Nestlé-Finanzchef François-Xavier Roger tritt ab – Anna Manz wird Nachfolgerin
Vevey – Bei Nestlé kommt es zu einem Wechsel auf dem Posten des Finanzchefs. Der langjährige CFO François-Xavier Roger tritt ab und wird durch Anna Manz von der London Stock Exchange ersetzt.
François-Xavier Roger habe sich nach acht Jahren als Generaldirektor und Chief Financial Officer entschieden, das Unternehmen zu verlassen und neue berufliche Herausforderungen anzunehmen, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Er habe das Finanzmanagement von Nestlé «erfolgreich gesteuert und damit die nachhaltige Wertschöpfung im Unternehmen vorangetrieben».
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Roger bei der Novartis-Tochter Sandoz den Vorsitz des Prüfungs-, Risiko- und Compliance-Ausschusses im Verwaltungsrat übernehmen wird. Sandoz soll bekanntlich in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres vom Mutterkonzern abgespalten werden.
Bevor der Franzose 2015 zu Nestlé stiess, war er unter anderem Finanzchef bei der japanischen Pharmafirma Takeda Pharmaceutical und beim luxemburgischen Telekomunternehmen Millicom. Schon vorher hatte er jedoch Erfahrung in der Lebensmittelbranche gesammelt, und zwar beim französischen Nestlé-Konkurrenten Danone. Dort arbeitete er von 2000 bis 2008 als Finanzchef für das Asien-Geschäft und VP Corporate Finance, Treasury and Tax für die Danone-Gruppe.
Geschäftsleitung von Nestlé wird durchmischter
Als Nachfolgerin von Roger wurde Anna Manz ausgewählt. Sie ist derzeit noch Finanzchefin und Verwaltungsratsmitglied der London Stock Exchange Group (LSEG). Sobald sie von ihren gegenwärtigen Aufgaben entbunden sei, werde sie CFO und Mitglied der Konzernleitung von Nestlé, heisst es. Bis zu ihrem Eintritt werde derweil Roger seine Funktion weiter ausüben und eine nahtlose Übergabe sicherstellen.
Vor ihrer Rolle bei der LSEG war Anna Manz den Angaben zufolge CFO und Direktorin bei Johnson Matthey, wo sie für die Bereiche Strategie, Finanzen, Beschaffung und IT verantwortlich war. Erfahrung in der Konsumgüterindustrie sammelte sie während ihrer 17 Jahre dauernden Tätigkeit in diverse Führungsfunktionen beim Spirituosenhersteller Diageo, wo sie unter anderem als Chief Strategy Director sowie CFO Asia Pacific und Group Treasurer tätig gewesen war.
Mit der Ernennung von Manz sorgt Nestlé auch für eine bessere Geschlechterdurchmischung seiner Geschäftsleitung. Denn die Britin ist nun innerhalb weniger Tage die zweite Frau, die im sechzehnköpfigen Geschäftsleitungs-Team von Nestlé einen Mann auf seinem Posten ablöst. Vergangene Woche war bereits bekannt geworden, dass Stephanie Pullings Hart die Nachfolge des operativen Chefs Magdi Batato antritt, der Anfang 2024 in den Ruhestand gehen wird.
Mit Manz und Pullings Hart werden künftig fünf Frauen in der Chefetage von Nestlé tätig sein und die Frauenquote in der Geschäftsleitung wird auf knapp einen Drittel ansteigen von zuvor knapp einem Fünftel. Bislang sind mit Kommunikationschefin Lisa Gibby, Personalchefin Béatrice Guillaume-Grabisch und der Chefjuristin Leanne Geale drei Frauen in der Geschäftsleitung vertreten.
Abgang wird bedauert
Bei der ZKB bedauert man den «überraschenden» Abgang des Finanzchefs. Der Übergang sei allerdings gut geregelt, heisst es in einem Kommentar.
Roger werde grosse Fussstapfen hinterlassen, schreibt der Analyst von Vontobel. Während seiner Amtszeit habe er unter anderem Kosten in Milliardenhöhe eingespart, das Portfolio so umgestellt, dass 20 Prozent des Umsatzes durch Zukäufe und Verkäufe erfolgt seien, das Betriebskapital auf ein «noch nie dagewesenes niedriges Niveau» gebracht und weitere Einsparungen vorgenommen, etwa bei den Steuern oder den Finanzkosten. Vor allem aber sei innerhalb und ausserhalb von Nestlé hoch angesehen gewesen, betont der Experte.
Analysten begrüssen jedoch die Entscheidung von Nestlé, Anna Manz als Nachfolgerin von François-Xavier Roger einzusetzen. Denn schliesslich sehe Nestlé die Vielfalt im Unternehmen als eine der Hauptprioritäten in seiner ESG-Roadmap, heisst es bei Vontobel weiter. Und bei der ZKB wird ihre breite Erfahrung hervorgehoben.
Die Aktien von Nestlé verlieren im frühen Handel gut 0,7 Prozent und sind damit am unteren Ende der SMI-Titel zu finden. Der Gesamtmarkt, gemessen am SMI, steht mit 0,19 Prozent etwas weniger stark im Minus. (awp/mc/ps)