Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)
Basel – Der Pharmakonzern Novartis hat sich im ersten Quartal 2013 besser entwickelt als im Markt erwartet. Zur guten Entwicklung haben alle Divisionen beigetragen. Auch sieht das Management den Konzern auf Kurs, die für das Ganzjahr anvisierten Effizienzgewinne zu erzielen. Die bisherige Guidance für 2013 wurde so bestätigt. Restrukturiert wird die in der Vergangenheit mit Qualitätsproblemen behaftete US-Produktionsstätte in Lincoln. Zudem wird Harry Kirsch neuer Finanzchef.
Der Nettoumsatz stieg in der Berichtsperiode im Vergleich mit dem Vorjahresquartal um 2% auf 14,02 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) sei der Absatz um 4% gestiegen, teilte Novartis mit. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 6% auf 2,90 Mrd USD (+10% kWk) und der Reingewinn um 7% (+13% kWk) auf 2,42 Mrd. Der Free-Cash-Flow lag mit 1,30 Mrd um 37% tiefer, was auf höhere Steuerzahlungen und grösseren Bedarf an Umlaufvermögen zurückgeführt wird.
Das operative Kern-Ergebnis wird mit 3,71 Mrd USD (+3%; +6 kWk) und der Kern-Reingewinn mit 3,25 Mrd (+7; +10% kWk) ausgewiesen. Die operative Marge stieg um 0,8 Prozentpunkte (PP) auf 20,7% bzw. auf Kern-Basis um 0,2 PP auf 26,5%. Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte.
Mit den ausgewiesenen Zahlen hat der Konzern die Erwartungen des Marktes (AWP-Konsens) beim Konzernumsatz getroffen, auf den Gewinnebenen indessen teils deutlich übertroffen.
«Solides Quartal»
Das Management gibt sich mit dem Geschäftsverlauf in der Berichtsperiode zufrieden. «Novartis konnte ein solides Quartal vorlegen, das von Wachstumsbeiträgen aller Divisionen geprägt war», sagte CEO Joseph Jimenez an einer Telefonkonferenz.
Umsatzeinbussen durch Generikakonkurrenz
Unter den einzelnen Geschäftsbereichen lag in der Pharma-Division der Umsatz mit 7,88 Mrd in USD auf Vorjahresniveau (+3% zu kWk). Eine starke Volumensteigerung von 9 Prozentpunkten (PP) habe die Einbussen durch Generikakonkurrenz von 6 PP mehr als wettgemacht, heisst es weiter. Die Preise seien dabei unverändert geblieben. Für das Ganzjahr geht CEO Jimenez weiterhin von Umsatzeinbussen durch Generikakonkurrenz von 3,5 Mrd aus, im ersten Quartal belief sich die Einbusse vor allem bei Diovan auf 500 Mio. Dagegen sorgten Wachstumsprodukte wie Gilenya, Afinitor, Tasigna, Galvus, Lucentis, Xolair, Onbrez Breezhaler/Arcapta Neohaler und Jakavi zusammen für einen Umsatz von 4,2 Mrd bzw. 30% des Konzern-Nettoumsatzes. Damit legten diese im Vorjahresvergleich um 14% zu.
In der Berichtsperiode sind zudem acht Zulassungen in der EU und den USA sowie die Anerkennung der US-Gesundheitsbehörde FDA für LDK378 als therapeutischen Durchbruch bei Lungenkrebs erreicht worden.
Augenheil-Bereich soll im Jahresverlauf «gutes Wachstum» bringen
Die zweitgrösste Division – Alcon – erzielte einen Umsatz von 2,57 Mrd USD (+1%; +3% kWk). Im späteren Jahresverlauf verspricht sich CEO Jimenez dank der Einführung neuer Produkte «gutes Wachstum» im Augenheil-Bereich.
Weiter haben Sandoz 2,26 Mrd USD (+6%; +7% kWk), Vaccines and Diagnostics 327 Mio (+9%; +10% kWk) und Consumer Health 987 Mio (+6%; +7%) zum Umsatz beigetragen. Auf operativer Gewinnebene belastete einzig Vaccines and Diagnostics mit einem Verlust von 157 Mio.
Restrukturierunge des US-Werks Lincoln
Während sich das Management bei den anvisierten Effizienzgewinnen von 3 bis 4% des Nettoumsatzes in 2013 auf Kurs sieht, fällt infolge der Restrukturierung des US-Werks in Lincoln ein zusätzlicher Aufwand in Höhe von 100 Mio USD an, davon 51 Mio zu Lasten des ersten Quartals. Der Restrukturierung fallen 300 Stellen bzw. 40% der Belegschaft zum Opfer.
Auf Kurs bei Effizienzgewinnen
Andererseits wurden mit Initiativen zur Produktivitätssteigerung im Berichtsquartal Bruttoeinsparungen von rund 600 Mio USD erzielt, davon 250 Mio im Beschaffungswesen. Für die Optimierung des Produktionsnetzwerks wurden 66 Mio aufgewendet, seit Beginn der Initiative im Jahr 2010 sind es 466 Mio.
Ausblick bestätigt
Das Management des Pharmakonzerns hat angesichts des bisherigen Geschäftsverlaufs den Ausblick 2013 bekräftigt. Auf Konzernebene wird zu konstanten Wechselkursen mit einem Nettoumsatz auf dem Niveau des Jahres 2012 gerechnet. Ohne die Auswirkungen von Generikakonkurrenz (bis zu -3,5 Mrd USD) würde der Nettoumsatz des Konzerns 2013 mindestens einen Zuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich aufweisen, heisst es weiter.
Aufgrund von Generikakonkurrenz und Investitionen in Neueinführungen dürfte das operative Kernergebnis des Konzerns (zu kWk) 2013 voraussichtlich einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aufweisen. Das operative Kernergebnis (Patentabläufe ausgenommen) werde 2013 voraussichtlich stärker wachsen als der zugrundeliegende Umsatz, heisst es.
Der Wechselkurseffekt wird auf -2% auf den Umsatz bzw. rund -4% auf das operative Ergebnis des Gesamtjahres veranschlagt.
Harry Kirsch wird neuer CFO
Weiter hat der Konzern den Abgang von CFO Jon Symonds bekannt gegeben. Sein Nachfolger wird ab 1. Mai Harry Kirsch, bisher CFO der Pharma-Division.
USA: Anklage wegen Kickback-System bei Medikament Myfortic
Ungemach droht Novartis in den USA: Die New Yorker Staatsanwaltschaft und das FBI haben den Basler Pharmakonzern wegen eines Multimillionen-Kickbacksystems für das Nierentransplantations-Medikament Myfortic angeklagt. Demnach soll Novartis an 20 oder mehr Apotheken Kickbacks in Form von Rabatten und Ermässigungen gegeben haben, damit diese an Patienten das Medikament Myfortic anstelle eines Konkurrenzmedikamentes und/oder eines Generikums abgegeben hätten.
Laut der Klage haben die staatlichen Krankenversicherungen Medicare und Medicaid dadurch mehrere zehn Mio US-Dollar an Vergütungen basierend auf falschen, auf dem Kickbacksystem beruhenden Forderungen ausbezahlt. Die Staatsanwaltschaft fordert entsprechend Schadenersatzzahlungen und eine Busse. Novartis habe mit den Zahlungen die Unabhängigkeit von gewissen Apotheken verletzt und diese zu Verkäufern eines ihres Medikamentes gemacht, sagt Preet Bharara in der Mitteilung.
Novartis weist Vorwürfe zurück
Und dadurch, dass dieses Vorgehen vor Ärzten, Patienten und dem staatlichen Gesundheitsprogamm versteckt gehalten worden sei, habe die Öffentlichkeit viele Millionen Dollar zu viel bezahlt. Novartis sei ausserdem ein Wiederholungstäter, da der Konzern vor weniger als drei Jahren Zahlungen wegen ähnlicher Vergehen habe leisten müssen. Novartis wies die Vorwürfe zurück. (awp/mc/pg)