Regensdorf – Der Handyanbieter Mobilezone setzt seine Rekordjagd fort. Beflügelt vom Start der neuen iPhones 8 und X haben Umsatz und Betriebsgewinn (EBIT) im vergangenen Jahr wiederum neue Höchstwerte erreicht. Auch im angelaufenen Geschäftsjahr 2018 will Mobilezone erneut Bestmarken aufstellen.
Einziger Wermutstropfen sei im 2017 der Reingewinn gewesen, der um knapp 1 Mio CH auf 35,2 Mio CHF gesunken sei, sagte Konzernchef Markus Bernhard am Freitag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Hier habe eine einmalige Steuerbelastung in der Schweiz zu Buche geschlagen. Die Zürcher Steuerbehörden würden immer aggressiver und hätten 1,4 Mio CHF Nachzahlung gefordert.
Damit habe Mobilezone ein Drittel der Steuereinsparungen der vergangenen Jahre wieder abgeben müssen. «Wir sind nicht einverstanden mit der Beurteilung der Steuerämter», sagte Bernhard. «Unsere Steuerpraxis war nicht sehr aggressiv.» Die Steuerämter würden die Schraube immer mehr anziehen. Dennoch verzichtete Mobilezone auf einen Rekurs vor Gericht.
Künftig muss sich der Konzern allerdings nicht mehr mit dem Zürcher Fiskus herumschlagen. Denn das Unternehmen hat seinen Hauptsitz von Regensdorf in zugerische Rotkreuz verlegt. Eine weitere Steuernachzahlung drohe nicht, versicherte Bernhard.
Sonst zeigte sich der Konzernchef stolz auf das Geschäftsjahr 2017, das die Rekorde des Vorjahres noch einmal verbesserte: Der Umsatz wuchs um 7,7 Prozent auf 1,17 Mrd CHF. Der EBIT kletterte um 3,4 Prozent auf 50,1 Mio CHF. Dabei sei 2017 kein einfaches Jahr gewesen. Es sei zunehmend schwieriger, das Geld von den grossen Handyherstellern und Telekomunternehmen abzuholen.
«Trotzdem ist es uns gelungen, die Marge zu halten. Mit unseren Zahlen von 2017 sind wir zufrieden und auch glücklich», sagte Bernhard.
Servicesparte floriert
Besonders floriert hat die kleine Servicesparte, deren Umsatz um 22 Prozent auf 92,2 Mio CHF stieg. Der Betriebsgewinn schoss gar um fast die Hälfte auf 12,1 Mio CHF in die Höhe. Davon entfielen über 6 Mio CHF auf die Mobil- und Festnetzangebote der Marke Talktalk, die weitgehend die Mobilfunk- und Festnetze von Sunrise benutzt, wie Bernhard am Rande der BMK im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärte.
Dabei hatte Talktalk unter der Abschaltung der analogen Telefonie auf Ende Dezember zu leiden, wodurch die voreingestellte Wahl eines anderen Telekomanbieters (sog. Carrier Preselection) abgeschafft wurde. Einst hatte Talktalk 90’000 Festnetzkunden. Jetzt seien es noch rund 18’000, sagte Bernhard der AWP. Dafür legte Talktalk im Mobilfunk bei den Abokunden zu, während es bei den Prepaidkunden einen Aderlass gab. Talktalk habe sowohl Umsatz als auch EBIT gesteigert.
Neben dem Telekomgeschäft enthält die Servicesparte noch das Service- und Reparaturgeschäft in der Schweiz und in Österreich. Dort habe sich die Profitabilität äusserst positiv entwickelt, hiess es.
Schwächeres Wachstum in Deutschland
In der Handelssparte wuchs der Umsatz um 6,6 Prozent auf 1,08 Mrd CHF. Der EBIT des Bereichs nahm indes um 8,8 Prozent auf 37 Mio CHF ab, was primär auf die tieferen Margen im Grosshandel in Deutschland zurückzuführen sei. Allerdings sei die Marge mit 4,1 Prozent im Vorjahr aussergewöhnlich hoch gewesen – wie Weihnachten und Ostern zusammen, sagte Bernhard. Es werde sehr schwierig bis unrealistisch sein, eine solche Marge regelmässig zu erreichen. Die derzeitige Marge von 3,3 Prozent sei immer noch sehr gut.
«Wir haben nicht mehr die starken Wachstumsraten in Deutschland wie in den vergangenen Jahren, aber immer noch ein Plus von 10 Prozent bei den Abschlüssen von Mobilfunkverträgen. In der Schweiz sei dieses Geschäft in etwa stabil geblieben.
«Wir wollen uns im Onlinegeschäft verbessern», sagte Bernhard weiter. Aber ganz klar stünden auch die Shops in der Schweiz immer noch im Zentrum der Geschäftstätigkeit. «Wir investieren in die Shops.» 10 Läden seien renoviert worden. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Handyläden hierzulande um 5 auf 124. Bis Ende Jahr dürften es 117 Shops sein.
Erstmals Finanzziel formuliert
«Selbstverständlich haben wir die Ambition, das Ergebnis von 2017 im laufenden Geschäftsjahr 2018 nochmals zu toppen. Wir sind überzeugt, dass uns das gelingen wird», sagte Bernhard. Erstmals in seiner 19-jährigen Firmengeschichte gab Mobilezone ein Finanzziel heraus. Im laufenden Jahr strebe man 55 bis 60 Mio CHF Betriebsgewinn an. Als Dividende sollen erneut mindestens 60 Rappen pro Aktie ausgeschüttet werden. Maximal werde die Ausschüttung 75 Prozent des Konzerngewinns betragen.
Dabei hilft die kürzlich abgeschlossene Übernahme des deutschen Telekomabo-Vermittlers TPHCom für 50 Mio EUR. Dieser erzielt mit 30 Mitarbeitern einen Umsatz von 149 Mio EUR und einen Betriebsgewinn von über 10 Mio EUR. Zur Finanzierung des Kaufs will Mobilezone eine Kapitalerhöhung von 78 Mio CHF durchführen. Davon sollen rund 20 Mio CHF für weitere Akquisitionen in der Zukunft verwendet werden. (awp/mc/ps)