHF. Der Grossteil davon besteht aus Wertberichtigungen von Warenvorräten, Immobilien sowie immateriellen Anlagen und wird im laufenden Geschäftsjahr verbucht. Die bisherige Guidance für den Umsatz 2017 bestätigt Meyer Burger, das heisst es wird weiter mit Verkäufen im Umfang von 440 bis 460 Mio CHF gerechnet. Wegen der Sonderkosten rechnet Meyer Burger nun aber mit einem EBITDA von 5 bis 15 Mio CHF (bisher 30 bis 45 Mio CHF).

Die Umsetzung des Kosteneffizienzprogramms soll auf Stufe EBITDA pro Jahr einen positiven Einfluss von rund 10 Mio CHF erzeugen. Meyer-Burger-CEO Hans Brändle strich dabei aber hervor, dass es bei der Produktionsauslagerung weniger um diesen Betrag, als um eine «deutliche Flexibilisierung der Kosten» ginge. «Wir senken dabei insbesondere das Risiko, dem wir bei einer Unterlastung ausgesetzt sind.»

Uneinheitliche Kostenentwicklung
Die Reaktion der Börse auf das Kosteneffizienzprogramms fällt nicht eindeutig aus. Nach Handelsbeginn fielen die Aktien von Meyer Burger um über 9%. Die Verluste wurden danach aber zum Teil wieder wettgemacht: Zu Börsenschluss notierten die Papiere 4,9% bei 1,75 CHF, nachdem sie vorübergehend sogar auf das Kursniveau des Vorabends geklettert waren.

Analysten beurteilten das Kosteneffizienzprogramm von Meyer Burger als grundsätzlich positiv für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ein. Bei Vontobel wird aber darauf hingewiesen, dass die Optimierung sich vor allem auf die Sägenproduktion beziehe, die im Modell der Bank künftig gerade noch etwa 10% oder sogar weniger des Umsatzes ausmachen wird. (awp/mc/ps)

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