Nora Kronig wird neue Direktorin des Schweizerischen Roten Kreuzes
Bern – Nora Kronig Romero wird neue Direktorin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK). Die Leiterin der Abteilung Internationales im Bundesamt für Gesundheit (BAG) wird ihr neues Amt voraussichtlich am 1. Mai antreten, wie das SRK am Freitag mitteilte. Kronig Romeros Wahl fällt in eine turbulente Phase mit zahlreichen Abgängen und Kündigungen bei der Hilfsorganisation.
Der Rotkreuzrat sei überzeugt, dass Nora Kronig Romero «mit ihrer Erfahrung im Management komplexer Projekte in einem föderalen Umfeld und ihrer Erfahrung auf dem internationalen Parkett» die besten Voraussetzungen als Direktion des SRK mitbringe, teilte die Organisation weiter mit.
In ihrer gegenwärtigen Funktion beim BAG war Kronig Romero für die Gesundheitszusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, der EU und in internationalen Organisationen, insbesondere in der Weltgesundheitsorganisation WHO, zuständig. Während der Corona-Pandemie verantwortete Nora Kronig Romero zudem als Co-Leiterin der Task Force Impfung Covid-19 die nationale Impfstoffbeschaffung und -verteilung.
«Es freut und ehrt mich, dass ich meine Arbeit zugunsten der Gesundheit der Menschen und der humanitären Schweiz bald im Dienst des Schweizerischen Roten Kreuzes weiterführen darf», sagte Kronig Romero laut einer Mitteilung des BAG.
Kennerin der kulturellen Vielfalt der Schweiz
Die Leitung der Geschäftsstelle beim SRK beinhaltet die Koordination mit den Rotkreuz-Organisationen – namentlich den 24 Rotkreuz-Kantonalverbänden, vier Rotkreuz-Rettungsorganisationen und zwei Rotkreuz-Institutionen. Hinzu kommt die Koordination der Beziehungen und Aktivitäten des SRK mit Partnern und Behörden auf nationaler und internationaler Ebene.
Als Kind von Deutschschweizer Eltern wuchs die heute 43-jährige Romero in Genf auf. Sie kenne damit die kulturelle Vielfalt der Schweiz aus persönlicher Erfahrung, hiess es vonseiten des SRK weiter. Kronig Romero studierte in St. Gallen Wirtschaftswissenschaften und absolvierte eine Ausbildung als Diplomatin. Danach war sie in verschiedenen Funktionen in der Bundesverwaltung im In- und Ausland tätig. Seit 2017 ist Kronig Romero für das BAG tätig.
«Ich freue mich sehr, dass wir Nora Kronig als neue Direktorin SRK gewinnen konnten. Mit ihrer grossen Erfahrung in einem föderalen Umfeld und auch im internationalen Bereich ist sie die ideale Persönlichkeit für diese Aufgabe», sagte Thomas Zeltner, Präsident des SRK, laut der Mitteilung vom Freitag.
Zuletzt viel Unruhe beim SRK
Kronig Romeros Vorgänger, Markus Mader, war im Dezember 2022 abgesetzt worden. In der Folge traten auch vier Mitglieder des Rotkreuzrates zurück. Seither herrschte beim Hilfswerk Unruhe. Beobachter sprachen von einem internen Machtkampf.
Ein externer Untersuchungsbericht zu den Umständen rund um Maders Abgang hatte Versäumnisse auf Seiten des Rotkreuzrates geortet. Demnach lag dem Konflikt mit dem damaligen Direktor ein strukturelles Problem zugrunde: Wie in anderen, dezentral strukturierten Organisationen, sei es immer wieder zu Spannungen gekommen – insbesondere zwischen einem Teil der Kantonalverbände und der Geschäftsstelle, die ab dem Mai voraussichtlich von Kronig Romero als neue Direktorin geleitet wird.
Zugleich übten die Autoren des Berichts Kritik an der Präsidentin des Rotkreuzrates, der früheren Zürcher CVP-Nationalrätin Schmid-Federer. Sie bemängelten namentlich, dass dem Führungsgremium des SRK zur Abberufung Maders kein schriftlicher Antrag mit einer eingehenden Begründung vorgelegen habe.
Anfang Juni 2023 gab dann Schmid-Federer «aus gesundheitlichen Gründen» per sofort ihren Rücktritt bekannt. Ihr Nachfolger wurde der ehemalige BAG-Direktor Thomas Zeltner. Damals hiess es, der heute 76-jährige Zeltner solle das Amt interimistisch ein Jahr lang ausüben – und sein Engagement den Übergang zu einer langfristigen Lösung darstellen.
Nach damaligen Angaben des SRK hatte die interne Krise derweil kaum finanzielle Konsequenzen. Bei den privaten Personen hätte man keinen Rückgang der Spendenbereitschaft festgestellt. Lediglich die institutionellen Spender hätten vermehrt Gespräche verlangt. (awp/mc/pg)