Nestlé-Aktionäre zeigen Third Point die kalte Schulter

Nestlé-Aktionäre zeigen Third Point die kalte Schulter

Vevey – Der Hedgefonds Third Point stösst mit seinen Forderungen zum Umbau von Nestlé bei einigen anderen Investoren des Nahrungsmittelriesen auf taube Ohren. Fondsmanager halten die Renditeforderungen des streitbaren US-Investors Daniel Loeb für überzogen und fürchten, dass darunter das langfristige Wachstum leiden könnte.

Zudem halten sie weder den von dem Fonds angemahnten raschen Verkauf der milliardenschweren Beteiligung an L’Oréal noch einen Aktienrückkauf für sinnvoll. Das ist ein Dämpfer für Hedge-Fonds-Manager Loeb, der sich über Third Point für 3,5 Mrd USD einen Anteil von gut einem Prozent an Nestlé gesichert hatte. In einem Schreiben an Investoren hatte er einen rascheren Umbau des Konzerns mit Marken wie Nespresso, Maggi oder KitKat gefordert, der zuletzt seinen langjährigen Wachstumszielen hinterherhinkte.

Investitionen in Auf- und Aubau des Geschäfts
Nestlé sind laut Fondsmanager Daniel Häuselmann vom Vermögensverwalter GAM in den vergangenen Jahrzehnten nur wenige Fehler unterlaufen. «Sonst wäre sie nicht dort, wo sie heute steht. Ich sehe keinen dringenden Bedarf, die bisher kommunizierte Strategie zu verändern.» Vielmehr sei es wichtig, dass Nestlé weiterhin in den Auf- und Ausbau des Geschäfts investiere und dies nicht zugunsten kurzfristig höherer Margen vernachlässige.

Third Point fordert von Nestlé bis 2020 eine operative Rendite von 18 bis 20% – nachdem die Firma zuletzt auf 15,3% kam. Zudem solle sich der Konzern mindestens doppelt so hoch verschulden wie bislang und mit dem Geld dann Aktien zurückkaufen. Darüber hinaus dringt Loeb auf den Verkauf von nicht strategischen Geschäftsfeldern und eine Veräusserung des über 25 Mrd USD schweren Anteils an L’Oréal.

Langfristiger Horizont
Fondsmanager Antoine Hamoir vom Vermögensverwalter Candriam erwartet jedoch keine weitreichende Änderung der Strategie. «Nestlé hat einen langfristigen Horizont. Ich erwarte nicht, dass sie drastische Massnahmen setzen, nur um einen Aktivisten zufriedenzustellen. Das entspricht nicht der Kultur von Nestlé.» Die Beteiligung am Kosmetikkonzern werfe gute Gewinne ab. Zudem macht ein Aktienrückkauf bei der aktuell eher hohen Bewertung an der Börse Häuselmann zufolge wenig Sinn.

Zudem haben die Aktionäre Zweifel daran, wie viel Loeb mit einem Anteil von gut einem Prozent erreichen kann – damit ist er nach Reuters-Daten der achtgrösste Investor. Die Aktien von Nestlé sind breit gestreut, kaum ein Eigentümer hält mehr als ein Prozent. GAM und Candriam gehören laut Reuters-Daten zu den grössten 120 Investoren von Nestlé.

Für den Schweiz-Chef von JP Morgan, Nick Bossart, ist der Einstieg von Third Point keine Überraschung. «Mehrere grosse US-Aktivisten haben sich in den vergangenen Monaten über Ziele in Europa und insbesondere in der Schweiz informiert», sagte er. Wie dauerhaft ihr Engagement sei, stehe jedoch in den Sternen. «Vielfach sind Aktivisten bereits nach sechs bis zwölf Monaten wieder weg, es kann aber auch durchaus längere Halteperioden geben.»

Nach einem Kursprung am Vortag (+4,3%) büssten die Nestlé-Papiere am Dienstag bis Börsenschluss 1,6% ein. (awp/mc/pg)

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