Nestlé-Aktien nach enttäuschenden Umsatzzahlen stark unter Druck

Nestlé

Nestlé-Hauptsitz in Vevey.

Zürich – Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé stehen am Freitag in einem etwas fester tendierenden Gesamtmarkt stark unter Druck. Nestlé hat Anleger und Analysten mit den Umsatzzahlen für die ersten neun Monate enttäuscht und musste die Wachstums-Guidance für das laufende Jahr senken. Entgegen den Erwartungen hat sich das organische Wachstum im dritten Quartal abgeschwächt.

Bis um 09.30 Uhr verlieren die Nestlé-Titel 2,1% auf 73,55 CHF, während der Gesamtmarkt auch ohne die Hilfe des Schwergewichts um 0,54% gut zulegen kann. In einer ersten Reaktion haben die Papiere des Nahrungsmittelmultis gar um über 3% nachgegeben und den SMI zwischenzeitlich in die Verlustzone gedrückt. Die Aktien des europäischen Konkurrenten Danone (-0,4%) büssen im Sog von Nestlé leicht an Wert ein.

Enttäuschung gross
Die Enttäuschung über das Abschneiden von Nestlé im dritten Quartal ist am Markt gross. Das Wachstum habe sich trotz des heissen Sommers und dem damit verbundenen Wachstum bei den Verkäufen von Eiscreme und Wasser abgeschwächt, schreibt die Credit Suisse. Dabei hätten wie erwartet die Probleme von Maggi im Nudelskandal in Indien die Entwicklung belastet. Dagegen seien die ausserordentlichen Rabattanpassungen im Bereich Nestlé Skin Health nicht erwartet worden.

Die Rabattanpassungen hätten in der Division Other Businesses zu einer Verschlechterung des Pricing-Effekts von +4,1% im zweiten Quartal auf -2,4% im dritten Quartal geführt, rechnet Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel vor. Zudem sei mit dem Nudelskandal und dem sich nur langsam erholenden Geschäft in China auch die Entwicklung in der Region Asien, Ozeanien und Afrika (AOA) schwach ausgefallen. Wesentlich besser habe sich Nordamerika entwickelt. Dort seien die Tiefkühlprodukte auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und das Segment Petcare habe sich einer starken Nachfrage erfreut.

Leichte Gewinnrevisionen auf Analystenseite
Den Analysten zufolge macht Nestlé beim internen Realwachstum (RIG), also dem organischen Wachstum ohne die Preisanpassungen, keine schlechte Figur. Nach den heute publizierten Umsatzzahlen dürfte die Analystengilde jedoch leichte Gewinnrevisionen im Rahmen von 1 bis 3% vornehmen, glaubt Patrik Schwendimann von der ZKB. Nestlé verfüge mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,6x gegenüber den europäischen Hauptkonkurrenten Danone (18,7x) und Unilever (20,4x) über eine Prämie, die der ZKB-Analyst aufgrund der besseren defensiven Qualitäten und den Optimierungsfantasien bei Nestlé jedoch durchaus als gerechtfertigt erachtet.

Auch im Handel zeigt man sich über die News von Nestlé enttäuscht. Die ganze Welt habe sich auf eine Wachstumsbelebung während des dritten Quartals eingestellt, doch nun habe sich das Wachstum verlangsamt, sagte ein Händler. Auch das Unternehmen selbst sei davon auf dem falschen Fuss erwischt worden. Nur so lasse sich die Reduktion der firmeneigenen Jahresprognosen erklären. In Anbetracht der Spekulationen rund um eine positive Überraschung im Vorfeld der Veröffentlichung der Neunmonatsumsatzzahlen überrasche nun die negative Kursreaktion der Nestlé-Aktien nicht, heisst es weiter. (awp/mc/ps)

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