Nant de Drance: Abschluss einer Baustelle der Superlative
Finhaut – Am 9. September 2022 ist das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance mit 900 MW Leistung im Wallis eingeweiht worden. Der Tag wird als Schlüsseldatum in die Geschichte von Nant de Drance eingehen. Denn das Ereignis markiert den Abschluss einer 14-jährigen Baustelle, an der Hunderte von Arbeitern, Technikern und Ingenieuren aus ganz Europa in schwieriger alpiner und unterirdischer Umgebung tätig waren. Bundesrätin Simonetta Sommaruga und der Walliser Staatsratspräsident Roberto Schmidt nehmen an der offiziellen Einweihungsfeier teil, die im Zeichen der heutigen Jugend, künftiger Generationen und der Energiezukunft steht.
Das Projekt des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance in der Gemeinde Finhaut im Wallis wurde am 8. September 2008 offiziell gestartet. 14 Jahre und einen Tag später wird dieses monumentale Bauwerk heute eingeweiht. Während der Bauzeit wirkten Hunderte von Arbeitern aus zahlreichen Berufsgruppen, die aus ganz Europa und sogar aus Asien anreisten, unter schwierigen Bedingungen an der Fertigstellung von Nant de Drance mit. Auf dem Höhepunkt der Bauarbeiten standen bis zu 650 Personen im Einsatz. Die Arbeiten zur Erhöhung der Staumauer von Vieux Emosson wurden durch die alpinen Bedingungen auf 2000 m Höhe besonders geprägt. Die Mineure hingegen befanden sich 600 m unter der Erde; sie holten rund 1,5 Mio. m3 Gestein aus dem Berg, um die Kavernen auszubrechen und die Stollen der Wasserkraftwerksanlage zu bohren. Und dies ohne einen einzigen schweren Unfall, was für eine Baustelle dieser Grössenordnung äusserst bemerkenswert ist. Die Maschinen – sechs modernste Pumpturbinen mit jeweils 150 MW Leistung – wurden im Berginnern montiert und viele Monate lang getestet, um ihre optimale Funktion zu gewährleisten.
Das Kraftwerk wurde am 1. Juli 2022 in Betrieb genommen und erweist sich als äusserst zuverlässig. Es zeichnet sich durch die Flexibilität und Verfügbarkeit seiner Maschinengruppen aus. Sie ermöglichen es, sehr schnell auf Schwankungen im Stromnetz zu reagieren und sich den Marktanforderungen anzupassen. Mit der heutigen Einweihung erfolgt die Stabübergabe an die Aktionäre Alpiq (39 %), SBB (36 %), IWB (15 %) und FMV (10 %). Diese verfügen jeweils im Umfang ihrer Beteiligung über die Produktions- und Pumpkapazitäten des Kraftwerks, steuern die Energie entsprechend den Marktbedürfnissen und tragen so zur Stabilisierung des schweizerischen und europäischen Stromnetzes bei.
Fest im Zeichen der Energiezukunft
Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Vorsteherin des Eidgenössischen Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sowie Roberto Schmidt, Präsident des Walliser Staatsrats und kantonaler Energieminister, wohnten der Einweihung des Pumpspeicherkraftwerks bei. «Nant de Drance kann viel Strom speichern und spielt damit eine sehr wichtige Rolle für die Versorgungssicherheit unseres Landes», so die Energieministerin. Der Bundesrat hat in den letzten Monaten zudem verschiedene Massnahmen getroffen, damit die Schweiz möglichst gut durch den kommenden Winter kommt.
Entsprechend der zentralen Rolle von Nant de Drance für die Energiezukunft steht das Fest im Zeichen der heutigen Jugend und künftiger Generationen. So werden Kinder aus der Trient-Region den Grossteil der offiziellen Zeremonie mit musikalischen Beiträgen gestalten. Die Schülerinnen und Schüler der umliegenden Primarschulen besichtigten das Kraftwerk am Donnerstag, 8. September 2022. Die riesige Baustelle direkt vor ihrer Haustür hatte sie durch die ganze Kindheit begleitet. Am Samstag und Sonntag werden mehr als 2000 Menschen zu den Tagen der offenen Tür erwartet.
Vier Aktionäre in einem gemeinsamen Projekt
Antje Kanngiesser, CEO Alpiq: «Nant de Drance zeichnet sich durch seine Flexibilität aus, die es ermöglicht, die durch die intermittierende Produktion neuer erneuerbarer Energien verursachten Schwankungen im Stromnetz aufzufangen. Der Umgang mit Flexibilität ist eine der Kernkompetenzen von Alpiq. Nant de Drance fügt sich daher nahtlos in unser Produktionsportfolio ein und trägt nachhaltig zur Sicherung der Stromversorgung in der Schweiz und in Europa bei. Nant de Drance ist ein visionäres Projekt, das wir nun gemeinsam mit unseren Partnern SBB, IWB und FMV in den nächsten acht Jahrzehnten zur Blüte bringen müssen.»
Vincent Ducrot, CEO SBB: «Für die SBB ist die elektrische Energie von entscheidender Bedeutung, da unsere Züge mit Strom betrieben werden. Die SBB fährt bereits heute mit 90 % Anteil Wasserkraft – mehrheitlich aus eigenen Kraftwerken. Damit gehört die SBB zu den ökologisch vorbildlichen Bahnen Europas. Wir benötigen jedoch auch Haushaltsstrom aus dem 50-Hz-Netz für Gebäude, Bahnhöfe und technische Anlagen. Hierfür bildet Nant de Drance ein wichtiger und flexibler Speicher für die Stabilisierung des schweizerischen und europäischen Stromnetzes.»
Claus Schmidt, CEO IWB: «Mit Nant de Drance schreiben wir ein Kapitel Schweizer Energiegeschichte. IWB steht für erneuerbare Energie. Wir produzieren schon heute mehr erneuerbaren Strom als unsere Kundschaft braucht. Knapp ein Drittel davon ist Wind- und Solarstrom. Darum passt Nant de Drance so gut zu unserem nachhaltigen Portfolio. Es ist eine Investition in Flexibilität und Sicherheit. Sie hilft uns, das Netz zu stabilisieren. Das wird in Zukunft immer wichtiger.»
Stéphane Maret, CEO FMV: «Nach dem Vorbild unserer visionären Vorfahren und der epochalen Geschichte des Baus der grossen Stauseen im Wallis sind wir heute in der Lage, partnerschaftlich in grosse Infrastrukturen zu investieren, langfristig und für künftige Generationen. Ein gutes Omen im Hinblick auf die grossen Herausforderungen der Energiewende. In diesem aussergewöhnlichen Kontext ist FMV mit der Umsetzung der Wasserkraftstrategie im Wallis beauftragt. Die nachhaltige Batterie Nant de Drance ist das Kernstück, mit dem das Netz für die Sicherung der Stromversorgung in der Schweiz jederzeit ausgeglichen werden kann.» (Alpiq/mc/ps)