Novartis-CEO Joseph Jimenez.
Basel – Der Pharmakonzern Novartis zeigt sich überzeugt vom Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil seiner beiden in Italien hergestellten Grippeimpfstoffe Agrippal und Fluad. Mit dieser Stellungnahme reagierte der Konzern in der Nacht auf Donnerstag auf den Entscheid des italienischen Gesundheitsministeriums, die Verwendung der Impfstoffe wegen möglicher Nebenwirkungen provisorisch zu untersagen. Novartis-CEO Joseph Jimenez bekräftigte das Vertrauen in die Impfstoffe zudem am (heutigen) Donnerstag in einer Telefonkonferenz zu den Q3-Ergebnissen.
Am Vortag hatte auch Swissmedic hat als Folge des Entscheides der italienischen Behörden die Auslieferungen der zwei Grippeimpfstoffe gestoppt, ebenso Österreich.
Mögliche Verklumpungen
Erste Abklärungen hätten ergeben, dass die Sperrung in Italien erfolgte, weil in den Spritzen weisse Partikel festgestellt wurden. Dabei könne es sich um Verklumpungen von normalen Bestandteilen des Impfstoffs handeln, teilt Swissmedic am Mittwochabend mit.
Die in den beiden Impfstoffen bemängelten weissen Partikel erklärte der CEO Jimenez mit der komplexen Impfstoffproduktion. Es könne bei Impfstoffen zu kleinen Partikeln kommen; dabei handle es sich um eine Verklumpung von Proteinen, die im Impfstoff ohnehin Verwendung fänden. Es sei indessen kein Qualitätsproblem, auch habe die Qualitätsprüfung funktioniert, hielt der CEO weiter fest.
«Patientensicherheit höchste Priorität»
Er sei zuversichtlich, dass die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe gewährleistet sei, so Jimenez weiter. Betroffen vom Auslieferungsstopp ist ein Lot aus der Produktion in Italien. In Italien werden Impfstoffe für europäische Märkte und Teile von Asien hergestellt. Gesundheitsbehörden seien informiert worden, weitere Verkaufsstopps würden nicht erwartet, hiess es weiter.
Die Patientensicherheit geniesse bei Novartis höchste Priorität, stellt das Unternehmen klar und verweist darauf, dass unlängst durchgeführte klinische Tests während der Impfsaison bis jetzt keine unerwünschte Ereignisse gezeigt hätten. Novartis suche proaktiv die Zusammenarbeit mit den Behörden Italiens, heisst es weiter.
Genügend Impfdosen vorhanden
Die Massnahme kommt zu einem Zeitpunkt, zu welchem die Hersteller von Grippeimpfstoffen Mühe bekunden, die Schweiz zu beliefern. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte am Dienstag mitgeteilt, dass in der nächsten Woche über eine Million Impfdosen gegen die saisonale Grippe zur Verfügung stehen dürften.
Weil aber insgesamt 1,3 Mio Impfdosen bestellt worden waren, hat das BAG die Grippeimpfstoff-Hersteller Novartis, GlaxoSmithKline, Sanofi-Aventis und Solvay dieser Tage ersucht, zusätzliche Impfdosen zu liefern. Die Firma Crucell kann ihren Impfstoff aus Qualitätsgründen weiterhin nicht ausliefern.
Gegenüber der Tagesschau des Schweizer Fernsehens sagte Swissmedic-Sprecher Daniel Lüthi, dass angesichts von 1,3 Mio Grippeimpfdosen die nun gestoppte Auslieferung der 160’000 Novartis-Impfdosen nicht ins Gewicht falle. (awp/mc/upd/ps)