Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)
Basel – Für den Pharmakonzern Novartis war 2015 kein einfaches Jahr. Neben der schwächelnden Augensparte Alcon verhagelten noch der erstarkte US-Dollar und Patentabläufe die Konzernrechnung. Mit einem umfangreichen Umbau soll Alcon wieder auf Spur gebracht und die Kosten konzernweit deutlich reduziert werden. Eine erhöhte Dividende sowie ein neues Aktienrückkaufprogramm über 10 Mrd CHF sollen die Aktionäre bei Laune halten.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 verminderte sich der Novartis-Konzernumsatz um 5% auf 49,4 Mrd USD, das operative Kernergebnis nahm ebenfalls um 5% auf 13,8 Mrd ab. Zu konstanten Wechselkursen gerechnet resultierte dagegen ein Umsatzplus von 5% sowie eine Zunahme des operativen Kernergebnisses um 10%, wie der Pharmakonzern am Mittwoch mitteilte.
Neue Aufspaltung von Alcon
Dass man die Probleme bei Alcon angehen werde, hatte Novartis-Chef Joseph Jimenez bereits im Oktober in Aussicht gestellt. Wie er vor Journalisten am Mittwoch erklärte, habe eine genaue Analyse vor allem drei Hauptprobleme aufgedeckt: Alcon sei nicht innovativ genug gewesen. Zudem habe sich die Sparte in den vergangenen zwei Jahren zu weit von ihren Kunden weg bewegt und schliesslich zu wenig investiert.
Mit einer Restrukturierung soll sich das ändern. Konkret sieht der Plan vor, dass sich die Augensparte künftig auf die Kerngeschäfte Augenchirurgie (Surgical) und Kontaktlinsen und Kontaktlinsenpflege (Vision Care) fokussiert. Die pharmazeutischen Produkte von Alcon werden in die Division Pharmaceuticals transferiert.
Für Jimenez stellen die geplanten Schritte einen Weg dar, die Sparte wieder auf Wachstumskurs zu bringen und die Wettbewerbsposition des Konzerns zu festigen. So werde das erste Halbjahr noch im Zeichen der Umbauten stehen, sollten sich die Massnahmen ab der zweiten Jahreshälfte 2016 in den Zahlen widerspiegeln. Die Verantwortung für Alcon liegt neu bei Mike Ball, der die Führung von Alcon ab 1. Februar übernehmen wird.
Jimenez betont Entrestos Blockbuster-Potenzial
Um Optimismus bemüht ist Jimenez auch beim neuen Herzmittel Entresto. Mit einem Umsatz von 5 Mio USD im vierten Quartal sind die Erwartungen der Analysten klar verfehlt worden. Sie hatten mit 54 Mio USD gerechnet. «Wir hatten einen langsamen Start in den USA», gibt Novartis-CEO Joseph Jimenez denn auch unverblümt im Interview mit AWP-Video zu. Das habe aber daran gelegen, dass Novartis aufgrund des US-Gesundheitssystems keinen Marktzugang gehabt habe. So würden viele Versicherer in den USA für die ersten sechs Monate bei einem neuen Medikament keine Rückerstattung zahlen.
«Die sechs Monate sind nun vorbei und man kann sehen, dass die Rückerstattungen bereits angezogen haben». Daher ändere sich auch an dem Langfristprofil von Entresto nichts. Bei Markteinführung hatte Novartis für das Mittel einen Spitzenumsatz von etwa 5 Mrd USD in Aussicht gestellt.
Deutlich besser lief die Markteinführung von Cosentyx gegen Schuppenflechte. Jimenez gibt sich optimistisch, dass die beiden Mittel zusammen im laufenden Jahr nahe an den erwarteten Umsatz von 1,5 Mrd USD herankommen werden.
Kosteneinsparungen von 1 Mrd Dollar jährlich ab 2020
Novartis plant noch weitere Umbauten und Effizienzsteigerungen. Sie alle zusammen sollen dem Konzern ab 2020 Kosteneinsparungen von 1 Mrd USD jährlich ermöglichen. Das laufende Jahr 2016 sieht CEO Jimenez dabei als Übergangsjahr. Das liege nicht zuletzt an den erwarteten Umsatzeinbussen durch Generikakonkurrenz. Mit mehr als 3 Mrd USD dürften diese 2016 so hoch ausfallen wie noch nie zuvor.
Entsprechend verhalten fällt der Ausblick von Novartis für das laufende Jahr aus: Sowohl den Nettoumsatz als auch das Kernergebnis erwarte man 2016 auf der Ebene von 2015. Ohne den Einfluss von Generikakonkurrenz für Glivec rechnet Novartis auf Konzernebene mit einer Steigerung des Nettoumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich (kWk) und einer Steigerung des operativen Kernergebnisses im mittleren Zehnprozentbereich (kWk).
Mit Blick auf die Währungseinflüsse rechnet Novartis gegenüber dem Vorjahr mit einem negativen Effekt von 3% auf den Umsatz bzw. 5% auf das operative Kernergebnis im Gesamtjahr – vorausgesetzt die Wechselkurse halten sich im restlichen Jahresverlauf auf dem Niveau von Anfang Januar.
Erwartungen nicht erfüllt
Mit den vorgelegten Zahlen hat der Pharmakonzern die eigene Guidance bezüglich Umsatzzunahme geschafft und auf Gewinnebene gar übertroffen. Die Erwartungen der Analysten hat Novartis dagegen damit nicht ganz erfüllt. Ihre ersten Einschätzungen fallen denn auch verhalten aus. Trotz Restrukturierung sei nicht klar, ob die Probleme bei Alcon nun tatsächlich gelöst würden, heisst es beispielsweise bei Vontobel.
An der Börse kamen die News insgesamt gar nicht gut an. Mit einem Kursverlust von 3,7% waren die Aktien klares Schlusslicht im SMI. Dieser schloss 0,10% höher. (awp/mc/pg)