Zürich – Nach einem eher ruhigen letzten Jahr haben die M&A-Aktivitäten im ersten Quartal 2014 erwartungsgemäss zugenommen. Während die Anzahl Fusionen und Übernahmen nur leicht gestiegen ist, hat das Transaktionsvolumen gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich zugelegt. Haupttreiber sind einzelne grössere Transaktionen und ein aktiver US-Markt, wie eine Erhebung von KPMG zeigt.
Nach einem vergleichsweise ruhigen letzten Jahr ist der Schweizer M&A-Markt stärker ins 2014 gestartet. Während die Anzahl Fusionen und Übernahmen leicht gestiegen sind, hat sich das Volumen gegenüber dem ersten Quartal 2013 deutlich erhöht. Mit USD 26 Mrd. wurde gar das höchste Volumen seit dem 2. Quartal 2012, als der Mega Deal Glencore/Xstrata angekündigt worden war, verzeichnet. Auch die insgesamt 76 verzeichneten Transaktionen bewegen sich auf höherem Niveau. Darunter wurden gleich mehrere Transaktionen über dem Wert von USD 1 Mrd. registriert, was die Dynamik am Markt verdeutlicht und zeigt, dass das hohe Volumen nicht nur aufgrund einzelner grosser Deals zustande gekommen ist.
Wachsender Markt im Bereich Ernährung, Gesundheit und Wellness
Die grösste Transaktion mit einem Volumen von insgesamt USD 8.2 Mrd. umfasste die Übernahme des 50%-Anteils von Nestlé am gemeinsam mit L’Oréal gehaltenen Joint-Venture Galderma sowie im Gegenzug die Veräusserung des von Nestlé gehaltenen 8% Aktienpaketes von L’Oréal. Nestlé reduzierte damit die Beteiligung am Kosmetikhersteller und erhielt neben der Beteiligung an Galderma eine Ausgleichszahlung. Galderma ist ein Westschweizer Pharmaunternehmen mit einer marktführenden Stellung im Bereich Dermatologie. Die Übernahme verdeutlicht den Branchentrend, in den wachsenden Markt im Bereich Ernährung, Gesundheit und Wellness zu investieren und dort strategische Akquisitionen zu tätigen.
An zweiter Stelle mit einem Volumen von USD 4.4 Mrd. steht die Übernahme der amerikanischen Multiplan durch die auf Privatmarktanlagen spezialisierte Partners Group und die Investmentfirma Starr Investment Holding. Multiplan ist auf Kosten-Management-Lösungen im Gesundheitswesen fokussiert. Weitere grössere Transaktionen waren der Kauf der Rohstoffsparte der amerikanischen Investmentbank JP Morgan Chase durch den Schweizer Rohstoffhändler Mercuria für USD 3.5 Mrd. und die Übernahme der in Zug ansässigen Foster Wheeler AG durch das britische Bau- und Anlagenbau-Unternehmen AMEC. Beide Unternehmen sind im Bausektor von Energieanlagen und von komplexen Anlagen zur Gewinnung und Veredelung von Erdgas und Erdöl tätig.
Grosse Übernahmen in Nordamerika
Die M&A-Aktivität zwischen der Schweiz und Nordamerika bleibt weiterhin hoch. Der Kauf von Multiplan (USD 4.4 Mrd.) ist hier das volumenstärkste Beispiel. Aber auch der in der Schweiz ansässige Tiefkühl- und Convenience-Backwaren-Konzern Aryzta AG hat in den USA und Kanada mit dem Zukauf von Cloverhill Bakery (USD 673 Mio.) und Pineridge Bakery Inc (USD 340 Mio.) grössere Transaktionen getätigt. Neben individuellen strategischen Überlegungen sind es insbesondere der nach wie vor bestehende Investitionsbedarf in den Bereichen Energie und Infrastruktur, aber auch die Zuversicht im nordamerikanischen Konsumentenmarkt, welche die Fusionen und Übernahmen zwischen der Schweiz und Nordamerika weiter aufrechterhalten. Abgesehen von den transatlantischen Aktivitäten mit Nordamerika finden die meisten Transaktionen mit Schweizer Beteiligung nach wie vor innerhalb der Schweiz und im westeuropäischen Raum statt.
Aktive Industrie
Am meisten Fusionen und Übernahmen (21%) wurden im ersten Quartal im Industriemarkt verzeichnet. Diese Branche konnte auch verglichen mit dem Vorjahresquartal und gemessen an der Anzahl Transaktionen um 27% zulegen. Der im letzten Jahr sehr aktive Konsumgütersektor hat gegenüber dem Vorjahresquartal etwas an Dynamik verloren, gehört aber mit einem Anteil von 13% der Transaktionen nach wie vor zu den aktivsten Sektoren. Insbesondere die vollständige Übernahme von Galderma durch Nestlé aus der Transaktion mit L’Oréal hat zu einem substantiellen Volumen in diesem Bereich geführt. Auch in der Rohstoffbranche wurde im ersten Quartal mit der Übernahme der Rohstoffsparte von JP Morgan Chase ein bedeutender Deal getätigt. Die Aktivität in diesem Sektor ist ansonsten jedoch momentan eher durch Zurückhaltung geprägt, insbesondere was das Minengeschäft angeht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Konzentrationstendenz im Rohstoffsektor auch 2014 weiter voranschreiten wird. Aufgrund der Grösse der Marktteilnehmer sind hier auch in Zukunft einzelne grössere Transaktionen – und insbesondere vertikale Integrationen – nicht auszuschliessen.
Optimistischer Ausblick auf 2014
Das erste Quartal ist oftmals richtungsweisend für die weitere Entwicklung des Gesamtjahrs. Zudem wurden im Jahr 2013 vielerorts Vorbereitungen auf grössere Transaktionen getroffen. Insofern ist die Marktdynamik vielversprechend, und es ist wahrscheinlich, dass diese positive Dynamik auch über die nächsten Quartale anhält. «In der Schweiz lässt sich ein deutlicher Trend zu mehr Transaktionsaktivität wahrnehmen. Die Marktzuversicht steigt, der Kapitalmarkt bietet attraktive Finanzierungskonditionen und Schweizer Unternehmen möchten ihre strategischen Wachstumsziele umsetzen.», zeigt sich Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz überzeugt. (KPMG/mc/pg)