AKW Mühleberg bei Bern.
Zürich – Greenpeace bittet das Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, dem Bundesrat die vorläufige Ausserbetriebnahme des AKW Mühleberg zu empfehlen. In einem Schreiben wandte sich die Umweltorganisation am Freitagabend an ENSI-Direktor Hans Wanner.
Angesichts des dramatischen Verlaufs der atomaren Katastrophe in Japan bittet Greenpeace das Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), dem Gesamtbundesrat und dem Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) die sofortige, vorläufige Ausserbetriebnahme des Atomkraftwerks Mühleberg zu empfehlen. Das ist eine aussergewöhnliche vorsorgliche Massnahme in einer aussergewöhnlichen Situation. Der Reaktor des AKW Mühlebergs ist typengleich mit den 4 Reaktoren in Fukushima. Selbst wenn in den letzten Jahren Nachrüstungen am veralteten Atomkraftwerktyp erfolgten, vermag dies die Befürchtung nicht zu zerstreuen, dass wichtige Komponenten die Auslegungskriterien nicht erfüllen, wie die Vorkommnisse in Japan zeigen.
«Kernenergieverordnung erlaubt Intervention»
er Bundesrat verfügt über die rechtliche Basis, die Ausserbetriebnahme anzuordnen. Die Kernenergieverordnung erlaubt eine Intervention. Artikel 44 der Kernenergieverordnung beschreibt die Kriterien wie folgt: „Ereignisse oder Befunde zeigen, dass die Kernkühlung bei Störfällen nicht mehr gewährleistet ist. Ereignisse oder Befunde zeigen, dass die Integrität des Primärkreislaufes nicht mehr gewährleistet ist, Ereignisse oder Befunde zeigen, dass die Integrität des Containments nicht mehr gewährleistet ist.“
Mögliche Ereignisse in Fukushima Realität geworden»
Diese möglichen „Ereignisse“ sind in den Unglücksreaktoren in Fukushima Realität geworden. Die „Verordnung
über die Methodik und die Randbedingungen
zur Überprüfung der Kriterien für die vorläufige
Ausserbetriebnahme von Kernkraftwerken“ nimmt denn auch Bezug auf Vorkommnisse im Ausland, wonach die sicherheitstechnische Überprüfung bei Vorfällen der internationalen Störfall-Bewertungsskala INES ab Stufe 2 zwingend sind.
„Fukushima“ ist offiziell vorläufig auf die drittoberste Stufe 5 aufgestuft worden, niemand zweifelt eigentlich, dass es sich um eine Katastrophe der höchsten Kategorie handelt. Die Ausserbetriebnahme des AKW Mühleberg stellt keine aussergewöhnliche Situation punkto Stromversorgung in der Schweiz dar – der Meiler müsste vermutlich sowieso in wenigen Wochen für Revisionsarbeiten vom Netz. Dass die Betreiberfirma BKW nicht freiwillig diesen Schritt zu machen gewillt ist, zeugt weder von einem Willen der Neubeurteilung, noch vom nötigen Feingefühl. (Greenpeace/mc/ps)