Novartis-CEO Joe Jimenez.
Basel – Der Pharmakonzern Novartis hat – ausser beim Gruppenumsatz – im zweiten Quartal 2012 mit den weiteren Eckdaten die Durchschnittserwartungen des Marktes leicht übertroffen. Vor allem dank guter Entwicklung in den Geschäftsbereichen Pharma und Alcon sowie weiteren Produktivitätssteigerungen sieht sich das Management auf Kurs, die für das Ganzjahr gesetzten Ziele zu erreichen. Dies, trotz Patentablauf von Diovan und zeitweiliger Schliessung der Produktionsstätte in Lincoln/Nebraska sowie Qualitätsproblemen in einigen Sandoz-Werken.
Im Berichtsquartal sank der Nettoumsatz im Vergleich mit dem Vorjahresquartal um 4% auf 14,30 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) stieg der Absatz allerdings um 1%, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Das operative Ergebnis fiel um ebenfalls 4% auf 3,19 Mrd USD (+1% kWk) und der Reingewinn blieb unverändert mit 2,73 Mrd (+5% kWk). Das operative Kern-Ergebnis wird mit 3,91 Mrd (-8%; -3% kWk) und der Kern-Reingewinn mit 3,36 Mrd (-6%; -2% kWk) ausgewiesen. Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte.
Der Free-Cash-Flow lag im Q2 mit 2,31 Mrd USD um 30% tiefer; für das erste Halbjahr ergibt sich ein Rückgang um 11% auf 4,37 Mrd.
Pharma-Umsatz um 1% rückläufig
Im Hauptbereich Pharma verminderte sich der Umsatz um 1% (+4% kWk) auf 8,26 Mrd USD. Mit Volumensteigerungen von 9 Prozentpunkten hätten die Auswirkungen neu eingeführter Generika (–4 Prozentpunkte) und ein negativer Preiseffekt von 1 Prozentpunkt mehr als wettgemacht werden können, so die Mitteilung weiter. Unter Ausschluss von Diovan sei der Nettoumsatz um 8% gestiegen. Das operative Ergebnis wird mit 2,74 Mrd um 2% (+3%) kWk tiefer ausgewiesen.
Alcon erzielte einen Umsatz von 2,65 Mrd USD (+1%; +5% kWk). Das operative Ergebnis stieg überproportional um 13% (+25% kWk) auf 419 Mio. «Die Divisionen Pharmaceuticals und Alcon erzielten im zweiten Quartal eine solide finanzielle Performance und eine gute operative Leistungsfähigkeit», sagte CEO Joe Jimenez an einer Telefonkonferenz am Donnerstag. «Unterstützt worden sei dies durch die anhaltende Ausrichtung auf die Verjüngung des Portfolios.» Dabei hätten die jüngst eingeführten Produkte 29% des Nettoumsatzes erwirtschaftet, gegenüber 25% im vergangenen Jahr.
Im ersten Halbjahr belief sich der Gruppenumsatz auf 28,04 Mrd USD (-3%; unv. kWk). Das operative Ergebnis wird mit 6,00 Mrd (-11; -7% kWk) und der Reingewinn mit 5,06 Mrd (-9%; -5% kWk) ausgewiesen. Mit dem Pharmageschäft wurde ein Umsatz von 16,09 Mrd ( unv.; +4%) und mit Alcon von 5,19 Mrd (+3%; +6% kWk) erzielt.
Restrukturierung US-Geschäft beendet – Lincoln liefert Ende Jahr wieder
Im zweiten Quartal konnte laut Mitteilung die im Januar 2012 bekannt gegebene Restrukturierung des US-Geschäfts abgeschlossen werden. Dies habe in der Berichtsperiode zu Einsparungen von rund 100 Mio USD geführt. Die Auswirkungen des Produktionsstopps im Werk Lincoln/Nebraska seit Anfang Januar wollte CEO Jimenez hingegen nicht genau beziffern. Das Werk, das die Auslieferung schrittweise voraussichtlich im vierten Quartal wieder aufnimmt, kommt auf einen Jahresumsatz von rund 1 Mrd USD.
Ausblick 2012 bestätigt
Das Management hat weiter den Ausblick für 2012 bestätigt. Auf Konzernebene wird so bei konstanten Wechselkursen unverändert mit einem Nettoumsatz auf dem Niveau des Jahres 2011 gerechnet. Den Erwartungen zufolge dürfte die operative Kerngewinnmarge des Konzerns bei konstanten Wechselkursen geringfügig unter dem Vorjahresniveau liegen.
Leicht negativer dürfte sich der wieder etwas stärkere Dollar auswirken. Auf Basis Durchschnittsniveau Juni wird neu mit einem negativen Effekt von rund 4% auf den Umsatz und etwa 3-4% auf das operative Ergebnis des Gesamtjahres gerechnet.
Jimenez baut auf Innovationensfähigkeit von Novartis
Auch längerfristig ist das Top-Management optimistisch. «Wir sind gut positioniert, um in den kommenden fünf Jahren an der Branchenspitze zu bleiben», sagte CEO Jimenez. Er erwarte weiterhin neuerliches Wachstum nach dem Auslaufen der Auswirkungen des Diovan-Patentverfalls. Dabei gründet der CEO seine Zuversicht auf die Innovationensfähigkeit von Novartis. Blockbuster-Potenzial attestiert er derzeit dem Multiple-Sklerose Medikament Gilenya und Afinitor in der Indikation fortgeschrittener Brustkrebs. (awp/mc/upd/ps)