Kunden bleiben Nestlé trotz Preiserhöhungen treu

Mark Schneider

Nestlé-Konzernchef Mark Schneider. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Der Lebensmittelriese Nestlé hat einen guten Start ins Jahr hingelegt. Obwohl das Unternehmen seine Preise erneut stark erhöht hat, um den steigenden Kosten entgegenzuwirken, hielten sich die Kunden beim Kauf von Nestlé-Produkten wie Purina-Hundefutter, Kitkat oder Nescafé kaum zurück.

Beim Tierfutter verzeichnete der Konzern von Januar und März 2023 zweistellige Wachstumsraten, ebenso bei den Süsswaren, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht hervorgeht. Bei den pulverisierten und flüssigen Getränken, zu denen etwa die Kaffee-Marken Nescafé, Nespresso oder Starbucks gehören, gab es ein Plus von 8,3 Prozent. Aber auch alle anderen Produktkategorien wuchsen, sodass Nestlé insgesamt ein organisches Plus von 9,3 Prozent erreichte.

Dieses war jedoch in erster Linie auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Über den gesamten Konzern hinweg schraubte das Unternehmen die Preise um 9,8 Prozent hoch, am stärksten beim Tierfutter (+12,2%), gefolgt von Milchprodukten und Glacé mit Produkten wie Hirz-Joghurts (+11,8%). Auch Fertiggerichte und Kochhilfen, wozu beispielsweise die Saucen von Maggi gehören, waren deutlich teurer als vor Jahresfrist (+11,1%).

Kaum Nachfrageelastizität festgestellt
Starke Preiserhöhungen hatte Nestlé schon in den beiden vorangehenden Quartalen durchgesetzt. Im dritten Quartal 2022 nahmen die Preise im Schnitt um 9,5 Prozent, im Schlussquartal 2022 gar um 10,1 Prozent zu.

Dass Nestlé auch im ersten Quartal deutlich höhere Preise verlangt hat, begründet das Unternehmen mit der nach wie vor «erheblichen Kosteninflation». Sprich: Die höheren Kosten für die Herstellung der Produkte, etwa wegen höherer Rohstoffpreise, Energie- und Transportkosten, gibt das Unternehmen an die Kunden weiter.

Das ist aber immer eine Gratwanderung: Denn wenn die Preise steigen, besteht die Gefahr, dass die Nachfrage abnimmt, weil die Konsumenten für den Kauf ihrer Lieblingsprodukte eine Schmerzgrenze haben.

Dieses Phänomen scheint Nestlé allerdings kaum Probleme zu bereiten. Die sogenannte Nachfrageelastizität und das Downtrading – also der Wechsel zu günstigeren Alternativen – seien trotz Preiserhöhungen «begrenzt» geblieben, heisst es in der Mitteilung.

Positive Überraschung
Das zeigt sich an den verkauften Mengen: Nestlé verkaufte zwar im ersten Quartal 0,5 Prozent weniger Produkte. Nach dem rekordhohen Volumenrückgang von 2,6 Prozent im Vorquartal zeigt sich damit aber schon wieder eine deutliche Erholung. Die Kunden hielten sich also trotz der höheren Preise nicht mehr so deutlich zurück wie im Vorquartal und kauften nur leicht weniger ein.

Dass die Verkaufsmenge nicht stärker abgenommen hat, überraschte die meisten Finanzanalysten. Sie hatten laut AWP-Konsens mit einem Rückgang von 2,2 Prozent gerechnet.

«Trotz eines Preisanstiegs von 10 Prozent scheinen sich Preiselastizität und Downtrading in Grenzen zu halten», hiess es im Kommentar eines Analysten. Das stelle «die starke Preismacht von Nestlé und die Attraktivität seiner Marken» unter Beweis, so der Experte.

Der Quartalsumsatz belief sich auf 23,5 Milliarden Franken nach 22,2 Milliarden im Vorjahr. Vor allem negative Wechselkurseffekte drückten das organische Wachstum, weshalb sich am Ende ein ausgewiesenes Umsatzwachstum von 5,6 Prozent ergab.

Der Aktienkurs von Nestlé reagierte positiv auf die vorgelegten Zahlen. Er stieg im Vormittagshandel (gegen 11.30 Uhr) um 1,2 Prozent in einem tendenziell schwächeren Gesamtmarkt. (awp/mc/ps)

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