Meyer Burger im vierten Jahr in Folge mit Verlust
Peter Pauli, CEO Meyer Burger Technology AG. (Bild: Meyer Burger)
Thun – Der Solarzulieferer Meyer Burger hat das Geschäftsjahr 2015 zum vierten Jahr in Folge mit einem Verlust abgeschlossen. Das Ergebnis wurde allerdings durch verschiedene Sondereffekte belastet. Das Management will nun im laufenden Jahr zumindest auf Stufe EBITDA in die Gewinnzone zurückkehren.
«Mit dem erreichten Ergebnis 2015 können wir keinesfalls zufrieden sein», sagte CEO Peter Pauli an der Bilanzmedienkonferenz am Dienstag. Zwar habe die Gesellschaft ihre operativen Ergebnisse verbessern können, dennoch «konnten wir unsere sportlichen Ziele klar nicht erreichen», ergänzte CFO Michel Hirschi.
Kosten gesenkt
Vor einem Jahr hatte sich das Unternehmen für 2015 einen Umsatz von 400 Mio CHF zum Ziel gesetzt. Geworden sind es schliesslich 323,6 Mio, 2,4% mehr als im Vorjahr. Zurückgebunden wurde das Umsatzwachstum durch Projektverzögerungen bei einzelnen Kundenprojekten. Insgesamt sei von den Verschiebungen ein für 2015 geplantes Umsatzvolumen von rund 40 Mio betroffen gewesen, sagte Hirschi weiter. Die entsprechenden Umsätze und Gewinnbeiträge aus diesen verzögerten Auftragsabnahmen würden jedoch im Verlauf von 2016 realisiert.
Auf der Kostenseite zeigten gemäss Hirschi die 2014 eingeleiteten Massnahmen Wirkung. Der Personalaufwand nahm um 14% auf 154,8 Mio ab. Im sonstigen Betriebsaufwand von total 55,4 Mio (+13,3%) enthalten sind einmalige Verlustpositionen aus dem Verkauf der Tochtergesellschaften Roth & Rau Ortner (R&R) von 6,3 Mio.
Belastungen durch Sondereffekte
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA wies einen Fehlbetrag von 55,9 Mio (VJ -95,6 Mio) auf. Belastet wurde das Ergebnis durch die erwähnten Umsatzverzögerungen und den Einmaleffekten durch den Verkauf von R&R.
Auf Stufe EBIT, der zusätzlich durch einmalige Wertminderungen auf Technologien/Produktionsanlagen bei DMT und auf immateriellen Werten bei den veräusserten R&R Ortner belastet wurde, resultierte ein Verlust von 128,7 Mio nach -161,8 Mio im Vorjahr. Das Konzernergebnis betrug schliesslich -169,0 Mio nach -134,7 Mio im Vorjahr. Darin enthalten ist auch ein Steueraufwand von 12,2 Mio vor allem aufgrund der in Deutschland zu entrichtenden Mindeststeuer. Im Vorjahr konnte Meyer Burger noch einen Steuerertrag von 23,9 Mio verbuchen.
Beim operativen Cash Flow weist der Solarzulieferer für 2015 ein Minus von 51,9 Mio CHF auf. Gegenüber dem Vorjahr (-152,8 Mio) bedeutet dies eine deutliche Verbesserung, heisst es weiter.
Erfreulicher Auftragseingang im Q1 2016
Im Berichtsjahr 2015 habe sich die eigene Markteinschätzung bestätigt, dass diverse Solarzellen- und Modulhersteller ihre bestehenden Produktionslinien erneuern oder sogar Produktionskapazitäten aufbauen werden, sagte VR-Präsident Peter Wagner. Dies reflektiere der Auftragseingang, der sich um 28,5% auf 418,9 Mio erhöht habe. Die erfreuliche Entwicklung habe sich im bisherigen Jahresverlauf fortgesetzt, ergänzte Hirschi. In den ersten zwei Monaten 2016 verbuchte das Unternehmen bereits einen Ordereingang von rund 70 Mio.
Aufgrund des guten Starts ins neue Jahr und des hohen Auftragsbestand gibt sich das Management für das Gesamtjahr zuversichtlich. Für 2016 habe das Erreichen der Break-even Schwelle auf Stufe EBITDA höchste Priorität, sagte Hirschi. Beim Umsatz sei die Basis gelegt um einen Wert von rund 400 Mio CHF zu erreichen. Das Langfristziel der Roadmap 2020/21 mit einer Umsatz-Grössenordnung von rund 1,3 Mrd und einer EBITDA-Marge von zwischen 13% bis 15% bestätigte das Management. Aus heutiger Sicht erscheine es sicherlich sehr ambitiös, es zeige aber den langfristigen Wachstumstrend auf, den die Meyer-Burger-Gruppe in den kommenden Jahren beschreiten wolle, ergänzte CEO Pauli.
Der Markt zeigte sich enttäuscht über die vorgelegten Resultate und reagierte mit deutlichen Kursabschlägen. Analysten zeigten sich insbesondere bezüglich des Ausblicks skeptisch und teilen nicht die Ansicht des Managements, bald wieder schwarze Zahlen schreiben zu können. Dafür sei eine stärkere Erholung im Photovoltaik-Markt und weitere Kostensenkungsprogramme nötig, schreiben etwa die Experten der UBS. Die Aktien von Meyer Burger schlossen am Dienstag 13% im Minus bei 4,36 CHF, während der Gesamtmarkt (SPI) kaum verändert aus dem Handel ging. (awp/mc/upd/ps)