Monsanto-CEO Hugh Grant. (Foto: Monsanto)
St. Louis – Die Fusion zwischen den beiden Agrochemie-Riesen Monsanto und Syngenta kommt nicht zustande. Das US-Unternehmen kündigte am Mittwoch überraschend an, dass es die aktuellen Pläne für ein kombiniertes Gebilde mit dem Basler Konkurrenten Syngenta nicht mehr weiterverfolgen werde. Die Syngenta-Aktie stürzte in der Folge richtiggehend ab und notiert wieder tiefer als Ende 2014.
Monsanto teilte am späteren Mittwochnachmittag (Schweizer Zeit) mit, dass am 18. August ein revidierter und verbesserter Vorschlag an Syngenta gemacht worden sei. Syngenta habe darauf aber kommuniziert, dass auch dieses Angebot den eigenen finanziellen Vorstellungen nicht entspreche. Ohne Basis für eine konstruktive Position von Syngenta lege Monsanto nun aber den Fokus auf Wachstum aus dem existierenden Kerngeschäft.
Monsanto hat in der Mitteilung auch die Details zum neuen Angebot, die bereits am Montagabend via US-Nachrichtenagenturen an die Öffentlichkeit gelangt waren, offengelegt. Demnach lag der gebotene Preis zum aktuellen USD-CHF-Wechselkurs zum Zeitpunkt des Angebotes am 18. August bei 470 CHF pro Syngenta-Aktie (insgesamt knapp 44 Mrd CHF), wobei die Cash-Komponente bei 245 CHF gelegen hätte.
Angebot entspricht aktuell lediglich 433 CHF
Allerdings entsprach das Angebot nach dem jüngsten Absturz des Gesamtmarktes bzw. der Monsanto-Aktie und dem zum Franken gesunkenen US-Dollar lediglich noch einem Wert von 433 CHF pro Syngenta-Aktie (Basis Schlusskurs 25.8.) und lag damit noch unter den ursprünglich gebotenen 449 CHF pro Syngenta-Aktie.
Der Syngenta-Verwaltungsrat habe das Angebot denn auch einstimmig zurückgewiesen, teilte der Basler Konzern am Mittwochabend mit. Der gebotene Preis unterschätze den Wert von Syngenta in bedeutender Weise, hiess es, zudem hätte es Risiken bei der Umsetzung der Fusion gegeben. Die jüngste Marktvolatilität habe ausserdem die signifikanten Risiken für Syngenta-Aktionäre durch die Struktur des Angebotes gezeigt.
Und nicht zuletzt habe Monsanto gewisse Punkte nicht genügend detailliert erklärt, was Syngenta eine genaue Einschätzung des vorgeschlagenen neuen Unternehmens nicht ermöglicht habe. So habe Monsanto u.a. nicht genügend Klarheit gegeben in Bezug auf die erwarteten totalen Kosten und Synergien aus dem Deal, oder in Bezug auf die Vorteile und Risiken einer Verlagerung des Haupt- und Steuersitzes nach Grossbritannien.
«Wir haben uns in gutem Glauben auf Monsanto eingelassen und auf jene Punkte hingewiesen, bei denen wir mehr konkrete Informationen brauchen, um den Dialog fortzusetzen», wurde Syngentas Verwaltungsratspräsident Michel Demaré in der Mitteilung zitiert. Monsantos Entscheid, die Übernahmepläne für Syngenta aufzugeben, nehme man zur Kenntnis.
Langfristperspektiven «sehr attraktiv»
Der Verwaltungsrat sei aber zuversichtlich, dass die Langfrist-Perspektiven «sehr attraktiv» blieben, mit einem führenden Portfolio und einer vielversprechenden Pipeline von neuen Produkten und Technologien. «Wir wollen die Schaffung von Shareholder Value beschleunigen», so Demaré wörtlich.
Syngenta hatte die Übernahmepläne von Anfang an zurückgewiesen. Der Verwaltungsrat der Basler hatte bereits im Mai vor allem den Preis als zu niedrig zurückgewiesen und auch kartellrechtliche Risiken angeführt. Syngenta-Chef Mike Mack etwa hatte Ende Juli auch von einem «strategischen Problem» auf Seiten Monsanto gesprochen, da der US-Konzern zu wenig breit aufgestellt sei.
Syngenta stürzen ab – Monsanto legen zu
Die Syngenta-Aktien, die nach dem Bekanntwerden der Fusionsabsichten im Mai phasenweise stark angestiegen waren, stürzten nach der Monsanto-Mitteilung regelrecht ab. Das Papier beendete den Schweizer Handel am Mittwoch 18,2% tiefer auf 309,90 CHF bzw. rund 22% unter dem Tageshoch von 398,00 CHF, das kurz vor der Monsanto-Meldung erreicht worden war. Aktuell notiert das Papier damit auch 3% unter dem Stand von Ende 2014. Die Analysten der Credit Suisse haben bereits reagiert und das Kursziel auf 340 CHF von 445 CHF gesenkt, beliessen dabei aber ihr ‹Outperform›-Rating aufrecht.
Die gehandelten Syngenta-Volumen am Mittwoch waren extrem hoch. Das Tagesvolumen an der Schweizer Börse SIX betrug 1,89 Mio, was fast dem Siebenfachen des durchschnittlichen Tagesvolumens der letzten Wochen entspricht. Im Gegensatz zu den Syngenta-Papieren legten die Monsanto-Aktien stark zu und lagen um 20.15 Uhr (Schweizer Zeit) 7,4% höher bei 96,04 USD. (awp/mc/upd/ps)