Nestlé stoppt Grossteil der Produktion in Russland

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Nestlé-Hauptsitz in Vevey. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Nestlé zieht in Russland nach anhaltender Kritik die Reissleine. Nachdem bislang nur die Importe und Exporte ausgesetzt waren, stoppt der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern dort nun auch die Produktion der meisten Produkte, mit Ausnahme von lebenswichtigen Gütern.

Marken wie Kitkat oder Nesquik nimmt Nestlé aus den Regalen. Einzig lebenswichtige Produkte wie Babynahrung oder medizinische Ernährung sollen in Russland noch verkauft werden. Während der Krieg in der Ukraine tobe, fokussiere Nestlé die Aktivitäten in Russland darauf, lebenswichtige Nahrung bereitzustellen – nicht darauf, Gewinne zu machen, heisst es am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme von Nestlé an AWP.

Dieser Ansatz entspreche dem Prinzip, das Grundrecht auf Nahrung zu gewährleisten, betonte Nestlé. Laut Angaben im Geschäftsbericht hat das Unternehmen 2021 in Russland 1,7 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind knapp 2 Prozent des Gruppenumsatzes.

Kritik aus Ukraine
Bereits vor fast zwei Wochen hatte Nestlé erklärt, den Import und Export aller nicht lebenswichtigen Nahrungsmittel aus und nach Russland zu stoppen. Es würden ausserdem keine Investitionen mehr getätigt und die Produkte nicht mehr beworben.

Der Grossteil der Nestlé-Produkte, rund 90 Prozent, wird allerdings lokal produziert, wie ein Sprecher gegenüber AWP sagte. Die Produktion der grossen Mehrheit der Produkte und des Umsatzes in Russland würden nun unterbrochen. Dies betreffe neben Süsswaren auch Heimtierprodukte und Kaffee.

Der ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hatte Nestlé letzte Woche scharf dafür kritisiert, Russland nicht zu verlassen. Konzerne, die in Russland blieben, finanzierten den Krieg mit, argumentierte er.

Der Konzern erwarte nicht, in der näheren Zukunft in Russland Gewinne zu erzielen oder damit verbundene Steuern zu zahlen, hielt Nestlé in der Stellungnahme fest. Alle allfälligen Gewinne würden aber Organisationen für humanitäre Hilfe gespendet.

Mitarbeiter erhalten weiter Lohn
Derzeit sei man zudem dabei, Lösungen für die Angestellten und Werke in Russland zu finden, sagte ein Sprecher. Nestlé werde seine Mitarbeitenden weiterhin bezahlen. Der Konzern beschäftigt laut eigenen Angaben 7000 Mitarbeitende in Russland und hat dort sechs Fabriken. Konzerne, die sich aus Russland zurückziehen, dürften dabei auch das Risiko der Enteignung fürchten.

«Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine und unseren 5’800 Mitarbeitenden dort», erklärte Nestlé weiter. Man wolle die Bemühungen zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine und der Flüchtlinge in den benachbarten Ländern fortsetzen.

Nestlé ist laut eigenen Angaben eines der wenigen Unternehmen, das die Regale für die ukrainische Bevölkerung weiterhin fülle. Derzeit könne Nestlé 60 Prozent des Vorkriegs-Volumens liefern, sagte der Sprecher. Der Konzern liefert dabei auch Nahrungsmittel an Hilfsorganisationen. (awp/mc/pg)

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