(Foto: Nespresso)
Vevey – Kaum hat der Nahrungsmittel-Riese Nestlé mit grossem Pomp sein 150-jähriges Bestehen gefeiert, kann einer seiner jüngsten Verkaufsschlager auch ein Jubiläum vorweisen. 1986 tauchten erstmals seltsame goldene Kapseln auf dem Markt auf. Das war der Anfang von Nespresso.
Nach dreissig Jahren sind die Kapseln Alltag geworden. Capriccio, Cosi, Decaffeinato und Bolero heissen die ersten vier Geschmacksrichtungen. Erfunden hatte das Kapselsystem der Waadtländer Ingenieur Eric Favre. In einer ersten Phase war das System noch für Gastronomie und Bürobetriebe gedacht. Später eroberte es das breite Publikum. Die in Volluto umbenannte Sorte Bolero ist noch heute die meistverkaufte von unterdessen 24 Varianten.
Die ersten Nespresso-Maschinen glichen 1986 noch den aus der Kaffee-Bar bekannten Ungetümen, welche der italienische Ingenieur Luigi Bezzera konstruiert hatte. Zwei Modelle wurden in der Schweiz, in Italien und Japan getestet.
Seit 1995 rentabel
1989 gab es erste Ausgaben für den gewöhnlichen Haushalt in der Schweiz. Zwei Jahre später war Frankreich an der Reihe. Gleichzeitig eröffnete Nespresso in der Schweiz 34 Sammelstellen für leere Kapseln. Die Waadtländer Firma Barec nimmt das Recycling in zwei Betrieben in Moudon (VD) und Satigny (GE) an die Hand. Die Firma ist auch für die Logistik der mittlerweile 2700 Sammelstellen zuständig.
Schon 1993 musste Nespresso in Orbe (VD) eine zweite Produktionslinie in Betrieb nehmen, was die Kapazität auf das Doppelte erhöhte. Zwei Jahre später rentierten die Kapseln und die damalige Swissair nahm Nespresso-Maschinen an Bord.
2000 eröffnete die erste Nespresso-Boutique in Paris. Bis Ende 2015 ist die Zahl dieser Geschäfte auf 450 in 64 Ländern gestiegen. Der letzte Laden kam in Libreville (Gabun) hinzu.
In Riesenschritten zum Erfolg
2006 überstieg der Nespresso-Umsatz die Millliardengrenze zum ersten Mal. Hollywood-Star George Clooney wurde Markenbotschafter und schon zwei Jahre später generierten die Kaffeeportionen 2 Milliarden Franken Umsatz. Gleichzeitig eröffnete in Avenches (VD) ein neues Produktions- und Verteilzentrum. Noch einmal ein Jahr später erreicht der Umsatz 3 Milliarden Franken. Im Lauf der folgenden Jahre kamen neue Werke hinzu. 2014 öffnete die erste vollautomatische Boutique in Paris. In der Schweiz gibt es ebenfalls zwei dieser Läden.
Heute bietet Nespresso in seinen Kapseln 24 Kaffeesorten für 13 verschiedene Maschinen an. Der Konzern ist in 288 Städten weltweit vertreten und zählt über 12’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 90 Nationen. Den Kaffee bezieht Nespresso aus zwölf Ländern, darunter Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Guatemala und Mexiko. Hergestellt werden die Kapseln in den drei Zentren Avenches (VD), Romont (FR) und Orbe (VD). In alle Welt verschickt werden die Produkte von Avenches aus.
2015 belegte Nespresso den zehnten Platz im Markenranking der Wirtschaftszeitschrift «Bilanz» und des Branchenverbands Interbrand. Der Markenwert wird auf 3 Milliarden Franken geschätzt. Und im April brachte Nespresso eine vernetzte Maschine auf den Markt, welche sich via Bluetooth vom Handy aus steuern lässt. (awp/mc/pg)