Bern – Für mehrere Chefs von Schweizer Grossunternehmen wie Lindt & Sprüngli oder Syngenta war das Jahr 2016 das letzte auf dem Chefsessel. Zum Jahresbeginn steht vor allem Nestlé im Fokus, denn dort kommt es nach Jahren der Kontinuität zum Wechsel an der Führungsspitze.
Nach Monaten der Ungewissheit ist seit September klar: Bei Nestlé übernimmt per 1. Januar der ehemalige Chef des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius, Ulf Mark Schneider, den Chefposten. Der 51-jährige deutsch-amerikanische Doppelbürger ist bereits im September beim Nahrungsmittelmulti eingestiegen.
Über die vergangenen acht Jahren manövrierte der 62-jährige Belgier Paul Bulcke das multinationale Unternehmen. Ihm wurde der Posten des Vorsitzenden des Verwaltungsrats angeboten. Der bisherige Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck beendet sein Mandat.
Neue Ära bei Lindt
Mit dem Austritt des 70-jährigen Patrons Ernst Tanner aus der Geschäftsleitung ist auch beim Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli eine neue Ära angebrochen. Nach über 20 Jahren hat Ernst Tanner die operative Führung an den 61-jährigen Dieter Weisskopf abgetreten. Dieser hatte zuvor die Position des Finanzchefs inne.
Beim Basler Agrochemiekonzern Syngenta hat der US-Amerikaner Erik Fyrwald (57) die Führungsspitze übernommen. Die Ernennung erfolgte im Mai mitten in der Übernahme durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina. Er ersetzt seit Mitte Jahr den damaligen Interims-Chef John Ramsay. Dieser hatte die Leitung nach dem überraschenden Abgang von Mike Mack im November 2015 übergangsweise übernommen.
Der finanziell angeschlagene Solarzulieferer Meyer Burger hat ebenfalls per Anfang 2017 einen Personalwechsel im obersten Management angekündigt. Nach 14 Jahren übergibt Peter Paul die Zügel an Hans Brändle.
Revolution bei Richemont
Der Luxusgüterkonzern Richemont schafft den CEO-Posten gleich ganz ab. Im März nächsten Jahres geht Konzernchef Richard Lepeu in Pension. Das Basler Unternehmen entschied sich, den Posten nicht zu ersetzen und überrascht mit neuer Führungsstruktur. In Zukunft werden die Chefs der verschiedenen Häuser und den neuen Geschäftsbereichen direkt an den Verwaltungsrat berichten.
Auch das Versicherungswesen überraschte mit Neuerungen: Der Versicherer Zurich Insurance wird seit März vom Italiener Mario Greco geführt. Der 56-jährige Italiener stand zuvor vier Jahre an der Spitze des italienischen Versicherers Generali.
Auch beim Versicherer Helvetia wechselte die Führungsspitze. Anfang September übergab Stefan Loacker das Ruder an Philipp Gmür. Während seiner Amtszeit hat er unter anderem die Übernahme des Konkurrenten Nationale Suisse und dessen Integration ins Unternehmen erfolgreich durchgeführt.
Rücktritte
Der ehemalige CEO des Rückversicherers Swiss Re, Michael Liès, ist per 1. Juli in den Ruhestand getreten. Als Nachfolger hat das Zürcher Unternehmen Christian Mumenthaler bestimmt.
Bei Swiss Life Schweiz übernimmt ab kommendem April nach dem Rücktritt von Ivo Furrer das Konzernleitungsmitglied Markus Leibundgut die Führung. Er war zuvor Leiter der Deutschland-Einheit des Lebensversicherers.
Unter der führenden Hand des Investors Xavier Niel führt seit März Andreas Schönenberger die Geschicke des Mobilfunkanbieters Salt. Der frühere Chef von Google Schweiz ersetzte den Schweden Johan Andsjö, welcher Ende 2015 das Unternehmen verlassen hat.
Nachdem die Tessiner Bank BSI im Zuge der Ermittlungen wegen Geldwäscherei den ehemaligen CEO Stefano Coduri entlassen hat, nominierte sie Verwaltungsratsmitglied Roberto Isolani zum neuen Chef. Die BSI wurde im Nachgang des Skandals vom Zürcher Vermögensverwalter EFG International übernommen.
Die Industriegruppe Cicor ernannte den ehemaligen Chef der Solothurner Schaffner-Gruppe an die Spitze. Alexander Hagemann ersetzt Jürg Dübendorfer, welcher den Posten kaum mehr als ein Jahr besetzte. Die Schaffner-Gruppe sucht indes immer noch nach einem Nachfolger. Für den Moment leitet Finanzchef Kurt Ledermann ad interim das Neuenburger Unternehmen.
Zur schier endlosen Liste der Firmen mit neuer Führungsspitze reihen sich auch Panalpina, Kardex, Kuoni Schweiz oder DKSH. (awp/mc/pg)