Nestlé-VRP: Vorkaufsrecht für L’Oréal wird nicht verlängert
Nestlé-VRP Peter Brabeck. (Bild: Nestlé)
Zürich – Nestlé will das gegenseitige Vorkaufsrecht mit der französischen Familie Bettencourt für die Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern L’Oréal nicht weiterführen. Viel ändern soll sich bezüglich der Beteiligung sonst aber nicht. Die Beteiligung soll weiterhin in einem strategischen Rahmen beurteilt werden.
Der entsprechende Vertrag läuft bekanntlich Ende April 2014 aus. Nestlé hält gegenwärtig 29,4% der L’Oréal-Aktien; die französische Industriellen-Familie Bettencourt ist ebenfalls mit rund 30% beteiligt. «Das Vorkaufsrecht wird nicht verlängert, das ist ganz klar», sagte Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck der «Handelszeitung» (Vorabdruck Ausgabe 29.8.). Der Grund: «Weil uns das Vorkaufsrecht in der Vergangenheit eine Werteinbusse eintrug. Daran haben wir als Investor kein Interesse.»
Auf die Frage, ob Nestlé über einen Verkauf des Paketes nachdenke, meinte der Präsident des weltgrössten Nahrungsmittel-Herstellers: «Wir wollen einfach alle Optionen auf dem Tisch haben, inklusive den Status Quo. Viel ändern wird sich 2014 nicht. Es wird bloss der intrinsische Wert unserer Beteiligung steigen, weil das Vorkaufsrecht wegfällt.»
Eine Aufstockung scheint aber eher keine Option für Brabeck zu sein: «Zukaufen können wir unter der derzeitigen Vertragsregelung nicht. Wir sitzen mit drei Leuten im Verwaltungsrat, sind im Präsidium und im Strategiegremium präsent und damit gut vertreten.»
«Die Zukunft der Beteiligung von Nestlé an L’Oréal ist ein wichtiges Thema für die Gruppe und der Verwaltungsrat misst ihm im Rahmen der globalen Strategie in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Wellness grösste Bedeutung zu», so eine Konzernsprecherin auf Anfrage von AWP. Nestlé werde dabei weiterhin einen langfristigen strategischen Gesichtspunkt im «bestem Interesse der Aktionäre» verfolgen und, wenn erforderlich, Entscheidungen im langfristigen Interesse des Unternehmens fällen, hiesst es weiter.
Starkes Wachstum in China erwartet
Nestlé hat zuletzt die Analystenerwartungen mehrmals enttäuscht, vor allem mit Bezug auf die Entwicklung in Asien. Brabeck sieht da aber keine Probleme, auch wenn Konkurrenten wie Danone oder Unilever höhere Umsatzanteile haben. «Wir setzten auf Kontinuität und entwickeln unser Geschäft», meinte er dazu. Er sieht auch keine Abschwächung in China. Das Land werde weiter wachsen. «Ich war voriges Jahr beim Ministerpräsidenten. Da haben wir über die Entwicklungsprioritäten des Landes gesprochen und darüber, was Nestlé zu diesen Zielen beitragen kann.» Nestlé werde in China mit ungefähr 10% jährlich wachsen und investiere stark.
Dafür könnte das Geschäft für Gewichtsmanagement in den USA (Jenny Craig), das vor einigen Jahren zugekauft und mit dem Nestlé nie glücklich wurde, wieder veräussert werden. «Wir müssen uns in diesem Geschäft alle Türen offen lassen. Wenn ein Modell nicht richtig funktioniert, muss man den Mut haben, es allenfalls abzuschneiden. Das ist wie bei einem Baum, der ständig wächst. Ab und zu muss man die Äste stutzen», so Brabeck.
Zum Grund, wieso das Business nicht funktioniert hat, sagte Brabeck, die Wirtschaftskrise in den USA habe jenen Teil der Bevölkerung getroffen, der für Jenny Craig wichtig gewesen sei. Die Hausfrauen des unteren Mittelstandes seien die Hauptkunden von Jenny Craig. «In der Krise kriegen der Mann, das Baby und die Katze ihr Essen, aber die Frau spart bei ihrem Gewichts-Management. Dieses Phänomen haben wir bislang nicht in den Griff gekriegt.» (awp/mc/upd/ps)