Nestlé-Instantnudeln werden auch in anderen Ländern untersucht
Das aus dem Verkehr gezogene indische Instant-Nudeln-Sortiment von Nestlé. (Bild: Nestlé)
Vevey – Die Sache mit den angeblich mit zu viel Blei bestückten Maggi-Instantnudeln in Indien zieht weitere Kreise. Nachdem die indischen Gesundheitsbehörden kürzlich ein Verkaufsverbot erlassen haben und Nestlé die Nudeln vom Markt genommen hat, prüfen jetzt offenbar die Behörden weiterer Länder das Produkt in Bezug auf die Inhaltsstoffe.
So will laut Presseberichten etwa die US-Gesundheitsbehörde FDA die Nudeln testen. Dabei handelt es sich laut Nestlé um Nudeln, die in Indien hergestellt und durch Drittparteien in die USA importiert wurden. Aber auch in anderen Ländern mit grösseren indischen Gemeinschaften wie Singapur, Grossbritannien oder Kanada wird oder wurde das Produkt getestet. In Singapur etwa haben die Behörden die Tests bereits durchgeführt und das Produkt für «sicher» befunden.
Am Vortag war derweil bekannt geworden, dass Nestlé juristisch gegen das Verkaufsverbot in Indien vorgeht. Dazu hat der Nahrungsmittelriese den Obergerichtshof von Bombay angerufen, wo heute eine Anhörung stattgefunden hat. Laut der Agentur Dow Jones hat das Gericht das Verkaufsverbot der indischen Gesunheitsbehörde bis auf weiteres aufrecht erhalten und den Aufseher dazu aufgefordert, bis in zwei Wochen einen detaillierten schriftlichen Bericht zum Thema zu verfassen. Nestlé halte derweil am «freiwilligen Verzicht» zum Verkauf der Nudeln fest, heisst es.
Unterschiedliche Interpretationen
Offenbar gibt es unterschiedliche Interpretationen der indischen Gesetzgebung zwischen Nestlé und den dortigen Behörden. Wie das «Wall Street Journal» in seiner heutigen Ausgabe schreibt, würden sich viele in der Nahrungsmittel-Industrie beklagen, dass die Vorschriften oft unklar seien und die offiziellen Zulassungsprozesse sehr lang dauern würden und auch verwirllich seien.
So etwa auch im Fall der Instant-Nudeln. So würden die Behörden etwa einzelne Bestandteile (Nudeln, Aromenverpackung) untersuchen, während laut Nestlé die Produkte so untersucht werden sollten, wie sie konsumiert werden, nämlich vermischt mit heissem Wasser. Andere Unternehmen haben offenbar ähnliche Probleme mit den Behörden in Indien wie Nestlé. So hat etwa auch Unilever in Indien seine (chinesischen) Instantnudeln vom Markt genommen, um sie zusätzlich zu testen, wie es in einem Statement auf der Homepage von Hindustan Unilever (HUL) vom 10. Juni heisst.
Ein Teil des Problems sei, heisst es im US-Blatt weiter mit Bezug auf Analysten, dass die Sicherheitsvorschriften im Nahrungsmittel-Bereich in Indien relativ neu und oft schwammig seien. Bis 2008 gab es demnach keine nationale Gesundheitsbehörde und die neuesten Nahrungsmittel-Standards seien 2011 entworfen worden. Unter dem alten Recht hätten die Unternehmen gar keine Produktzulassungen gebraucht. (awp/mc/upd/ps)