Peter Brabeck, VRP Nestlé. (Bild: Nestlé)
Vevey – Worüber lange spekuliert wurde, wird nun wahr: Nestlé trennt sich von einem Teil seines Aktienpakets am französischen Kosmetik-Herstellers L’Oréal. Der Käufer ist L’Oréal selber. Für das 8%-schwere Paket im Gegenwert von rund 6 Mrd EUR erhält Nestlé den 50%-Anteil von L’Oréal am gemeinsamen Joint-Venture-Unternehmen Galderama, den Rest wird in bar überwiesen. Mit Galderama bauen die Westschweizer eine Gesellschaft auf, die sich auf medizinische Hautpflegeprodukte spezialisiert. Der Barerlös soll in ein Aktienrückkaufprogramm einfliessen.
Wie über das Wochenende in Agenturmeldungen spekuliert wurde, reduziert Nestlé seine Beteiligung an L’Oréal. Die Verwaltungsräte der beiden Konzerne hätten sich darauf geeinigt, dass L’Oréal Nestlé insgesamt 48,5 Mio eigene Aktien abkauft, entsprechend 8% des Aktienkapitals, teilten die beiden Unternehmen mit. Im Rahmen dieses Rückkaufs bezahlt L’Oréal 124,48 EUR je Titel. Der Preis sei ein Durchschnittswert des Aktienkurses in der Zeit vom 11. November 2013 und dem (gestrigen) Montag, heisst es weiter. Am Montag gingen L’Oréal an der Pariser Börse NYSE Euronext bei 129 EUR aus dem Handel, am 11. November des vergangenen Jahres lag der Kurs bei 123,90 EUR.
Galderama-Anteil und Cash
Finanzieren will L’Oréal den Deal einerseits mit seinem hälftigen Anteil am 50/50-Joint Venture Galderama, das Hautprodukte herstellt. Der Equity Value für den Galderama-Anteil belaufe sich auf 2,6 Mrd EUR bei einem Enterprise Value von 3,1 Mrd, so die Mitteilung. Dafür erhält die französische Gruppe von Nestlé 21,2 Mio eigene Aktien. Für die restlichen 27,3 Mio Titel bezahlt L’Oréal einen Barbetrag von 3,4 Mrd.
Nach Abschluss der Transaktion will L’Oréal die zurückgekauften Aktien vernichten, so dass der Unternehmensgewinn von L’Oréal pro Aktien um rund 5% künftig höher ausfallen wird. Weiter werde sich die Beteiligung, die Nestlé noch an der Gruppe hält, von 29,4% auf 23,29% reduzieren. Gleichzeitig erhöhe sich der Anteil der Familie Bettencourt Meyers an L’Oréal auf 33,31% von bislang 30,6%.
Familie Bettencourt wird zum wichtigsten L’Oréal-Aktionär
Damit steigt die Bettencourt-Familie zum wichtigsten L’Oréal-Aktionär auf, was auch in der Zusammensetzung des Verwaltungsrats berücksichtigt werden soll. Die Anzahl Nestlé-Delegierter im Gremium wird von heute drei auf zwei sinken.
Der Verkauf muss unter anderem noch von den dafür zuständigen Behörden genehmigt werden. Die Konzerne rechnen damit, dass die Transaktion noch im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen wird.
Aktienrückkauf – Geschäft mit medizinischen Hautpflegeprodukten wird erweitert
Den Barteil aus dem Erlös beabsichtigt Nestlé zur Lancierung eines Aktienrückkaufprogramms zu verwenden. Weiter gab der Konzern die Gründung der Nestlé Skin Health SA bekannt. Damit werde das Geschäft mit spezialisierten medizinischen Hautpflegeprodukte erweitert, um wachsenden Konsumentenbedürfnissen gerecht zu werden.
Das Fundament dieser neuen Gesellschaft mit Sitz in Lausanne werde die vollständig übernommene Galderama sein. Nestlé Skin Health, in die auch der Hersteller von Kinderhautpflegeprodukten Bübchen integriert werden soll, konzentriere sich darauf, den weltweit zunehmenden Bedarf im Bereich Hautgesundheit mit einer breiten Palette an innovativen und wissenschaftlich nachgewiesenen Produkten zu decken, schreibt Nestlé.
L’Oréal steigert Umsatz
Am Montagabend hatte L’Oréal die Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg im Vergleich zu 2012 um 2,3% auf rund 23 Mrd EUR und der Gewinn erhöhte sich um 3,2% auf 2,96 Mrd. Neben den Massenmarkt-Produkten von Marken wie L’Oréal Paris und Garnier seien vor allem Apothekenkosmetik und Luxusartikel von Marken wie Lancôme, Giorgio Armani oder Kiehl’s gut gelaufen, hiess es. Auch für 2014 rechne man mit Zuwächsen, liess Unternehmenschef Jean-Paul Agon weiter mitteilen. (awp/mc/pg)