Syngenta-CEO Michael Mack. (Foto: Syngenta)
Zürich – Die Aktien von Syngenta legten am Montag markant zu. Die Papiere wurden getrieben von Übernahmefantasien, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend berichtet hatte, dass sich der US-Konkurrent Monsanto wie schon vor knapp einem Jahr in Übernahmegesprächen mit dem Basler Agrarchemiehersteller befinde. In Marktkreisen wurde eine Transaktion vor allem aus regulatorischen Gründen als unwahrscheinlich taxiert. Von Syngenta war keine Stellungnahme erhältlich.
Die Syngenta-Papiere stiegen am Montag um 8,1% auf 339,9 CHF, das Tageshoch lag bei 351 CHF. Damit bleiben die Aktien unter der rechnerischen Parität von 356,50 CHF der in New York gehandelten ADR, welche am Freitag um gut 16% in die Höhe geschossen waren. Der Gesamtmarkt (SMI) verzeichnet am Montag ein Plus von 0,21%.
Uneinheitliche Reaktionen
Gerüchte über Fusionsgespräche der beiden Konzerne, die laut Analysten die Nummer 1 und 3 auf dem Weltmarkt sind, kursierten schon vor rund einem Jahr, ohne dass sie sich konkretisiert hätten.
Die Analystenreaktionen zum Bericht fielen uneinheitlich aus. Während die einen Experten die wettbewerbsrechtlichen Hürden für einen Zusammenschluss des Weltmarktführers Monsanto mit der Nummer drei im Saatgutgeschäft als hoch erachten, halten sie andere für durchaus überwindbar. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf den bei lediglich 8% liegenden Marktanteil von Syngenta verwiesen. Raum für Vorbehalte der Wettbewerbshüter machen Analysten zum einen im Geschäft mit biotechnologisch verändertem Spezialsaatgut und zum anderen im Schlüsselmarkt USA aus.
Was die Synergien zwischen den beiden Unternehmen anbetrifft, so werden diese in Expertenkreisen auf 600 bis 850 Mio USD geschätzt. Damit liesse sich eine Gewinnverdichtung von 8% bis 16% erzielen.
Mit Problemen rechnen einige Analysten in den USA. Dort habe sich in den letzten Monaten politisch Widerstand gegen steueroptimierte transatlantische Firmenübernahmen wie dem vorliegenden Beispiel gebildet, so heisst es. Vermutlich lässt sich mit diesem Umstand begründen, weshalb die Aktien von Syngenta vorbörslich hinter den Vorgaben der in New York gehandelten Titel vom Freitag zurückbleiben.
In einer Einschätzung der Bank Bernstein heisst es, ein solcher Deal scheine auf den ersten Blick aus ökonomischer Sicht attraktiv. Er sei aber undurchführbar. Es gebe unüberwindbare strategische und wettbewerbsrechtliche Hürden und auch die öffentliche Meinung dürfte sich gegen diese Transaktion stellen. Bernstein geht davon aus, dass sich die Kurse der Syngenta-Aktien und ADR’s bald wieder normalisieren dürften. Es seien auf kurzfristige Sicht auch keine anderen möglichen Käufer von Syngenta auszumachen.
Steuerliche Gründe?
Die Credit Suisse sieht laut einem Kommentar steuerliche Gründe als einen der Haupttreiber für eine mögliche Übernahme von Syngenta durch Monsanto. Dies dürfte aber auch eine der schwierigsten regulatorischen Hürden sein. Kaum wettbewerbsrechtliche Bedenken dürfte die Situation im Bereich Saatgut auslösen, dafür aber im Bereich Pflanzenschutz. Auf jeden Fall dürfte eine entsprechende Transaktion sowohl von den US- als auch von den Schweizer Behörden akribisch geprüft werden, in einem etwas geringeren Rahmen aber auch von den Behörden in der EU und in Brasilien.
Die Credit Suisse macht einen weiteren Punkt gegen diesen Deal aus: Die Produkteplattform von Monsanto sei für sich alleine gut aufgestellt und brauche kein erhöhtes chemisches Exposure. Allenfalls könnte Syngenta mit der Stellung in den zentral- und osteuropäischen Märkten etwas zur Wertsteigerung von Monsanto beitragen, allerdings dürfte dies nicht der Hauptbeweggrund für eine solche Transaktion sein.
Auch die Bank J. Safra Sarasin würde einer Übernahme von Syngenta durch Monsanto positive Seite abgewinnen mit Blick auf das Synergiepotential. Dass ein solcher Zusammenschluss zustande komme sei aber unwahrscheinlich, unter anderem aus regulatorischen Gründen. (awp/mc/upd/ps)