Filiale von Kaiser’s Tengelmann in Deutschland.
Düsseldorf – Deutschlands grösster Lebensmittelhändler Edeka stösst bei seinen Plänen zur Übernahme des Konkurrenten Kaiser’s Tengelmann weiter auf heftigen Widerstand. Erst legte das Bundeskartellamt sein Veto ein – jetzt sagt auch die Monopolkommission Nein. Lachende Dritte könnte die Migros sein.
Die Genossenschaft Migros Zürich hatte im Juli Interesse an Tengelmann-Läden in Bayern angemeldet. Mit der Übernahme von 130 Tengelmann-Supermärkten möchte sie im Süden Deutschlands wachsen. Dieser Schritt würde auf die Übernahme der deutschen Lebensmittelkette Tegut im Herbst 2012 folgen.
Die Migros brachte sich ins Rennen, weil sich die Handelsgruppe Tengelmann aus dem Lebensmittelhandel zurückziehen will, in dem diese zuletzt nach eigenen Angaben nur noch Verluste machte. Dem Vorhaben der Migros stehen aber Fusionspläne von Edeka und Tengelmann im Weg.
Diese Pläne haben nun aber einen weiteren Rückschlag erlitten. Das Bundeskartellamt in Bonn hatte bereits Anfang April eine Übernahme der 451 Kaiser’s-Tengelmann-Filialen durch Deutschlands grössten Lebensmittelhändler Edeka verboten.
Experten gegen Sondererlaubnis
Die Wettbewerbsbehörde befürchtete Preiserhöhungen und weniger Konkurrenz. Die Unternehmen haben danach beim deutschen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eine Sondererlaubnis zur Übernahme beantragt. In einem Gutachten empfiehlt die Monopolkommission dem Wirtschaftsminister nun, keine solche Erlaubnis zu erteilen.
Der Zusammenschluss würde «die starke Marktstellung von Edeka auf den regionalen Angebotsmärkten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels ausbauen und absichern», urteilten die Experten. Die Nachteile für den Wettbewerb würden auch durch die von den Konzernen angekündigte Sicherung von Arbeitsplätzen nicht aufgewogen.
Zwar behaupteten die Unternehmen, durch ihr Zusammengehen könnten rund 5’700 Vollzeitstellen gesichert werden. Doch sei dies nicht mit hinreichender Sicherheit erwiesen, betonte die Kommission. «Es bestünde auch im Fall einer Gesamtübernahme durch Edeka ein Bedarf für Restrukturierungen, die zum Abbau von Arbeitsplätzen führen würden.»
Gutachten nicht verbindlich
Auch sei nicht klar, dass nach einer Ministererlaubnis durch Edeka mehr Arbeitsplätze langfristig erhalten würden als in «Alternativszenarien». So hatte etwa neben der Migros auch Konkurrent Rewe Interesse an Kaiser’s Tengelmann-Supermärkten angemeldet.
Sprecher von Tengelmann und Edeka wollten sich nicht zu dem Gutachten äussern. Gabriel hat nun das letzte Wort, das Gutachten ist nicht verbindlich. In der Regel folgt das Ministerium aber der Empfehlung der Experten. Die Entscheidung wird frühestens für Ende August erwartet. (awp/mc/ps)