Studie: «Minder-Initiative» wirkt dämpfend auf Spitzensaläre

Thomas Minder

«Die Minder-Initiative hat etwas bewirkt»: Initiant Thomas Minder.

Zürich – Die Lohnspirale für Spitzenmanager dreht sich nicht mehr nach oben. Dies hat der Aktionärsdienstleister zRating in einer Studie festgestellt und schreibt dies der «Minder-Initiative» zu. Trotzdem liege nach wie vor vieles im Argen.

«Die Minder-Initiative hat etwas bewirkt», sagte zRating-Verwaltungsratspräsident Gregor Greber am Donnerstag vor den Medien. So sei die durchschnittliche Vergütung des gesamten Verwaltungsrats von SMI-Firmen auf 4,33 von 6,52 Mio CHF gesunken. Bei den SPI-Firmen, die zRating im Blickfeld hat, nahm die durchschnittliche Entlöhnung des Gremiums nur leicht auf 1,32 Mio von 1,27 Mio CHF zu. Keine grossen Sprünge machten auch die Durchschnittslöhne der CEOs und anderen Spitzenmanagern. Grebers Fazit: «Die Spirale hat sich nicht weiter nach oben gedreht.»

Die Aktionärsberatungsfirma zRating, die vor wenigen Tagen aus einem Teil der früheren zCapital entstand, zieht mit einer Studie eine Bilanz der diesjährigen GV-Saison. Es gibt Lob: So habe sich die Transparenz und die Verständlichkeit der Vergütungssysteme nur ein Jahr nach Annahme der Abzocker-Initiative schon deutlich verbessert. Den Weg, den die meisten Unternehmen zur Umsetzung der Initiative eingeschlagen hätten, sei «ein gangbarer», so Greber.

«Geglückte Hauptprobe»
Insgesamt spricht Greber deshalb von einer «geglückten Hauptprobe». Die diesjährige GV-Saison könne als Hauptprobe verstanden werden, weil die von der «Minder-Initiative» abgeleitete «Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften» (VegüV) erst in einem Jahr ihre volle Wirkung entfalten werde.

In Sachen Mitwirkungsrechte für Aktionäre seien aber auch abgesehen von VegüV Fortschritte erzielt worden, sagte Michael Otte von zRating. Er nannte das Beispiel von Roche: Bislang habe das Unternehmen den Geschäftsbericht erst nach der Frist zur Einreichung von Traktanden an der GV veröffentlicht. «Wer ein Traktandum beantragen wollte, musste dies in Unkenntnis vom Inhalt des Geschäftsberichts tun», so Otte. Nun habe Roche den Zeitplan so angepasst, dass dies nicht mehr der Fall sei.

«Exotische» Lohnbestandteile
Rundum zufrieden ist zRating trotz der Fortschritte nicht. So stört sich Greber zum Beispiel an «exotischen Lohnkomponenten». Mehr als jedes zehnte untersuchte Unternehmen gewähre solche Lohnbestandteile. Akzeptabel seien Entschädigungen für ausländische Manager, denen Kosten durch den Umzug in die Schweiz entstünden. Mehr Mühe habe er, wenn Schulgelder für die Kinder (z.B. ABB), Steuerberatungen (z.B. Roche) oder ganze Rechts- und Finanzberatungen (z.B. Novartis) berappt würden.

Nach wie vor schränkten 39% der Unternehmen zudem die Aktionärsrechte in irgendeiner Form ein – zum Beispiel mit Eintragungs- und Stimmrechtsbeschränkungen. Auch bei der zulässigen Anzahl zusätzlicher Mandate ist laut zRating noch Potenzial vorhanden: So erlaube zum Beispiel Tornos den Verwaltungsratsmitgliedern insgesamt 55 zusätzliche Mandate. «Es wäre ein bisschen gemein, die Probleme des Unternehmens in einen Zusammenhang dazu zu setzen», sagte Greber.

Geberit vor Lonza und Orior
Mit den Studienergebnissen erstellte zRating eine Rangliste. Zuoberst aufs Treppchen schaffte es Geberit mit einer Punktzahl von 84. Dahinter folgen mit 82 Punkten Lonza, Orior, Bucher und Schaffner. Auf dem letzten Platz landete die Brokergesellschaft Compagnie financière Tradition mit 43 Zählern. Nur leicht besser schnitten bekannte Firmen wie Schindler, Lindt&Sprüngli oder Swatch ab.

zRating-Chef Greber appellierte angesichts der Unterschiede an die Selbstverantwortung der Aktionäre. Sie sollten sich mehr einbringen. «Wenn sie einem schlechten Vergütungsmodell zustimmen, werden sie zu Mittätern von Abzockern.» (awp/mc/ps)

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