Zürich – Die Migros hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Unter dem Strich fuhr der «orange Riese» nur noch einen Reingewinn von 175 Millionen Franken ein. Das ist das schlechteste Ergebnis seit Mitte der 1980er Jahre.
Letztmals weniger verdient hatte die Migros im Jahre 1985 mit 174 Millionen Franken. Damals hatte der Konzern aber auch dreimal weniger Umsatz gemacht als heute.
Nun hat die Migros im Jahr 2023 mit 32,0 Milliarden Franken zwar einen neuen Rekordumsatz erzielt. Der Reingewinn sackte aber um 62 Prozent auf gerade noch 175 Millionen ab. Ein Jahr zuvor hatten unter dem Strich noch 459 Millionen Franken in der Kasse geklingelt.
Halbe Milliarde an Wertberichtigungen
Der Betriebsgewinn (EBIT) fiel auf 286 Millionen Franken von 628 Millionen im Vorjahr. Schuld seien vor allem Wertberichtigungen von 500 Millionen Franken.
Das sei kein Pappenstiel, sagte der neue Konzernchef Mario Irminger. «Für 500 Millionen Franken Betriebsgewinn müsste der Discounter Denner mit seinen 6000 Angestellten mehrere Jahre arbeiten.»
Den grössten Brocken der Wertberichtigungen machten Liegenschaften aus, erklärte Finanzchefin Isabelle Zimmermann am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Alleine ein Logistikzentrum verursachte eine Wertberichtigung von 100 Millionen Franken. Aber auch Beteiligungen (110 Millionen), IT-Projekte (80 Millionen) sowie der geplante Verkauf der Fachmärkte SportX und Melectronics (75 Millionen) machten einen fetten Strich durch die Rechnung.
15 Millionen muss sich die Migros zudem für den Globus-Kredit an den pleitegegangenen Signa-Konzern des österreichischen Investors René Benko ans Bein streichen. Die gesamte Kreditsumme ist zwar noch höher. Der Rest des Geldes sei allerdings «durch werthaltige Garantien abgesichert», sagte die Finanzchefin.
Operative Steigerung
Operativ konnte die Migros indes zulegen, wie der neue Konzernchef Mario Irminger sagte, der die Profitabilität des Detailhandelsriesen verbessern will. Im Lebensmitteldetailhandel hätten die Migros und Denner Marktanteile gewonnen. Die Migros Bank habe ein Topresultat erzielt, sagte Irminger. Auch der Reiseveranstalter Hotelplan Group fuhr den besten Betriebsgewinn seit eineinhalb Jahrzehnten ein.
Ohne die Wertberichtigungen hätte der Konzern den Gesamt-EBIT um ein Viertel auf 786 Millionen Franken verbessert, sagte Finanzchefin Zimmermann. Der Reingewinn wäre gar um 42 Prozent auf 650 Millionen gestiegen.
Die operative Leistung der Migros sei beeindruckend, sagte ein Analyst am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Der Detailhandelskoloss sei robust aufgestellt.
Happiger Verlust in der Industrie
Ein Klotz am Bein ist indes die Migros-Industrie, die einen Betriebsverlust von 175 Millionen Franken erlitt, wobei knapp die Hälfte auf den IT-Abschreiber zurückzuführen ist. Im Vorjahr hatte die Migros-Industrie noch einen Mini-Gewinn von 9 Millionen Franken erzielt.
Hier will die Migros die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle verkaufen. Auch die Reisetochter Hotelplan Group soll veräussert werden. Die Verkäufe sollten bis Ende Jahr vollzogen sein, sagte Irminger in einem Videointerview mit AWP.
Frohe Kunde gab es für die Angestellten der Migros-Töchter SportX und Melectronics: Nach dem Verkauf durch die Migros sollen die Läden mit ihrem Personal von den neuen Besitzern weitergeführt werden. Der Verkaufsprozess sei schon fortgeschritten. Bis Mitte Sommer wolle man die neuen Eigentümer bekannt geben, sagte Irminger.
Weitere Leichen habe die Migros nicht mehr im Keller. «Aus unserer Sicht haben wir eine sehr umfangreiche Prüfung in Bezug auf die Werthaltigkeit vollzogen. Wir sind der Meinung, die wesentlichen Elemente erfasst zu haben», sagte der Konzernchef. Im laufenden Jahr werde es mit dem Gewinn wieder bergauf gehen. (awp/mc/ps)