Hotelplan bleibt in den roten Zahlen – Thomas Stirnimann neuer CEO
Thomas Stirnimann, desingierter CEO Hotelplan-Gruppe.
Zürich – Die Durststrecke für die Migros-Reisetochter Hotelplan geht weiter. Das Unternehmen rechnet laut dem scheidenden Firmenchef Hans Lerch auch im laufenden Geschäftsjahr mit roten Zahlen. Zu Lerchs Nachfolger wurde Thomas Stirnimann ernannt. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITA) werde schwarz sein, der EBIT womöglich nicht, sagte Lerch in einem am Donnerstag erschienenen Interview mit der Fachzeitschrift «Travel Inside». «Wann Hotelplan auf der untersten Zeile schwarz schreiben wird, weiss ich nicht. Wohl nicht dieses Jahr, aber vielleicht im nächsten.»
Im Moment sei es aber viel wichtiger, die Strukturprobleme bei der Gruppe zu lösen. Dazu habe man bereits das Geschäft in England ausgebaut und mit einem neuen Management die Schliessung verhindert. Das kriselnde Russland-Geschäft sei abgestossen worden. In Italien habe man hart durchgegriffen und 110 Stellen gestrichen. Dort laufe das Geschäft extrem schlecht. «Wir liegen rund 20 Prozent im Minus», hatte Lerch in einem Interview mit der Zeitung «Sonntag» gesagt. In den nächsten zwei Jahren wolle man das Geschäft in Italien wieder auf Vordermann bringen. Auch das Online-Geschäft werde weiter ausgebaut.
Stellenabbau
Trotz höherer Passagierzahlen lägen die Umsätze um rund 10 Prozent tiefer als im Vorjahr, sagte Lerch. Schuld seien die Preise, die um 20% gesunken seien. «Wenn die Nationalbank den Euro-Mindestkurs von 1,20 CHF weiterhin stützt, dann können wir vielleicht nächstes Jahr wieder etwas wachsen.» Im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 (per Ende Oktober) hatte die Migros-Reisetochter zum dritten Mal in Folge einen Betriebsverlust eingefahren. Das Minus von 19,4 Mio CHF war noch knapp 7 Mio CHF grösser als 2010. Die Besitzerin Migros erwarte kurzfristig nichts anderes, als mit Hotelplan kein Geld zu verlieren, sagte Lerch weiter. Seine Aufgabe sei, das Reiseunternehmen zu restrukturieren.
Dabei geht der Stellenabbau weiter: Im laufenden Jahr würden die natürlichen Fluktuationen nicht ersetzt. Dadurch dürften 2012 etwa 7% der Stellen wegfallen, sagte Lerch dem «Sonntag». Das wären bei 2’400 Mitarbeitern im vergangenen Jahr knapp 170 Jobs. Entlassungen seien keine geplant.
Migros will an Hotelpan festhalten
Die Migros habe keinen Investorendruck, Hotelplan abzustossen. «Ob man langfristig daran festhalten will, weiss ich nicht und das weiss wohl auch der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) nicht», sagte Lerch. Migros-Sprecherin Monica Glisenti sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA, dass der «orange Riese» auf jeden Fall an Hotelplan festhalten wolle. Ein Verkauf sei kein Thema.
Neuer Chef ernannt
Der 62-jährige Lerch will im Herbst die Geschäftsführung von Hotelplan aufgeben, die er seit dem 1. April 2010 in einem Mandatsverhältnis übernommen hat. Lerch bleibe aber Vizepräsident des Verwaltungsrates und werde das Management bei strategischen Fragen beraten. Zu seinem Nachfolger als Konzernchef ab 1. November hat der Hotelplan-Verwaltungsrat an einer ausserordentlichen Sitzung Thomas Stirnimann ernannt, wie die Migros am Donnerstag bekannt gab.
Der 50-Jährige wird neben seinem Amt als Konzernchef weiterhin für Hotelplan Suisse verantwortlich sein. Stirnimann ist seit 2008 Chef von Hotelplan Suisse und seit 2010 Stellvertreter des Hotelplan-Konzernchefs. Stirnimann sei mit dem Unternehmen bestens vertraut und ein profunder Kenner der Tourismusindustrie, hiess es weiter. Gleichzeitig wurde Simon Lehman, der sich ebenfalls für den Posten des Konzernchefs beworben hatte, zum Stellvertreter von Stirnimann ernannt. (awp/mc/ps)