Molecular Partners: BAG unterzeichnet Vertrag für Covid-19-Medikament
Bern – Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat mit dem Schweizer Unternehmen Molecular Partners einen Reservierungsvertrag für ein Covid-19-Medikament unterzeichnet. Das finanzielle Engagement beläuft sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Von der Börse gibt es Applaus.
Wenn das Medikament die klinischen Tests erfolgreich durchläuft und für den Markt zugelassen wird, erhalte die Schweiz prioritären Zugang, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag weiter. Die klinischen Studien seien für den kommenden Herbst geplant.
Mit dem Vertrag sichere sich der Bund Zugang zu den ersten 200’000 Dosen des Covid-19-Medikaments sowie ein Recht auf Lieferung von bis zu drei Millionen weiteren Dosen. Beim Medikament handelt es sich um ein Immunotherapeutikum. Im Ansatz sei die Therapie vergleichbar mit Mischungen von Antikörper-Therapien, mit denen das Virus neutralisiert werden solle, in einem Medikament.
Das Medikament soll in erster Linie der Behandlung von mit dem neuen Coronavirus infizierten Menschen dienen. Es könne in gewissen Fällen aber auch prophylaktisch zum Schutz vor einer Infektion verabreicht werden, etwa für exponiertes Spitalpersonal oder andere Risikogruppen.
Zum finanziellen Engagement äusserte sich das Bundesamt nicht im Detail. Es gehe aber um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag, gab das BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt.
Firma entwickelt eigene Wirkstoffklasse
Molecular Partners ist ein börsenkotiertes Biotech-Unternehmen mit Sitz in Schlieren. Es wurde 2004 als Spin-Off der Universität Zürich gegründet und entwickelt eine eigene Wirkstoffklasse namens DARPin-Therapien, wie es weiter heisst. Dabei handle es sich um künstliche Proteine, die Antigene erkennen und binden könnten.
Mono-DARPin-Module, die das Virus neutralisierten, würden in Multi-DARPin-Kandidaten formatiert, die das Eindringen des Virus in menschliche Zellen blockierten, mit dem Potenzial, das Entweichen des Virus zu verhindern. DARPin-Proteine seien kleiner und stabiler als konventionelle Antikörper und könnten kostengünstig in Bakterienzellen produziert werden, schreibt das BAG weiter.
Erst am vergangenen Freitag hatte das BAG einen Vertrag mit der US-Biotechfirma Moderna bekannt gegeben. Damit will sich der Bund 4,5 Millionen Dosen eines künftigen Impfstoffs gegen das Coronavirus sichern. Die Lonza soll den Wirkstoff dafür herstellen. Der Bund ist mit weiteren Impfstoff-Unternehmen im Gespräch. Insgesamt sind 300 Millionen Franken für die Beschaffung von Impfstoffen vorgesehen.
Im Kampf gegen Covid-19 bereite sich der Bund auf mehrere Szenarien vor. So sei es wichtig, auch auf weitere therapeutische Ansätze zu fokussieren, um schwer erkrankte Covid-19-Patientinnen- und Patienten zu behandeln, hält das BAG weiter fest.
Neues «Schlüsselprogramm»
Seit April testet Molecular Partners den Nutzen von DARPin-Proteinen zur Neutralisierung des Sars-Cov2-Virus. Es ist das neue «Schlüsselprogramm» des Biotechunternehmens, nachdem es Ende Juni bei der Entwicklung eines Augenheilmittels einen herben Rückschlag erlitten hatte.
Und das potenzielle Medikament hat laut Analysten in präklinischen Studien bisher eine hohe Wirksamkeit gezeigt. Zudem habe der Wirkstoff das Potenzial, Personen auch dann vor dem Virus zu schützen, wenn eine Schutzimpfung keine Immunantwort auslöse.
Das kommt auch an der Börse an: Bis gegen 10 Uhr ziehen die Aktien von Molecular Partners um satte 42 Prozent an. Damit wird die Scharte zur Jahresmitte – nach dem Fehlschlag mit dem Augenmittel – wieder wettgemacht. Mit aktuell 24,15 Franken fehlen bis zum Jahreshoch vom Mai nur noch 75 Rappen. (awp/mc/ps)
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