Nestlé übernimmt 60% an chinesischer Hsu Fu Chi
Nestlé-CEO Paul Bulcke.
Vevey – Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé plant die Übernahme des chinesischen Süsswarenherstellers Hsu Fu Chi. Gemäss einem Partnerschaftsabkommen werde Nestlé 60% des namhaften chinesischen Unternehmens übernehmen, während die Gründerfamilie Hsu die restlichen 40% besitzen soll.
Im Rahmen der neuen Partnerschaft werde Hsu Chen, CEO und Präsident von Hsu Fu Chi, das Unternehmen weiterhin leiten, meldete das Waadtländer Unternehmen in der Nacht zum Montag. Die Nestlé-Aktien tendieren zu Wochenbeginn in einem schwächeren Gesamtmarkt leicht im Plus. Die von Nestlé zu zahlende Gesamtsumme zum Erwerb für die 60% der an der Börse in Singapur kotierten Hsu Fu Chi betrage rund 1,4 Mrd CHF (2,1 Mrd Singapur Dollar), heisst es weiter. Nestlé werde in einem ersten Schritt den unabhängigen Aktionären des chinesischen Unternehmens im Rahmen eines sogenannten «Scheme of Arrangement» je Aktie einen Barpreis von 4,35 SGD bieten. Damit ergebe sich zum volumengewichteten Durchschnittsaktienkurs der letzten 180 Tage eine Prämie von 24,7%.
Kartellrechtlicher Segen steht noch aus
Der Anteil der unabhängigen Aktionäre an Hsu Fu Chi betrage 43,5%. Sollten diese das Angebot von Nestlé annehmen, werde der Konzern in einem zweiten Schritt von der Hsu-Familie einen Anteil von 16,5% erwerben. Dabei hätten die zwei grössten unabhängigen Aktionäre, Arisaig Partners Holdings mit einem Anteil von 9,0% und Tochterfirmen des Baring Asia Private Equity Fund mit einer 16,5%-Beteiligung, bereits unwiderrufliche Verpflichtungen zur Annahme des Nestlé-Angebots abgegeben. Die Transaktion ist laut Mitteilung auch noch abhängig von der Zustimmung der zuständigen chinesischen Behörden sowie anderen an das «Scheme of Arrangement» geknüpften Bedingungen. Nestlé erklärte weiter, man habe nicht die Absicht, grosse Änderungen am Geschäft vorzunehmen oder Arbeitsplätze abzubauen. Mit der Übernahme solle Hsu Fu Chi allerdings von der Börse Singapur genommen werden.
Nestlé bereits seit 20 Jahren in China präsent
Im Jahr 2010 hat Hsu Fu Chi einen Umsatz von 669 Mio USD und eine EBIT-Marge von 17,3% erzielt. Das Unternehmen verfügt über vier grosse Produktionsanlagen in China mit 16’000 Angestellten. Der in Dongguan in Chinas südlicher Guangdong Provinz beheimatete Süsswarenhersteller Hsu Fu Chi stellt unter anderem Erdnusssnacks und Gummibärchen her. «Diese vorgeschlagene Partnerschaft wird unsere Präsenz in China in grossem Masse stärken», wird Nestlé-CEO Paul Bulcke in der Mitteilung zitiert. Die Partnerschaft unterstreiche darüber hinaus das langfristige Engagement von Nestlé in China und verstärke die Fähigkeit des Konzerns, das Portfolio von internationalen und lokalen Marken weiter zu entwickeln. Nestlé ist nach eigenen Angaben seit über 20 Jahren auf dem chinesischen Markt und betreibt dort derzeit 23 Fabriken mit 14’000 Angestellten. Im Jahre 2010 erwirtschaftete Nestlé in der Region China einen Umsatz von 2,8 Mrd CHF.
Aktienkurs kaum bewegt
An der Schweizer Börse haben die Nestlé-Aktien kaum auf die Nachricht zu der geplanten Übernahme reagiert. Die Titel notieren gegen 10.30 Uhr mit 0,1% auf 52,65 CHF leicht im Plus, während der Gesamtmarkt (SMI) um 0,56% nachgibt. Wie bereits vor einer Woche spekuliert, übernehme Nestlé den Süsswarenhersteller Hsu Fu Chi, schreibt die ZKB. Nestlé bezahle zweifellos einen stolzen Preis. Allerdings unterstreiche die Übernahme die grosse strategische Bedeutung von China. Ausserdem könne der Kauf problemlos finanziert werden, wobei dadurch allenfalls ein weiteres mögliches Aktienrückkaufsprogramm ab August tiefer als erwartet ausfallen könnte. Die ZKB-Kommentatoren bewerten die Übernahme mit «Neutral» bis «leicht positiv» für die Nestlé-Aktien.
Erwarteter Schritt
Auch für die Bank Sarasin kam das Kaufangebot für Hsu Fu Chi nicht überraschend, nachdem entsprechende Gerüchte vor einer Woche in der internationalen Presse kursierten. Strategisch mache die geplante Übernahme durchaus Sinn, da China in der Nahrungsmittelindustrie zu den attraktivsten Märkten gehöre. Ausserdem stärke Nestlé die Position im Süsswarengeschäft, so Patrick Hasenböhler weiter, der das «Buy-Rating» bestätigt. Nestlé sei eindeutig dabei, den Ausbau des Engagements in den Schwellenmärkten zu beschleunigen, schreibt Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. Zusammen mit der chinesischen Yinlu Foods, für welche Nestlé Mitte April ein Angebot unterbreitet hat, werde sich der Pro-forma-Umsatz des Konzerns in China auf nahezu 4,5 Mrd CHF belaufen. Bertschy bestätigte seine «Kauf»-Empfehlung mit dem Kursziel von 60 CHF. (awp/mc/upd/ps)