Nestlé legt im ersten Halbjahr dank Preiserhöhungen deutlich zu

Nestlé legt im ersten Halbjahr dank Preiserhöhungen deutlich zu
Mark Schneider, ehemaliger Nestlé-Konzernchef. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Nestlé hat in der ersten Jahreshälfte die Preise erneut kräftig angehoben. Doch im zweiten Halbjahr können sich die Kunden des Konzerns auf eine Verschnaufpause einstellen. Nachdem die Kosten für gewisse Rohstoffe inzwischen sinken, plant Nestlé für das zweite Halbjahr moderatere Preiserhöhungen ein – zumindest für manche Produkte.

Der Lebensmittelkonzern hat im ersten Halbjahr 2023 erneut deutlich an der Preisschraube gedreht. Die Preiserhöhungen lagen bei 9,5 Prozent und sorgten damit im Alleingang für das organische Umsatzwachstum von 8,7 Prozent.

Als Grund für die höheren Preise gibt Nestlé die nach wie vor grassierende Inflation an. Manche wichtigen Rohstoffe wie zum Beispiel Kaffee, Kakao oder Zucker sind weiterhin sehr teuer. Nestlé habe die höheren Kosten jedoch in moderatem Masse an die Kunden weitergegeben, betonte Firmenchef Mark Schneider an einer Telefonkonferenz.

Das zeige sich in Europa beispielsweise sehr gut daran, dass die Profitabilität trotz der Preiserhöhungen gelitten habe, sagte er. Die operative Ergebnismarge sank in der Region um 0,7 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent.

Nestlé ist mit den Preiserhöhungen zudem in guter Gesellschaft. Auch die Konkurrenten Danone und Unilever haben im ersten Halbjahr beide um 9,4 Prozent höhere Preise durchgesetzt.

Konsumenten griffen trotz Preiserhöhungen zu
Dass die Preise stiegen, hielt die Konsumenten jedoch kaum davon ab, Nestlé-Produkte zu kaufen. «Insgesamt war die Nachfrageelastizität im Zusammenhang mit den Preisanpassungen begrenzt», heisst es in der Mitteilung zum Halbjahres-Resultat.

Den Rückgang des Verkaufsvolumens auf Gruppenstufe um 0,8 Prozent führen die Verantwortlichen vielmehr auf die anhaltende Portfoliobereinigung im ersten Halbjahr zurück. Nestlé sortiert bekanntlich nach und nach gewisse Produkte und Geschäfte aus, die dem Unternehmen zu wenig einbringen. Hätte man diesen Effekt herausgerechnet, wären die Verkaufsvolumen laut Schneider praktisch unverändert gewesen.

Tierfutter und Kaffee wuchsen stark
Die Kunden haben auch im ersten Halbjahr 2023 bei denjenigen Produkten am stärksten zugegriffen, die immer beliebt sind. Am stärksten gewachsen ist erneut die Kategorie Tierfutter, gefolgt von Süsswaren. Den grössten Umsatz machte Nestlé allerdings erneut mit Kaffee.

Ausserhalb von Nordamerika und Europa trug vor allem das Geschäft mit Säuglingsnahrung und Süsswaren zum Wachstum bei, aber auch Kaffee, Milchprodukte und Kochzutaten.

Obwohl die Wirtschaft der wichtigen Region China zuletzt schwächer wurde, habe sich das Geschäft dort gut entwickelt, auch dasjenige mit Säuglingsnahrung, führte Schneider aus. Gerade diese Kategorie hatte in China zuletzt geschwächelt und Nestlé hat das Geschäft deshalb vor anderthalb Jahren genau unter die Lupe genommen.

Diese Überprüfung scheint nun Früchte zu tragen. Er sei «sehr zufrieden» damit, was das neu zusammengesetzte Management-Team dort leiste, sagte Schneider.

Preiserhöhungen «moderater und gezielter»
Schneider erklärte, dass er auch im zweiten Halbjahr mit weiteren Preiserhöhungen rechne. «In Zukunft wird die Preisgestaltung aber moderater ausfallen», sagte er. Konsumenten können sich also auf eine Erleichterung für das Portemonnaie einstellen.

«Die Preiserhöhungen werden sich stärker auf Produkte konzentrieren, die noch immer einer Inflation der Inputkosten unterliegen», ergänzte Schneider. Als Beispiel nannte er Produkte, in denen Nestlé die nach wie nach wie vor teuren Rohstoffe Kaffee, Kakao oder Zucker verarbeitet. Für das Portemonnaie von Kitkat-Fans oder Besitzer von Nespresso-Maschinen dürfte die Erholung also noch etwas auf sich warten lassen. (awp/mc/ps)

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