Martin Vetterli, Forschungsratspräsident Schweizerischer Nationalfonds (Foto: SNF)
Zürich – Mit dem Ziel eines konkurrenzfähigen Forschungsplatzes Schweiz entwickelt der SNF seine Karriereförderung weiter – auch wenn einige der in der Mehrjahresplanung 2017-2020 geplanten Massnahmen aus finanziellen Gründen noch nicht realisiert werden können. Im Zentrum der Reformen steht die frühere wissenschaftliche Eigenständigkeit von vielversprechenden jungen Forschenden.
Der SNF ist überzeugt, dass für junge Forschende die Option einer akademischen Karriere attraktiver werden muss, damit der Forschungsplatz Schweiz auch künftig seine internationale Spitzenposition halten kann. Eine frühe Mobilitätsförderung soll den Vernetzungsgrad und die Abkoppelung von der Heiminstitution unterstützen. Aussichtsreichen jungen Forschenden mit einem hohen Potenzial für eine akademische Karriere oder gar für eine spätere ordentliche Professur will der SNF schon früh die Möglichkeit bieten, sich mit einem eigenständigen Projekt zu profilieren.
Im Weiteren unterstützt der SNF die Gleichstellung mit einer Palette von Massnahmen. Insbesondere das neue Instrument PRIMA auf Postdoc-Stufe zur Förderung von Forscherinnen soll dazu beitragen, den Pool an künftigen Professorinnen zu vergrössern.
Komplementär zur Projektförderung
Die neue Karriereförderung wird gezielter auf die Projektförderung abgestimmt, insbesondere mit der Ausweitung des Karriereinstruments Ambizione auf junge Forschende, welche bereits über eine Anstellung verfügen. Auf Stufe Assistenzprofessur wird 2018 ebenfalls ein neues Instrument etabliert, welches wie bei Ambizione sowohl Forschenden mit als auch ohne Anstellung offenstehen soll. Damit will der SNF den im Bundesratsbericht «Massnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Schweiz» angestrebten strukturellen Umbau der akademischen Karrierestruktur unterstützen und in grösstmöglicher Abstimmung mit den Hochschulen Karriereperspektiven für Nachwuchsforschende schaffen.
Wichtige Weichenstellungen
Der SNF hat vor dem Hintergrund der nun konkreten finanziellen Rahmenbedingungen die Weichenstellungen für die künftigen Instrumente der Karriereförderung vorgenommen. Dabei wurden für die Beitragsperiode 2017-2020 folgende Grundsatzentscheide getroffen:
- Ambizione steht ab 2017 neu auch für junge Forschende auf Mittelbaustellen mit Karriereperspektive offen. Sie können deshalb künftig Ambizione-Beiträge mit und ohne Salär beantragen. Mit dem neu gestalteten Instrument will der SNF erreichen, dass alle jungen Forschenden auf der gleichen Karrierestufe miteinander im direkten Wettbewerb um Forschungsmittel stehen, unabhängig davon, ob sie bereits über eine Anstellung verfügen oder nicht.
- PRIMA (Promoting Women in Academia) wird ab Herbst 2017 das neue Förderungsinstrument für exzellente Frauen auf Postdoc-Stufe werden. PRIMA soll im Vergleich zu den Marie Heim-Vögtlin-Beiträgen finanziell deutlich besser ausgestattet werden und den Forscherinnen zudem erlauben, diese Mittel flexibler einzusetzen. Massnahmen wie beispielsweise Kinderbetreuungsgelder oder die vorübergehende Reduktion des Pensums bedürfen bereits jetzt nicht mehr eines Marie Heim-Vögtlin-Beitrages, sondern sind nun Teil aller Förderungsinstrumente für Forscherinnen und Forscher. Entsprechend wird der SNF die Marie Heim-Vögtlin-Beiträge nicht mehr ausschreiben. Die detaillierte Ausgestaltung von PRIMA ist noch in Arbeit.
- Doc.Mobility wird nicht während der laufenden Mehrjahresperiode aufgehoben, sondern erst Ende 2020. Dies aufgrund der Tatsache, dass ein entsprechendes Mobilitätsinstrument bei swissuniversities aus finanziellen Gründen nicht zustande kam.
- Die für alle Disziplinen geplanten Doc.Grants zur Finanzierung von Dissertationen in der Schweiz zu einem selbstgewählten Thema können aus finanziellen Gründen nicht eingeführt werden. Das bisherige Instrument Doc.CH, welches ausschliesslich den Geistes- und Sozialwissenschaften offensteht, wird jedoch weitergeführt.
- Die geplante Fusion von Early Postdoc.Mobility (EPM) und Advanced Postdoc.Mobility (APM) zu Postdoc.Mobility sowie die Umstellung auf einen nationalen Wettbewerb werden auf 2021 verschoben.
- Die SNF-Forschungskommissionen bleiben bis Ende 2020 an der Evaluation von Doc.CH, Doc.Mobility und EPM beteiligt.
- Die SNF-Förderungsprofessuren werden ab 2018 durch ein neues Instrument ersetzt, welches sowohl die bisherigen Förderungsprofessuren umfasst als auch für neu ernannte Assistenzprofessorinnen und -professoren offen steht. Damit wird das neue Instrument analog zu Ambizione-Beiträgen mit und ohne Salär vergeben. Die konkrete Ausgestaltung des Instruments ist in Diskussion.
Genügend Zeit für notwendige Anpassungen
Mit diesen – nach Konsultation mit den Universitätsleitungen – getroffenen Weichenstellungen erhalten auch die SNF-Forschungskommissionen und swissuniversities genügend Zeit für die notwendigen Anpassungen im Bereich der Mobilitätsförderung. Das Ziel, die Mobilitätsinstrumente in der Karriereförderung kohärenter, einfacher und klarer zu gestalten, kann daher erst nach Ende der kommenden BFI-Periode 2020 erreicht werden. Mit Blick auf den gewünschten Wandel im Hochschulraum und die Entwicklungen auf europäischer Ebene wird der SNF weiterhin mit seinen Partnern im Dialog über die Ausgestaltung der Nachwuchsförderung bleiben. (SNF/mc/pg)