Zürich – Die Migros will ihr Supermarktgeschäft mit einer Reform schlagkräftiger machen. Die Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) hat entschieden, dieses künftig in einer eigenständigen und zentral gesteuerten Gesellschaft zu führen.
Das Supermarktgeschäft der Migros soll so – ähnlich wie beim Konkurrenten Coop – einfacher und effizienter werden. Oder anders ausgedrückt: Man will Kosten sparen.
«Mit diesem Entscheid haben wir die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Supermarktgeschäfts der Migros gestellt», wird Migros-Präsidentin Ursula Nold in der Mitteilung zitiert.
Der endgültige Entscheid liegt jedoch in den Händen der regionalen Genossenschaften. Deren Verwaltungen würden bis zum 24. Mai 2023 über den Reformvorschlag befinden, teilte der «orange Riese» am Donnerstag in einem Communiqué mit.
Segnen die regionalen Genossenschaften den Reformschritt ab, wird die neue Supermarktorganisation ihre operative Tätigkeit Anfang 2024 aufnehmen. Noch offen ist, wer Chef der neuen «Supermarkt AG» wird.
Die konkrete Ausgestaltung der neuen Organisation sowie erste personelle Entscheidungen würden bei einem «Ja» in den kommenden Wochen und Monaten getroffen, erklärte die Migros.
Gemeinsames Projekt
Gemäss den Plänen soll die neue Einheit als Tochterunternehmen beim MGB angesiedelt sein. Strategisch geführt würde es durch einen eigenen Verwaltungsrat und operativ durch eine eigene Geschäftsleitung.
Frühere Versuche, die komplizierten und vergleichsweise teuren Strukturen der Migros zu modernisieren, waren in den letzten Jahren gescheitert. Diesmal scheinen die Vorzeichen jedoch besser zu stehen. Denn das Projekt wurde laut der Migros bereits letzten Dezember gemeinsam mit den regionalen Genossenschaften lanciert.
Und im Verwaltungsrat der «Supermarkt AG» würden der MGB und die Regionen Einsitz nehmen. Bei den Genossenschaften bleibt auch die Bewirtschaftung des regionalen Angebots, der operative Vertrieb und die Wahl der Verkaufsflächen.
Sparen tut Not – Gewinn sinkt
Die zehn regionalen Migros-Genossenschaften inklusive Tochtergesellschaften erwirtschafteten 2022 einen Nettoumsatz von 15,9 Milliarden Franken, das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gewinn der regionalen Genossenschaften ist aber seit Jahren auf dem Rückzug.
Das schlug sich in den Büchern der Migros nieder: Der Betriebsgewinn vor Finanzerfolg und Ertragssteuern (EBIT) tauchte im Jahr 2022 um 22 Prozent auf 628 Millionen Franken. Der Einbruch war auch der hohen Inflation geschuldet.
Mittlerweile stammen rund 60 Prozent des Betriebsgewinns der Migros von anderen Geschäftsfeldern wie Handel, der Hotelplan Gruppe oder vor allem von der Migros Bank. Wenig erstaunlich, will die Migros nun bei den Supermärkten die Kosten drücken.
Neuer Chef seit wenigen Tagen
Einen Wechsel hat die Migros gerade erst vollzogen: Seit dem 1. Mai ist Mario Irminger neuer Migros-Chef. Der vormalige Chef des Discounters Denner wurde Nachfolger von Fabrice Zumbrunnen als Präsident der MGB-Generaldirektion.
Zumbrunnen hatte letzten Oktober überraschend bekannt gegeben, auf Ende April 2023 zurückzutreten: «Nach über 26 Jahren bei der Migros habe ich mich entschlossen, nochmals etwas Neues anzufangen», erklärte der Romand damals. (awp/mc/ps)