Nestlé gibt höchstes Gebot für Mercks rezeptfreie Arzneien ab

Mark Schneider

Nestlé-CEO Mark Schneider. (Foto: Nestlé)

Darmstadt – Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck entscheidet womöglich schon bald über den Verkauf seines Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten. Mit einem Angebot von etwa 4,2 Milliarden Euro habe derzeit der Schweizer Nahrungsmittelgigant Nestlé die Nase vorn, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf Insider.

Das Merck-Management will den Informationen zufolge noch im ersten Quartal bestimmen, wer den Zuschlag für die Consumer-Health-Sparte erhalten soll. Sprecher der Unternehmen wollten die Sache nicht kommentieren.

An der Schweizer Börse reagierten Nestlé-Aktie kaum und gaben zuletzt gut ein halbes Prozent auf 83,84 Schweizer Franken nach. Merck-Papiere zeigten sich ebenfalls nahezu unbeeindruckt. Zuletzt ging es um mehr als 1 Prozent abwärts auf 92,44 Euro.

Über das Interesse von Nestlé an der Consumer-Health-Sparte des Dax-Konzerns war bereits seit Wochen spekuliert worden. Nestlé-Chef Mark Schneider baut derzeit das Gesundheitsgeschäft des Konzerns aus. Im vergangenen Monat etwa kündigten die Schweizer den Kauf des kanadischen Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln Atrium Innovations für 2,3 Milliarden Dollar an.

Im Bieterprozess um die Merck-Sparte hat der Konzern mit seinem Angebot nun offenbar auch Konkurrenten wie den Pharmarivalen Mylan und den britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hinter sich gelassen. Beide Konzerne, die ebenfalls rezeptfreie Arzneien vertreiben, seien aber noch im Rennen, hiess es.

Andere Bieter haben sich den Informationen zufolge hingegen bereits aus dem Angebotsprozess verabschiedet – so etwa der auf rezeptfreie Arzneien spezialisierte Konzern Perrigo und das Finanzinvestoren-Duo Bain und Cinven, denen der Bad Vilbeler Arzneikonzern Stada gehört. Diese hatten früheren dpa-Informationen aus Finanzkreisen zufolge erwogen, das Merck-Geschäft zu übernehmen, um es dann später an den MDax-Konzern anzudocken. Sprecher der Finanzinvestoren und von Perrigo verweigerten ebenfalls einen Kommentar.

Merck hatte im Herbst sein sogenanntes OTC-Geschäft («Over the Counter») zur Disposition gestellt, und will sich stattdessen auf seine Pharmasparte mit neuen Mitteln wie dem Krebsmedikament Bavencio und der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin konzentrieren. Merck-Chef Stefan Oschmann hatte Ende 2017 in einem Interview mit dem Sender CNBC gesagt, er hoffe auf eine Vertragsunterzeichnung für den Consumer-Health-Bereich im ersten Halbjahr 2018.

Von einem Verkauf der Merck-Sparte wären weltweit 3800 Mitarbeiter betroffen, in Deutschland beschäftigt Consumer Health etwa 280 Menschen. Nach einer Schwächeperiode war der kleinste Bereich bei der Merck KGaA zuletzt wieder auf die Beine gekommen. 2016 erzielte die Sparte einen Umsatz von 860 Millionen Euro. Zur Angebotspalette gehören Nasensprays wie «Nasivin» und Vitaminpräparate wie «Femibion» oder «Seven Seas». (awp/mc/ps)

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