Novartis-CEO Narasimhan betont Werte an Investorentag

Basel – Es ist kein Investorentag, wie man ihn sonst von Novartis kennt. Abgesehen davon, dass der Pharmakonzern am Morgen zunächst personelle Konsequenzen aus der Verstrickung mit dem US-Anwalt Michael Cohen von Essential Consultants zog, zeigt sich auch der seit Februar amtierende CEO Vasant Narasimhan bemüht, das Vertrauen in das Unternehmen nach der Cohen-Affäre und den jüngsten Negativschlagzeilen wie den Korruptionsvorwürfen in Griechenland zurückzugewinnen.

Sehr deutlich macht der Manager, dass Werte und Anstand für ihn selbst und sein jetziges Management-Team oberste Priorität haben. Auslöser für diese neuen Töne ist vor allem die vergangene Woche aufgekochte Affäre um die Verwicklung des Pharmakonzerns mit dem Anwalt von US-Präsident Donald Trump. «Wir haben uns auf eine Reise begeben, um das Vertrauen der Gesellschaft und des Marktes in uns und unsere Werte zurückzugewinnen», betonte Narasimhan mehrfach während einer Präsentation vor Analysten und Investoren am Mittwoch.

Leiter der Rechtsabteilung tritt ab
Die Fakten: Am Morgen hat Felix Ehrat, Leiter der Rechtsabteilung und Mitglied der Geschäftsleitung, seinen Rücktritt per 1. Juni 2018 angekündigt. Er ziehe damit Konsequenzen aus der Tatsache, dass er den Vertrag mit unterzeichnet habe. Gegenüber Reuters hat sich auch der seinerzeit amtierende Novartis-Chef Joe Jimenez geäussert. Man habe den Vertrag im Vorfeld nicht ausreichend geprüft. Gleichzeitig machte das jetzt amtierende Novartis-Management während der Investoren-Veranstaltung deutlich, dass der Verwaltungsrat nichts über den Vertrag mit dem US-Anwalt Cohen wusste.

Wie vergangene Woche bekannt geworden war, hatte Novartis im Februar 2017 einen einjährigen Beratungsvertrag mit Cohens Firma abgeschlossen. Die Firma ist auch wegen Zahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels in die Schlagzeilen geraten.

Mit dem Rücktritt von Ehrat hat Novartis auch gleich dessen Nachfolgerin präsentiert. Shannon Thyme Klinger wird ab dem 1. Juni Chefjuristin des Pharmakonzerns. Sie bekleidet derzeit noch das Amt einer Chief Ethics, Risk and Compliance Officer, ist also unter anderem für Fragen der Ethik verantwortlich. Ihr wiederum folgt Natacha Theytaz, die als Global Head Internal Audit derzeit noch für interne Anhörungen zuständig ist. Sie wird die Ethik-Stelle ab 1. Juni ad interim leiten.

Neuer CEO trifft Nerv
Laut Narasimhan sind all dies wichtige Schritte, mit denen nicht zuletzt das Vertrauen zurückgewonnen werden solle. «Lieber verpasst Novartis die Erwartungen bei den Zahlen, als dass es uns nicht gelingt, unseren Werten gerecht zu werden», sagte er. Damit trifft der Manager einen Nerv. In einer aktuellen Stellungnahme der Aktionärsvereinigung Actares heisst es, man verliere den Glauben an die Wirksamkeit der Compliance-Regeln von Novartis. Seit Jahren verlange man von Novartis den Verzicht auf unethische Marketingmassnahmen und das strikte Einhalten des eigenen Code of Conduct. Zwar sei immer wieder Besserung gelobt worden – allerdings ohne erkennbaren Effekt.

Fokus auf Therapiegebiete und Kosten
Auch wenn die personellen Änderungen einen Grossteil der Aufmerksamkeit und Präsentation in Anspruch genommen haben, ist der Novartis-Chef bemüht, weitere Veränderungen ins Bewusstsein der Investoren zu bringen. So betont Narasimhan frühere Aussagen, wonach Novartis sich künftig stärker auf bestimmte Therapiegebiete fokussieren werde und zeitgleich seine Kosten besser unter Kontrolle halten wolle. Hier zeigt sich Narasimhan vergleichsweise offen, indem er hervorhob, dass der Konzern mit einer breiten Diversifizierung eher Schwierigkeiten habe, dass dies eine potenzielle Schwäche sei.

Ebenso sei es dem Unternehmen bislang nur bedingt gelungen, Kosten wirklich aus dem Unternehmen zu nehmen. Daher habe man der Organisations-Sparte Novartis Business Services (NBS) neu zum Ziel gesetzt, die Kosten zu senken und nicht nur stabil zu halten.

Dank Fokussierung soll Wachstum nachhaltig sein
Der Fokus auf Schlüssel-Therapie-Bereiche, Kostenmassnahmen und eine zunehmende Digitalisierung sollen dafür sorgen, dass Novartis nachhaltiges Wachstum bei Umsatz und Gewinn erzielt. Wichtig hierfür ist aber auch die Pipeline.

Zu den Wachstumstreibern in der Pharmasparte Innovative Medicines zählen etwa das Schuppenflechtemittel Cosentyx, das Herzmittel Entresto, ebenso wie aus der Onkologie Kisqali und Kymriah. Mit Blick auf das Brustkrebsmittel Kisqali gesteht Narasimhan ein, dass die eigenen Ziele hier womöglich zu optimistisch waren, der Markt letztlich etwas kleiner ausfallen dürfte.

Derweil machte er klar, dass die CAR-T-Zelltherapie Kymriah langsam, aber stetig wachsen dürfte. Zugleich betonte er, dass die Zelltherapie zusammen mit einigen ausgewählten anderen Projekten den Schwerpunkt in der Immun-Onkologie bei Novartis darstellen. Man werde nicht auf jeden Zug hier mit aufspringen, sondern sich auf die vielversprechenden Programme konzentrieren. (awp/mc/upd/pg)

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