Basel – Novartis-Konzernchef Vas Narasimhan rechnet nicht mit einer baldigen Wende in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die Welt werde noch länger mit dem Virus leben müssen, sagte Narasimhan am Montag in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
Letzten Frühling habe es einen kurzen Moment der Hoffnung gegeben. Damals habe es so ausgesehen, dass es bei einer einzigen Welle von Ansteckungen bleibe. Jetzt aber sei klar, dass die Pandemie andauere – sicher dieses und vermutlich bis weit in das nächste Jahr hinein.
«Die Frage ist, wann sind wir beim Impfstoff und bei den Behandlungsmethoden so weit, dass die Welt mit dem Virus leben kann. Wir gehen nicht davon aus, dass das Virus plötzlich verschwindet oder genügend Leute immun sind», sagte Narasimhan weiter.
Keine Rückkehr ins Impfstoffgeschäft
Der Konzernchef räumte ein, dass Novartis noch mehr für die Erforschung neuer Wirkstoffe tun könne. Narasimhan hatte bis 2014 die Entwicklungsabteilung der Impfstoffsparte geleitet, die Novartis dann jedoch verkaufte.
Eine Rückkehr in dieses Geschäft komme für ihn jedoch nicht in Frage, obwohl der Bedarf an Vakzinen gegen Covid-19 und mögliche weitere neue Virus-Erkrankungen gross sei. Jetzt, wo Novartis kein eigenes Know-how mehr habe, wäre ein solcher Vorstoss sehr schwierig.
50 bis 70 Prozent im Büro
Was das Virus und vor allem das bei Novartis nun verbreitete Home Office für die Arbeitsleistung im Konzern heisst, das versucht Narasimhan nun herauszufinden, indem er Daten sammeln lässt. «Bis jetzt scheint der Tenor zu sein, dass die Leute 50 bis 70 Prozent der Zeit im Büro sein möchten, wenn die Pandemiesituation einmal vorbei ist», sagte er.
Es gebe aber keine Absicht, Novartis geografisch neu aufzustellen. Der Konzern beschäftigt zurzeit in der Schweiz etwas mehr als 12’000 Personen. «Bei den vor zwei Jahren angekündigten Restrukturierungen haben wir gesagt, dass wir künftig noch etwa 10’500 Leute in der Schweiz beschäftigen würden. In absehbarer Zukunft wird sich daran nichts ändern», sagte Narasimhan.
Als er 2018 als Chef bei den Basler angefangen hatte, war es ausserdem sein Ziel, die Kultur des Konzerns zu verändern. «Wir sind auf gutem Weg, aber wir haben 110’000 Mitarbeiter in der ganzen Welt, darum wird es wohl fünf oder sechs Jahre dauern, bis wir diesen Wandel überall durchgesetzt haben.» (awp/mc/ps)