Zürich – Die Migros hat im Coronajahr 2020 den höchsten Gewinn der Unternehmensgeschichte eingefahren. Firmen- und Immobilienverkäufe liessen das Ergebnis durch die Decke schiessen.
Unter dem Strich fuhr der «orange Riese» einen Reingewinn von 1,76 Milliarden Franken ein. Das ist mehr als doppelt so viel wie der bisherige Rekordgewinn von 826 Millionen aus dem Jahr 2014.
Grund für den beispiellosen Geldregen war der Verkauf der Warenhausgruppe Globus mit den grossen Immobilien sowie der Verkauf des Glattzentrums vor den Toren Zürichs. Beide zusammen spülten einen Sondergewinn von 1,25 Milliarden Franken in die Migros-Kasse, wie der Ende Jahr in Pension gehende Finanzchef Jörg Zulauf am Dienstag in der Online-Bilanzmedienkonferenz erklärte.
Dagegen hatte im Vorjahr die Trennung von den verlustreichen Geschäftsbereichen Depot und M-Way das Ergebnis um beinahe eine halbe Milliarde in die Tiefe gerissen, was zu einem Gewinneinbruch auf 335 Millionen Franken geführt hatte. Das war das schlechteste Ergebnis seit 2002.
Im Coronajahr 2020 hätte die Migros ohne die Verkäufe von Globus und dem Glattzentrum unter dem Strich noch einen Reingewinn von 555 Millionen Franken eingefahren. Damit liegt sie in etwa auf dem Niveau von Konkurrentin Coop, die 539 Millionen verdiente.
Coronapandemie schlägt positiv und negativ durch
Die Coronavirus-Pandemie habe den Geschäftsgang der Migros-Gruppe 2020 massgeblich beeinflusst, schrieb der Detailhandelsriese. In den Läden erhöhte sich die Nachfrage markant. Hamsterkäufe sorgten im vergangenen Frühjahr zeitweise für leergeräumte Regale, beispielsweise bei Nudeln, Reis oder WC-Papier. Gleichzeitig fiel der Einkaufstourismus weg. Und auf den Online-Plattformen bestellten die Menschen so viel wie noch nie.
Dies trieb allerdings auch die Logistikkosten in die Höhe. Diese Effekte dürften sich beim Gewinn neutralisiert haben, sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen am Rande der Bilanzkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Auf der anderen Seite habe es Bereiche gegeben, die stark unter der Coronapandemie gelitten hätten wie die Reisebranche, die Gastronomie oder die Fitnesszentren, sagte Zumbrunnen. So erlebte die Hotelplan Gruppe wegen der Reisebeschränkungen das schlechteste Geschäftsjahr ihrer 85-jährigen Geschichte mit einem happigen Betriebsverlust von 117 Millionen Franken. Auch die Gastronomie habe wegen der Schliessungen einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe erlitten.
Rekordjagd fortgesetzt
Beim Umsatz hat die Migros während der Coronapandemie ihre Rekordjagd fortgesetzt. Hamsterkäufe und Onlineboom verhalfen ihr zu einem Umsatzplus von 4,4 Prozent auf 29,95 Milliarden Franken. Damit hat die Migros ihren Rekord von 28,7 Milliarden Franken aus dem Jahr 2019 nochmals verbessert und blieb haarscharf unter der Marke von 30 Milliarden Franken.
Neben dem Onlinehandel seien die kleineren und mittleren Migros-Läden sowie der Discounter Denner und Migrolino die Wachstumstreiber gewesen. Während der Krise hätten die Leute ihre Einkäufe vermehrt in der Nähe getätigt, erklärte Zumbrunnen. Dagegen machten den grossen Läden die Schliessungen und Sortimentsbeschränkungen zu schaffen. Die Einkaufszentren hätten im Schnitt einen Einbruch von 30 Prozent hinnehmen müssen.
Eine erneute Gewinnsteigerung im laufenden Jahr hänge sehr stark vom Verlauf der Coronakrise ab. «Es ist sehr schwierig geworden, Prognosen zu machen. Wir hatten mit Nach-Coronazeiten ab Mitte Jahr gerechnet. Jetzt sind wir nicht mehr ganz sicher, auch wenn wir grundsätzlich positiv und optimistisch sind», sagte der Migros-Chef. (awp/mc/ps)