Novartis fokussiert sich auf Hoffnungsträger
Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)
Basel – Der Pharmakonzern Novartis hatte bereits im Januar klargemacht, dass das erste Quartal schwierig würde. So ist es mit Blick auf die Umsatzentwicklung denn auch gekommen. Auf Gewinnseite ist dem Unternehmen dagegen eine positive Überraschung gelungen. Ein Grund zur Entwarnung ist dies für das Management um CEO Joe Jimenez aber nicht. An der Börse können sich die Aktien in einem insgesamt schwächeren Umfeld gegen den Trend stemmen.
Zunächst die Zahlen: Der Nettoumsatz fiel in der Berichtswährung US-Dollar um 3% auf 11,6 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) ergab sich ein Anstieg um 1%, vor allem die Sparten Pharma und Alcon setzen beide weniger um.
Das operative Kern-Ergebnis beziffert Novartis auf knapp 3,3 Mrd (-11%; -5% kWk) und den Kerngewinn je Aktie (Core-EPS) auf 1,17 USD (-12%; -5% kWk). Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte. Im Schnitt hatten die von AWP befragten Analysten dem Konzern weniger zugetraut.
Operatives Ergebnis in H1 tiefer erwartet
Auch wenn die Gewinnentwicklung am Ende etwas besser als befürchtet war, so dämpft CFO Harry Kirsch in einer Telefonkonferenz mit Analysten jeglichen Übermut im Keim. «Im ersten Halbjahr dürfte das operative Ergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zurückgehen.» Dabei dürfte das zweite Quartal den Tiefpunkt im laufenden Jahr bilden, ergänzt der Manager.
Im zweiten Halbjahr dagegen sollten unter anderem anziehende Umsätze bei Cosentyx gegen Schuppenflechte und beim Herzmittel Entresto den Trend beim operativen Gewinn umkehren, so dass unter dem Strich im Gesamtjahr ein operatives Kernergebnis auf Vorjahresebene übrig bleibt. Zudem setzt Novartis dabei weiter auf seine Wachstumsprodukte und darauf, die Produktivität zu verbessern.
Fokus auf Hoffnungsträger und Augensparte
Das Hauptaugenmerk bei Novartis gilt an diesem Tag ohne Frage drei Eckpunkten: Den beiden Hoffnungsträgern Cosentyx und Entresto ebenso wie der Augensparte Alcon. Für das Augengeschäft bleiben die Manager dabei, dass die Sparte im Verlauf des Jahres auf den Wachstumspfad zurückfinden sollte. Im ersten Quartal allerdings hinkten Umsatz und Ergebnis erneut den Analystenschätzungen hinterher.
«Fakt ist, dass wir innovativer sein müssen, was wir nur sein können, wenn wir die Bedürfnisse unserer Kunden besser verstehen», erklärt Michael Bell, der Chef der Augensparte. Er sehe grosses Potenzial in der Sparte. «Wann allerdings der Turnaround tatsächlich kommen wird, ist schwer zu sagen. Aber es bleibt dabei, dass wir damit rechnen, die Sparte später im Jahr zu nachhaltigem Wachstum zurück zu bringen.»
Wachstumstreiber
Bei dem angepeilten Wachstum in der zweiten Jahreshälfte verspricht sich das Management viel von den im vergangenen Jahr zugelassenen Mitteln Cosentyx und Entresto. Bislang habe sich «Cosentyx besser entwickelt als von uns erwartet», betonen Jimenez und auch sein Pharma-Chef David Epstein.
Das Mittel gegen Schuppenflechte darf in den USA seit Januar auch in den Indikationen Spondylitis Ankylosans (Morbus Bechterew) und Psoriasis Arthritis (Schuppenflechtenarthritis PsA) eingesetzt werden. «Die neuen Indikationen haben ein ähnliches Potenzial wie Schuppenflechte. Daher gehen wir davon aus, dass wir im Jahresverlauf weiteres Wachstum sehen werden». Man sei jedenfalls sehr gespannt bei Novartis, betont der CEO.
Beim Herzmittel Entresto glauben beide, Jimenez und Epstein, weiterhin an das Blockbuster-Potenzial – allerdings werde es bis dahin länger dauern als zunächst gedacht. Im ersten Quartal waren die Umsätze mit dem Mittel schwächer als von Analysten erwartet ausgefallen. Allerdings stimme ihn der bisherige Umsatzverlauf in Europa zuversichtlich. Von den Spitzenumsätzen dürfte Novartis daher einen grossen Teil ausserhalb der USA generieren, ist sich der Pharma-Chef sicher.
Ausblick auf Gesamtjahr bestätigt
Mit Blick auf das Gesamtjahr bestätigt Novartis den bisherigen Ausblick. So erwartet der Konzern den Nettoumsatz wie auch das Kernergebnis weitgehend auf dem Niveau von 2015. Die Einbussen durch Generikakonkurrenz werden weiter auf 3,2 Mrd USD veranschlagt und sollen vollständig wettgemacht werden. Leicht tiefer als Ende Januar werden die Auswirkungen der Wechselkurse eingeschätzt.
An der Börse legten die Novartis-Titel im insgesamt schwächeren Markt (SMI: -0,3%) um 0,7% auf 74,55 CHF zu. (awp/mc/upd/pg)