Basel – Wenn Novartis etwas im dritten Quartal gezeigt hat, dann, dass es auch anders kann als negativ überraschen. Während über viele Quartals die Augensparte Alcon und auch die Generika-Tochter Sandoz für Unsicherheit bei den Investoren gesorgt hatten, schnitten sie im dritten Quartal überraschend gut ab. Dass die Aktien dennoch abtauchen, dürfte nach dem am Vortag erreichten Jahreshoch auch an Gewinnmitnahmen liegen.
Aber auch an ein paar Unsicherheitsfaktoren, die es weiterhin gibt, dürften den Kurs belasten. Denn auch wenn die Generika-Tochter Sandoz den anhaltenden Preisdruck in den USA durch die Geschäftsentwicklung in den anderen Märkten ausgleichen konnte: Für das Gesamtjahr hat das Novartis-Management um CEO Joseph Jimenez die Prognose am Dienstag im Rahmen der Zahlenvorlage leicht reduziert.
Bei Sandoz dürfte sich Preisdruck in den USA fortsetzen
Neu geht das Management von einem Umsatz weitgehend auf Vorjahresniveau oder einem leichten Rückgang aus (alte Prognose: Umsatz weitgehend auf Vorjahresniveau). «Der Preisdruck in den USA wird auch weiterhin anhalten», macht Jimenez auch im Gespräch mit AWP Video nochmals deutlich. Gleichzeitig betont er, dass die ersten Biosimilars in Europa deutlich besser als erwartet abgeschnitten hätten.
Und auch bei dem mit Spannung erwarteten Strategie-Update zu Alcon gab es zwar viel Licht, aber auch ein paar Aspekte, die von einigen Analysten zumindest leicht kritisch gesehen wurden. Denn eine endgültige Entscheidung wird nun erst für das erste Halbjahr 2019 in Aussicht gestellt. Hier hatten zahlreiche Marktakteure auf einen früheren Zeitpunkt gehofft.
Gleichzeitig hat die Sparte im dritten Quartal deutlich besser als erwartet abgeschnitten. «Um eine finale Entscheidung zu treffen, ist es wichtig, dass wir ein nachhaltiges Wachstum über mehrere Quartale hinweg vorweisen können», betont der CEO. So sei etwa eine Entscheidung über einen Spin-Off oder einen IPO noch nicht getroffen.
Börsengang bei Alcon bevorzugte Wahl
Wie der Novartis-CEO während einer Telefonkonferenz durchblicken liess, werde insbesondere ein Börsengang von Alcon mit Ausgabe von Alcon-Anteilen an die Novartis-Aktionäre überlegt. Der Wert der Augenheilsparte hänge dabei von vielen Aspekten ab. Mit seinen früheren Aussagen, dass es vor allem im Bewertungsbereich zwischen 25 und 35 Mrd USD eine Marktlücke gebe, habe er nicht direkt auf die mögliche Alcon-Bewertung abgezielt.
Für die Sparte Innovative Medicines wiederum hat Novartis den Ausblick angehoben. Neu wird zu konstanten Wechselkursen im laufenden Jahr eine leichte Umsatzsteigerung erwartet. Bislang wurde ein Umsatz weitgehend auf Vorjahresniveau oder eine leichte Steigerung prognostiziert.
Als Wachstumstreiber dafür nennt Jimenez vor allem die zuletzt eingeführten Mittel Cosentyx, Entresto und Kisqali. Sie stellten die Basis für den nächsten Wachstumsschub dar. Für die gerade erst zugelassene Zell-Therapie CTL019 bestätigt der CEO das potenzielle Blockbuster-Potenzial. «Wir werden bis Jahresende in den USA und der EU die Zulassung der Therapie für weitere Krebsarten beantragen, so etwa für DLBCL (diffuses, grosszelliges B-Cell-Lymphom)», kündigt Jimenez an.
Für den Gesamtkonzern rechnet der Pharmakonzern weiterhin mit einem Umsatz auf Vorjahresebene. Das operative Kernergebnis erwartet Novartis ebenfalls auf Vorjahresebene oder leicht darunter.
Umsatz und Gewinn über Vorjahr
Derweil hat der Konzern im dritten Quartal bei Umsatz und Gewinn zugelegt. Der Umsatz in Höhe von 12,41 Mrd USD lag um 2% über dem Vorjahreswert. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) ergab sich ein Zuwachs von ebenfalls 2%.
Das operative Ergebnis beziffert Novartis auf 2,36 Mrd USD, was eine Steigerung von 4% (+6% kWk) gegenüber dem dritten Quartal 2016 bedeutet. Der Reingewinn des fortgeführten Geschäftes nahm um 7% (+10% kWk) auf 2,08 Mrd zu.
Das operative Kern-Ergebnis hat sich im Berichtszeitraum bei 3,38 Mrd (+1% kWk) gegenüber dem Vorjahr stabil gehalten. Den Kern-Reingewinn weist Novartis mit 3,02 Mrd (+3%; +4% kWk) aus. Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte.
Trotz der überwiegend freundlich aufgenommenen Zahlen und strategischen Aussagen sackten die Novartis-Aktien am Dienstag um 3,0% auf 82,60 CHF ab. Am Vortag hatten sie bei 85,40 CHF ein frisches Jahreshoch markiert und ihr Plus seit Jahresbeginn damit auf etwa 15% gebracht. Der Leitindex SMI ging 0,58% tiefer aus dem Tag. (awp/mc/ps)