Nestlé: Organisches Wachstum über Erwartungen

Paul Bulcke

Nestlé-CEO Paul Bulcke.

Vevey – Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist in den ersten sechs Monaten 2011 organisch um 7,5% gewachsen und hat damit sowohl den eigenen Ausblick wie auch die Markterwartungen deutlich übertroffen. In absoluten Zahlen resultierte dagegen eine Umsatzabnahme um knapp 13%. Hier wirkte sich insbesondere die Frankenstärke negativ aus. Für das Gesamtjahr bleibt die Gruppe verhalten optimistisch.

Nestlé weist für das erste Semester ein organisches Wachstum von 7,5% aus. Davon gehen 4,8% auf internes Realwachstum (RIG) und 2,7% auf Preisanpassungen zurück. Die Preisanpassungen hätten sich im zweiten Quartal auf 3,8% nach 1,5% im ersten Jahresviertel verstärkt. Der Gesamt-Umsatz sank dagegen um 12,9% auf 41,0 Mrd CHF, wobei sich sowohl die Wechselkurse per Saldo mit -13,8% wie auch Zu-/Verkäufe (Alcon, Kraft Pizza etc.) mit -6,6% negativ auswirkten, schreibt Nestlé am Mittwoch in einer Mitteilung

Gewinn von 4,7 Mrd. Franken
Das operative Ergebnis erreichte in der Berichtsperiode 6,2 Mrd nach 6,4 Mrd (im fortgeführten Geschäft) im Vorjahr. Die operative Ergebnismarge verbesserte sich um 20 Basispunkte auf 15,1%. Zu konstanten Wechselkursen hätte die Zunahme gar 40 Basispunkte betragen. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn betrug 4,7 Mrd nach 5,45 Mrd (4,7 Mrd im fortgeführten Geschäft) im Vorjahr. Je Aktie belief sich der Gewinn auf 1,46 CHF, verglichen mit 1,60 CHF im letzten Jahr. Zu konstanten Wechselkursen wäre der nachhaltige Gewinn je Aktie um 5,2% gestiegen, schreibt Nestlé.

«Weiterhin gute Fortschritte»
Die vorgelegten Zahlen übertreffen die durchschnittlichen Prognosen ausser beim Umsatz zum Teil deutlich. «Nestlé machte weiterhin gute Fortschritte in einem Zeitraum geprägt von politischer und wirtschaftliche Instabilität, Naturkatastrophen, steigenden Rohstoffkosten und, ja, einem starken Schweizer Franken», kommentiert CEO Paul Bulcke das Ergebnis gemäss Mitteilung.

Effizienzprogramm auf Kurs
Die Kosten der verkauften Produkte stiegen im Berichtszeitraum um 180 Basispunkte. Rohstoffpreiserhöhungen seien teilweise durch Einsparungen mittels Nestlé Continuous Excellence, Innovationen, Wachstum, Sortimentszusammenstellung und Preisanpassungen ausgeglichen worden. Die Vertriebskosten legten um 10 Basispunkte zu. Tiefer fielen dagegen die Marketing- sowie die Verwaltungskosten aus. Die im Halbjahr aus dem Effizienzprogramm Nestlé Continuous Excellence erzielten Einsparungen stünden in Einklang mit dem Gesamtjahresziel von mindestens 1,5 Mrd CHF, so die Mitteilung. In der Präsentation zum Semesterabschluss bekräftigt Nestlé zudem die bisherige Guidance für den Gesamjahres-Anstieg der Inputkosten. Diese sollen um 2,5 bis 3,0 Mrd zulegen.

Wachstum in Industrieländern und aufstrebenden Märkten
Nestlé sei weiterhin sowohl in den aufstrebenden Märkten wie auch in den Industrieländern gewachsen, heisst es. Das organische Wachstum betrug 5,7% in Nord- und Südamerika, 5,8% in Europa und 13,3% in Asien, Ozeanien und Afrika. Diese Leistung spiegle die starke Ausrichtung der Gruppe sowie Investitionen in die strategischen Wachstumsprioritäten und Marken zur Unterstützung der Innovationspipeline wider, heisst es dazu. Ausserdem seien die Investitionen in Forschung und Entwicklung, Fabriken und Ressourcen zur Unterstützung des Wachstums in aufstrebenden Märkten sowie Industrieländern weiter erhöht worden.

Verhalten optimistisch
Mit Blick auf das Gesamtjahr gibt sich der Konzern verhalten optimistisch. Für die zweite Jahreshälfte 2011 erwarte man weiterhin herausfordernde Umstände, darunter politische und wirtschaftliche Instabilität, volatile Rohstoffpreise und ein geschwächtes Konsumentenvertrauen in den Industrieländern. Aber die Dynamik sei stark, das Effizienzsteigerungsprogramm werde fortgesetzt und man gehe davon aus, dass die Preisanpassungen sich in der zweiten Jahreshälfte stärker auswirken würden. Nestlé gibt sich deshalb zuversichtlich, ein organisches Wachstum am oberen Ende der 5%-6% sowie eine Margenverbesserung bei konstanten Wechselkursen zu erreichen.

Kein neues Aktienrückkaufprogramm
Nicht geplant sei dagegen im Moment ein neuerliches Aktienrückkaufprogramm. Ein solches ist von verschiedenen Marktteilnehmern erwartet worden. Aufgrund der bereits bestehenden finanziellen Verpflichtungen und in Anbetracht des seit einiger Zeit schwierigen Wirtschaftsumfelds wolle Nestlé weiterhin ein gewisses Mass an finanzieller Flexibilität aufrechterhalten, um die «strategische Wachstumsagenda mit Zuversicht zu verfolgen», begründet der Nahrungsmittelkonzern die Zurückhaltung.

Die Gruppe sehe gegenwärtig bedeutsame Wachstumsmöglichkeiten – dies sowohl organisch wie auch durch ergänzende Akquisitionen. (awp/mc/pg)


 

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