Nestlé startet mit unerwartet viel Schub ins neue Jahr

Mark Schneider

Nestlé-CEO Mark Schneider. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Der Umbau bei Nestlé trägt Früchte. Der Start ins neue Jahr ist dem weltgrössten Nahrungsmittelkonzern jedenfalls schonmal geglückt. Mit einem ansehnlichen Wachstum trotz schwächeren Feiertagsrückenwind überraschte Nestlé Analysten und Anleger.

Der Hersteller von Cailler-Schokolade, Nespresso-Kaffee und Purina-Tierfutter setzte im ersten Quartal insgesamt 22,2 Milliarden Franken um, das ist ein Plus von 4,3 Prozent. Dazu trugen auch Zukäufe bei, während Wechselkurseffekte den Umsatz leicht schmälerten. Ohne diese Effekte betrug das in der Branche entscheidende Wachstum aus eigener Kraft 3,4 Prozent.

Weil die Feiertage für dieses Quartal eher ungünstig fielen – so steht Ostern erst noch bevor – hatten Analysten gemäss einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP im Schnitt gerademal mit 2,6 Prozent gerechnet. Allerdings dämpfte Konzernchef Mark Schneider an einer Telefonkonferenz die Erwartungen: «Unsere Prognose für das Gesamtjahr ändert sich dadurch nicht substanziell.»

Wachstumstreiber Tierfutter
In den ersten drei Monaten zog erneut der Wachstumstreiber Haustierprodukte. Dort wuchs Nestlé um 5,5 Prozent. Im Onlinehandel und beim Katzenfutter habe man Marktanteile gewinnen können, in den anderen Bereichen sei Nestlé mit dem Markt gewachsen, sagte Schneider.

Aber auch Babynahrung und Milchprodukte schoben das Wachstum des Nahrungsmittelriesen an. Nicht zuletzt auch in Brasilien, dem viertgrössten Markt für Nestlé, wo es für den Konzern mit zweistelligen Wachstumsraten nach oben ging.

Auf der anderen Seite harzt es weiterhin beim Wassergeschäft. Dort konnte Nestlé zwar höhere Verpackungs- und Vertriebskosten an die Konsumenten weitergeben und dadurch mehr umsetzen, mengenmässig schrumpften die Verkäufe aber. Das lag vor allem an den Mainstream-Marken, während die Premiumprodukte gut gelaufen seien, hiess es bei Nestlé.

Nescafé unter Druck
Ebenfalls schwach entwickelten sich die Kaffee- und Schokodrinks, was vor allem auf Nescafé zurückzuführen war. In dieser Produktkategorie verlangsamte sich das Wachstum im ersten Quartal vor allem wegen des Fertigkaffees auf 1,3 Prozent. Die Preise bei Nescafé seien aufgrund des Preisrückgangs bei Kaffeebohnen unter Druck geraten, sagte Schneider dazu. Das habe auch Druck auf den Marktanteil ausgeübt, da Nestlé bei Preissenkungen nicht vorne dabei sein wolle.

Derzeit arbeite Nestlé aber hart daran, Nescafé stärker zu «premiumisieren». Das sollte Nescafé etwas gegen solche Effekte immunisieren. Der Nestlé-Konzernchef zeigte sich sehr zuversichtlich, damit das Ruder herumreissen zu können.

Entscheid bezüglich Verkäufen bis Ende Jahr
Schneider will Nestlé auf stark wachsende Bereiche ausrichten. Das will er nicht nur über Zu- und Verkäufe erreichen, sondern auch, indem die Probleme bei schwachen Geschäften angegangen werden. Das US-Tiefkühlgeschäft, ein früheres Sorgenkind, schaffte es etwa nun wieder zurück zu Wachstum. «Ich ziehe meinen Hut vor unserem Team», sagte Schneider. Die Anstrengungen zahlten sich nun aus.

Allerdings bleiben Zu- und Verkäufe ein wichtiges Mittel für Nestlé. Auf dem Prüfstand, und damit auch zum Verkauf, stehen derzeit die Hautpflegetochter Nestlé Skin Health und das Aufschnitt- und Fleischwarengeschäft Herta Charcuterie. Diese Überprüfungen will Nestlé bis Mitte oder Ende Jahr abschliessen.

Der Verkauf von Nestlé Skin Health könnte dem Nahrungsmittelkonzern Medienberichten zufolge rund 7 Milliarden Dollar einbringen. Analysten halten sogar einen Preis von bis zu 10 Milliarden für möglich. Die Sparte wuchs im ersten Quartal organisch mit einer zweistelligen Rate. (awp/mc/pg)

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