Für Meyer Burger gibt es in Europa derzeit nichts mehr zu holen

Bei Meyer Burger drohen die Lichter auszugehen. (Foto: Meyer Burger)

Thun – Die Solarindustrie befindet sich im Umbruch. Weil China und die USA massiv Subventionen in die Branche pumpen, sieht auch der Schweizer Konzern Meyer Burger seine Zukunft in Übersee. Damit der Plan aufgeht, muss aber erst einmal die geplante Kapitalerhöhung durchgewunken werden.

Wie dramatisch die Lage bei Meyer Burger tatsächlich ist, zeigt ein Blick auf die schockierend tiefrote Bilanz für 2023. Unter dem Strich steht ein sehr hoher Verlust von 291,9 Millionen Franken (VJ -69,9 Mio).

Zudem verbrennt das Unternehmen viel zu viel Geld: Die flüssigen Mittel betrugen Ende Februar 82 Millionen, Ende 2023 waren es noch 150 Millionen. Kostensenkungen sind also mehr als dringend.

Werk in Freiberg steht still
Kein Wunder, dass das Management die Schliessung des Standorts in Freiberg im ostdeutschen Bundesland Sachsen vorantreibt. Das dürfte für Erleichterung sorgen. Nach einigem Hin und Her steht die Produktion dort nun still.

Für die Belegschaft ist das eine Hiobsbotschaft. 500 Menschen werden wohl ihren Arbeitsplatz verlieren. Hilferufe an die deutsche Politik verhallten bislang ungehört.

Und das obwohl die deutschen Solarhersteller wegen der Konkurrenz aus China massiv unter Druck stehen. Die Chinesen überschwemmen derzeit den Markt mit Dumpingpreisen. Ein Grossteil der Module aus China werde jedoch mit Zwangsarbeit hergestellt, kritisierten in Deutschland tätige Solarfirmen jüngst. Zudem fördere der chinesische Staat die Produktion dort mit immensen Subventionen. Trotzdem konnte sich die deutsche Bundesregierung bislang nicht zu einer Förderung von Solarprodukten aus heimischer Produktion durchringen.

«Unser Kontinent ist leider der einzige, der die strategische Bedeutung der Solarenergie noch nicht erkannt hat», sagte Meyer-Burger-Geschäftsführer Gunter Erfurt am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Mit dem «Prinzip Hoffnung» als Strategie könne er aber nicht arbeiten, begründete Erfurt den Schliessentscheid.

Gang in die USA
Sein Glück will der Manager mit seinem Unternehmen nun in den USA suchen. Dort treffe man auf eine ganz andere Situation. «Das Land hat die Bedeutung dieser Technologie für die nächsten Jahrzehnte erkannt und tut, was es tun muss», sagt der Manager. Im Rahmen des «Inflation Reduction Act» würde die heimische Industrie massiv unterstützt und neu angesiedelt.

Meyer Burger hat die Investitionen in den USA bereits vor einigen Jahren in die Wege geleitet. So soll die Produktion im neuen Werk in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona planmässig im zweiten Quartal 2024 starten. Der Ramp-up der Zellproduktion in Colorado Springs soll gegen Ende 2024 beginnen. Ein positiver Cashflow aus dem Nordamerika-Geschäft sei bereits ab 2026 möglich, sagte Erfurt gegenüber AWP.

Um die aktuelle Durststrecke zu überstehen, braucht das Unternehmen aber zunächst frische Mittel. Diese soll bekanntlich eine Kapitalerhöhung von 200 bis 250 Millionen Franken bringen. Wie nun bekannt wurde, wird sich der mit Abstand grösste US-Kunde von Meyer Burger, Desri, daran beteiligen.

Mit der Aktie von Meyer Burger geht es an der Börse weiter bergab. Gegen 13.30 Uhr stehen die Papiere immerhin «nur» noch einstellig im Minus (-7,8%). (awp/mc/ps)

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