Gwatt – Der Solarzellenhersteller Meyer Burger hat im ersten Halbjahr wegen der Neuausrichtung des Geschäfts rote Zahlen geschrieben. Das soll sich bald ändern.
Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 37,2 Millionen Franken, wie das Berner Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das ist fast gleich viel wie im Vorjahressemester (-37,4 Millionen).
Der Grund für den anhaltenden Verlust war, dass wegen der Neuausrichtung des Geschäfts hohe Kosten anfielen, jedoch nur geringe Einnahmen mit dem auslaufenden Geschäft verbucht werden konnten. Der Umsatz schmolz auf 18,0 Millionen Franken zusammen, nachdem er in der Vorjahresperiode noch 51 Millionen betragen hatte.
Transformation abgeschlossen
Meyer Burger stellt sich bekanntlich neu auf und hat sich dafür auch die notwendigen finanziellen Mittel besorgt. Aus einem Zulieferer für die Solarindustrie wird selber ein Produzent von Solarmodulen. Erste von Meyer Burger in zwei neuen Fabriken in Ostdeutschland hergestellte Module sind im Juli ausgeliefert worden – also erst zu Beginn des zweiten Semesters.
«Wir haben die strategische Transformation des Geschäftsmodells abgeschlossen, und sind sehr erfolgreich mit dem Vertrieb der Solarmodule gestartet», sagte CEO Gunter Erfurt am Donnerstag der Nachrichtenagentur AWP.
Schon kurzfristig gebe es Rückenwind. So sei man mit den vorliegenden Bestellungen aus Europa und den USA bis weit in das vierte Quartal 2021 hinein vollständig ausverkauft. Was dies in Franken für den Jahresumsatz 2021 bedeutet, wollte der CEO aber nicht sagen.
Gute Endnachfrage
Auch langfristig seien die Perspektiven gut, wurde betont. So habe man inzwischen 30 Grosshändler auf der Kundenliste. Das Ziel seien 50. Doch diese würden nicht bloss ihre Lager auffüllen, um später allenfalls an Installateure zu verkaufen, sagte der Firmenchef. «Auch die Endnachfrage ist gut.» Ein Beleg dafür sei, dass zum Teil bereits nachbestellt werde.
Zudem sei bereits spürbar, dass es die Installateure schätzten, mit einem europäischen Anbieter direkt sprechen zu können. Das Gros der Anbieter von Solarmodulen stammt bekanntlich aus Fernost.
Fabriken laufen rund um die Uhr
Keine Sorgen machen dem Firmenchef die kürzlich vermeldeten Verzögerungen beim Hochfahren der Produktion in den beiden Fabriken in Ostdeutschland. «Diese sind nicht substanzieller Natur», sagte Erfurt. Die fehlenden Teile seien inzwischen auch eingetroffen.
Er betonte ausserdem, dass die Fabriken an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr liefen. Auch die notwendigen 350 Mitarbeiter seien gefunden worden.
Alles in allem gibt es laut dem Firmenchef keine Gründe, um an den ambitionierten Zielen etwas zu ändern. Konkret peilt das Unternehmen für 2023 einen Umsatz von mindestens 550 Millionen Franken an, für 2027 dann von mindestens 2 Milliarden. Schon vorher, nämlich im Jahr 2022, strebt Meyer Burger die Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. «Unsere Ambition ist es, im kommenden Jahr die Gewinnschwelle zu erreichen», wiederholte Erfurt früher gemachte Aussagen. Gehen die ambitionierten Pläne des CEO auf, soll die «Tradition» der roten Zahlen bei Meyer Burger also schon bald zuende gehen. Letztmals schrieb das Unternehmen 2011 einen Jahresgewinn.
An der Börse werden die Pläne wohlwollend aufgenommen. Die Papiere verteuern sich am Donnerstagmorgen (10.30 Uhr) um rund 3 Prozent. Seit Anfang Jahr haben sie somit gut ein Fünftel an Wert gewonnen. (awp/mc/ps)