Novartis bekommt Wechselkurse zu spüren

Novartis bekommt Wechselkurse zu spüren
Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)

Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)

Basel – Der Pharmakonzern Novartis hat die Dollarstärke im zweiten Quartal 2015 wie erwartet stark gespürt. Dies führt im ausgewiesenen Quartalsergebnis zu deutlichen Einbussen. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) verzeichnete die Gruppe dagegen Wachstum, erreichte die eigene Zielsetzung aber nicht ganz. Der Gesamtjahresausblick für den Konzern wird am Dienstag trotzdem bekräftigt.

Entsprechend entspannt gibt sich CEO Joseph Jimenez an der Telefonkonferenz zum Thema Wechselkurseinflüsse: Man habe die Bewegungen im Blick und ja, im zweiten Quartal hätten sich die Veränderungen deutlicher bemerkbar gemacht. Dem werde man auf Kostenseite entgegentreten, zeigt sich der Manager zuversichtlich. Um zu untermauern, dass der Pharmakonzern trotzdem zufrieden sein kann mit seiner Entwicklung, verweist er auf die Entwicklung zu konstanten Wechselkursen.

Erwartungen nicht ganz erfüllt
So verminderte sich der Nettoumsatz in der Berichtsperiode in der Konzernwährung US-Dollar um 5% auf 12,7 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) ergab sich dagegen ein Plus um 6%. Die Wachstumsprodukte erhöhten ihre Verkäufe um 24% auf 4,4 Mrd USD und steuern damit bereits 35% zum Nettoumsatz bei.

Das operative Ergebnis verminderte sich um 28% (-14% zu konstanten Wechselkursen kWk) auf 2,3 Mrd. Den Rückgang begründet Novartis vor allem mit Abschreibungen auf den neuen Onkologieprodukten sowie mit einem Gewinn aus einer geschäftlichen Einigung im Zusammenhang mit geistigem Eigentum in der Vorjahresperiode. Dies sei zumindest teilweise durch eine starke operative Performance wettgemacht worden. Der Reingewinn nahm als Folge eines geringeren Ertrags aus assoziierten Gesellschaften überproportional um 32% (-18% zu kWk) auf 1,9 Mrd USD ab. Mit den vorgelegten Zahlen hat Novartis die durchschnittlichen Schätzungen der Analysten nicht ganz erreicht.

Im Halbjahr resultierte insbesondere als Folge der Gewinne aus der Veräusserungen von Animal Health sowie den Transaktionen mit GSK im ersten Quartal ein hoher Konzerngewinn von 14,8 Mrd USD bei einem ausgewiesenen Umsatz von 24,6 Mrd.

CEO zufrieden mit Sparten Pharma und Sandoz
Besonders gut habe der Konzern in den Sparten Pharma und Sandoz abgeschnitten, erklärt der CEO an der Telefonkonferenz. «Der Fokus auf die Verjüngung der Produktpipeline und Innovation hat sich deutlich ausgezahlt.» Dabei habe der Pharmakonzern alleine im zweiten Quartal mit der Einführung des Herzmittels Entresto und dem MS-Generikum Glatopa von Sandoz punkten können.

Die Pharmasparte erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz von 7,8 Mrd USD (-4%; +6% kWk). Einschliesslich der von GSK übernommenen Produktpipeline habe der Bereich seine Volumina um 13 Prozentpunkte steigern können. Zudem konnte Novartis durch positive Preiseffekte die negativen Auswirkungen durch Generikakonkurrenz für die Diovan Monotherapie, Exforge und Vivelle – Dot in den USA zum Teil kompensieren.

Sehr zufrieden zeigt sich Jimenez über die Entwicklung der Sandoz-Sparte. Volumensteigerungen von 17% hätten den Preisverfall von 6% mehr als wettgemacht. Massgeblich dazu beigetragen habe die Einführung von Glatopa. Entsprechend gibt sich das Management für die Sparte im weiteren Verlauf optimistischer als bisher und erwartet eine Umsatzzunahme im hohen einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte Novartis ein Plus im mittleren einstelligen Bereich in Aussicht gestellt.

Alcon-Ausblick gesenkt
Dagegen sei man mit dem Abschneiden der Augensparte Alcon nicht zufrieden, betont der CEO. Hier müsse man künftig noch stärker auf Innovationen setzen, um das Geschäft wieder auf Kurs zu bringen, kündigte er an. Den Ausblick für die Sparte senkt Novartis denn auch. Neu wird hier ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich (bisher: mittlerer bis höherer einstelliger Prozentbereich) erwartet.

Für den Gesamtkonzern wird der Jahresausblick dagegen bestätigt. Demnach soll der Konzernumsatz zu konstanten Wechselkursen im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Das operative Kernergebnis soll stärker zulegen als der Umsatz und zwar im hohen einstelligen Prozentbereich. Die in dieser Guidance eingerechnete Umsatzeinbusse durch Generika beziffert Novartis jetzt auf 2,4 Mrd USD nach bislang 2,5 Mrd USD. Dabei erwartet sich das Unternehmen Rückenwind durch die Sparte Novartis Business Services, durch die vor allem die Kostenseite unter Kontrolle gehalten werden soll.

Sofern sich die Wechselkurse im restlichen Jahresverlauf auf dem Niveau von Mitte Juli halten, rechnet Novartis nun mit einem negativen Währungseffekt von 9% auf den Umsatz bzw. 13-14% auf das operative Kernergebnis im Gesamtjahr. Dieser Währungseffekt resultiere aus dem anhaltenden Wertzuwachs des US-Dollars gegenüber den meisten anderen Währungen. Bislang ging die Gruppe von einem negativen Währungseffekt von 10% beim Umsatz beziehungsweise von 13% beim operative Kernergebnis aus.

Klare Worte in Richtung USA
Auf die Frage, ob es in puncto US-Schadenersatzforderungen Neuigkeiten gebe, antwortet Jimenez deutlich: Man werde die Anschuldigungen anfechten und sich zur Wehr setzen. (awp/mc/upd/ps)

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