Novartis-CEO Joe Jimenez.
Basel – Der Pharmakonzern Novartis sieht wegen der Schulden nach der Alcon-Übernahme derzeit Firmenkäufe in der Grössenordnung von 2 bis 3 Mrd CHF pro Jahr für möglich. Solche Akquisitionen sehe er in den Konzernbereichen Tiergesundheit, nicht rezeptpflichtige Medikamente oder Impfstoffe, sagte Novartis-CEO Joe Jimenez in einem Interview. Mit abnehmenden Schulden des Konzerns seien auch wieder grössere Akquisitionen denkbar: «Aber nicht in der kurzen Frist.»
Grössere Akquisitionen hält Jimenez für denkbar, wenn die Schulden auf unter 10 Mrd USD heruntergefahren sind, so Jimenez im Gespräch mit der Basler Zeitung (Ausgabe 20.12.): «Also vermutlich nicht vor zwei Jahren.» Die Schulden von Novartis hätten sich nach dem Alcon-Kauf schliesslich stark erhöht. «Wir sprechen hier von 17 Mrd USD Fremdkapital, das zurückbezahlt werden muss.»
Zusätzliches Geschäftsfeld: «Wir könnten, aber wir müssen nicht»
Ein zusätzliches Geschäftsfeld wie etwa die Medizinaltechnologie benötige Novartis nicht, sagte Jimenez auf eine entsprechende Frage. «Ich würde es bevorzugen, jeden der fünf Bereiche auszubauen, damit er eine signifikante Grösse erreicht», so der CEO. Das heisse aber nicht, dass Novartis keinen sechsten Bereich hinzufüge: «Wir könnten, aber wir müssen nicht.» Bezüglich einer Akquisition im bestehenden Bereich Tiergesundheit seien allfällige Objekte allerdings oft teurer als es «den Aktionären zumutbar wäre».
Umsatzeinbussen von Diovan drücken auf Wachstumsraten
Die Wachstumsraten von Novartis dürften laut Jimenez unter den Umsatzeinbussen von Diovan leiden, nachdem der Patentschutz für den Blutdrucksenker in Europa im November 2011 auslief und dies in den USA im September 2012 der Fall sein werde. «Das heisst, ab dem Jahr 2013 verlieren wir zwischen 3,5 Mrd und 4 Mrd USD Umsatz pro Jahr», so der CEO. Nach dem Jahr 2013 werde die Wachstumskurve aber wieder deutlich ansteigen, versicherte Jimenez. «Wir haben zahlreiche neue Präparate auf den Markt gebracht, deren Umsätze rapide wachsen.» Dazu zählte der Novartis-CEO etwa das MS-Medikament Gilenya und Tasigna zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie. Auch die Diversifikationen bei den Nicht-Pharmadivisionen trügen zu diesem Wachstum bei.
Aggressive Massnahmen gegen Zahlungsausfälle
Zahlungsausfälle wegen der knappen Staatsfinanzen in Europa hatte Novartis gemäss Jimenez noch nicht zu verzeichnen. Der Grund seien «aggressive Massnahmen». So gebe Novartis den Verkaufsmitarbeitern Anreize, geschuldetes Geld einzutreiben. So werden neue Bestellungen eines Grosskunden, wie etwa eines Spitals, dem Mitarbeiter nur dann an das individuelle Verkaufsziel angerechnet, wenn der Kunde die alte Rechnung begleiche. (awp/mc/ps)