Peter Brabeck, VRP Nestlé. (Bild: Nestlé)
Bern – Die Welt schlittert laut Nestlé-VR-Präsident Peter Brabeck nach überstandener Finanzkrise nun in eine Regulierungskrise. Davon seien nicht nur die Finanzwelt, sondern auch die Unternehmen der Realwirtschaft betroffen, sagte Brabeck am Dienstag in seiner Rede am «Swiss International Finance Forum» in Bern. «Dabei ist eines sicher, trotz verstärkter Regulierung wird es wieder Krisen geben», warnt er.
Die Unternehmen und ihr Management seien immer stärker damit beschäftigt, Regulierungs- und Compliance-Vorschriften einzuhalten, womit Zeit für das Behandeln von Fragen zur Strategie und zum täglichen Geschäft verloren gehe, erklärte Brabeck weiter. Zudem würden die Kosten für die Umsetzung der Regeln laufend ansteigen und neue Risiken geschaffen.
Regulierungswut
Auch Nestlé sei von der Regulierungswut insbesondere der USA, die der ganzen Welt ihre Gesetze auferlege, betroffen. Auf direkte weise müssten etwa gewisse Nestlé-Einheiten die von den USA eingeführten Fatca-Bestimmungen oder die Regeln des Dodd-Frank-Act, der nach der Finanzkrise zu umfassenden Anpassungen im US-Finanzrecht geführt hat, befolgen.
Zudem sei es indirekt durch Regulierungsänderungen für Nestlé zum Beispiel schwieriger geworden, von globalen Banken Finanzierungsunterstützung für Aktivitäten in Ländern wie der Ukraine, Venezuela oder Argentinien zu erhalten, erklärte der VRP. Diese Einschränkungen hemme die Wachstumsinitiativen des Konzerns in aufstrebenden Ländern.
Schweizer Recht verteidigen
Der Politik und dem Schweizer Finanzplatz empfiehlt Brabeck den politisch motivierten Forderungen aus dem Ausland einheitlich und entschiedener entgegenzutreten. Es gehe darum, Schweizer Recht zu verteidigen und nicht die zahlreichen Vorschläge, welche etwa aus der EU herangetragen werden, blind umzusetzen.
Dabei sei das Vertrauen in die Schweizer Rechtssicherheit ein wichtiges Gut, sowohl für die Realwirtschaft als auch für den Finanzsektor. Dieses Vertrauen gelte es zu pflegen, der Finanzplatz müsse sich an den alten Werten des Private Banking orientieren. Das Image des Finanzplatzes sei trotz des Gegenwinds aus aller Welt immer noch gut, schliesslich fliesse weiterhin Geld vom Ausland in die Schweiz. (awp/mc/ps)