Nestlé-CEO Paul Bulcke.
Vevey – Nestlé übernimmt vom US-Pharmakonzern Pfizer dessen Sparte Nutrition. Der Westschweizer Nahrungsmittel-Konzern spricht von einem «strategischen Schritt» zum Ausbau der weltweiten Position im Bereich der Säuglingsernährung. Die Transaktion soll sich bereits im ersten Jahr nach Vollzug der Transaktion positiv auf das Nestlé-Modell auswirken.
Wie Nestlé am Montagmorgen mitteilte, wurde eine Vereinbarung zum Erwerb der Pfizer-Sparte zu einem Preis von 11,85 Mrd USD unterzeichnet. Laut einer Mitteilung von Pfizer in gleicher Sache soll der Betrag in Cash bezahlt werden. Die Transaktion kommt nicht ganz überraschend, hatten sie doch verschiedene Medien bereits in den letzten Tagen angekündigt. Bekannt war auch seit längerem, dass Pfizer den Bereich verkaufen wollte. Interesse an der Sparte dürfte laut den Medienberichten auch der französische Nahrungsmittelkonzern Danone gehabt haben.
Transaktion bis Mitte 2013 abgeschlossen
Die Akquisition, welche der Zustimmung der Behörden unterliegt, werde sich positiv auf das Nestlé-Modell auswirken, sowohl in Bezug auf Wachstum und Margen als auch in Bezug auf den Gewinn pro Aktie der Gruppe im ersten vollendeten Jahr nach Abschluss der Akquisition, heisst es. Laut Pfizer-Mitteilung sollte die Transaktion bis Mitte 2013 abgeschlossen sein.
Umsatz 2012 auf 2,4 Mrd USD geschätzt
Der Umsatz des akquirierten Geschäfts wird von Nestlé für 2012 auf 2,4 Mrd USD geschätzt. 2011 hatte sie laut Pfizer 2,1 Mrd erwirtschaftet (+15% gegenüber 2010). Rund 85% des Umsatzes wird in den aufstrebenden Märkten bzw. Ländern mit einer grossen, schnell wachsenden Bevölkerung erzielt. Gemäss Pfizer ist die Sparte in 60 Ländern rund um die Welt tätig.
«Ausgezeichnete strategische Ergänzung»
Nestlé-CEO Paul Bulcke kommentiert den Deal in der Mitteilung folgendermassen: «Die Säuglingsernährung ist für unser Unternehmen seit der Gründung im Jahr 1866 zentral. Pfizer Nutrition ist eine ausgezeichnete strategische Ergänzung, und diese Akquisition unterstreicht unser Engagement als weltweit führendes Unternehmen für Ernährung, Gesundheit und Wellness.» Pfizer Nutrition vertreibt u.a. bekannte Marken wie S-26 Gold, SMA und Promil, die mit den bestehenden Nestlé-Marken in diesem Bereich wie Nan, Gerber, Lactogen, Nestogen oder Cerelac kombiniert werden könnten, wie es heisst.
Wachstumsmarkt
Der Bereich Nutrition ist innerhalb des Nestlé-Konzerns überdurchschnittlich profitabel und hat letztes Jahr eine operative Ergebnis-Marge von 20,0% erzielt, dies im Vergleich zum Konzerndurchschnitt von 15,0%. Im ersten Quartal 2012 machte die Sparte – wie Nestlé letzten Freitag mitgeteilt hatte – einen Umsatz von 1,9 Mrd CHF und wuchs dabei organisch 5,8% (gegenüber 7,2% des Konzerns). Die Wachstumsmotoren seien dabei vor allem die Bereiche Säuglingsernährung und Zerealien für Kinder in den aufstrebenden Märkten gewesen, hiess es.
Auflagen noch unklar
Noch unklar ist, welche Auflagen die Wettbewerbsbehörden bezüglich der Transaktion machen werden. Laut Analysten-Schätzungen könnte der Marktanteil der neuen Nestlé-Einheit in gewissen Ländern so hoch sein, dass ingesamt 20 bis 40% des Umsatzes der Sparte weitergereicht werden muss.
Transaktion soll 160 Mio USD Synergien bringen
Nestlé rechnet beim Kauf von Pfizer Nutrition mit Synergien von 160 Mio USD für das Geschäft. Das organische Wachstum im gekauften Business liegt den Angaben zufolge über der Nestlé-Guidance von +5-6%. Die Margen sollen per sofort verbessert werden, der Gewinn pro Aktie (EPS) ab dem ersten vollen Jahr. Nestlé rechnet ausserdem damit, dass der Return auf das investierte Kapital (ROIC) ab dem vierten bis fünften Jahr die Kapitalkosten übertreffen wird. (awp/mc/upd/ps)